Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
hielt, konnte er den Gruß nur mit einer dezenten Verbeugung erwidern.
»Ehre eures Weges. Ich bitte euch, mir zu folgen, an einen Ort, wo ihr ruhen könnt. Einen Ort, an dem ihr Frieden finden werdet, solange ihr es wünscht«, sprach der Grauhaarige.
»Ihr seid ein Abt«, stellte Ilias kurz fest und sein Misstrauen war deutlich zu spüren, waren sie doch erst in den Genuss des christlichen Glaubens gekommen.
»Ja, ich bin Abt. Doch die Unwissenheit der Landbevölkerung und deren Handeln ist nicht vergleichbar mit unserem Wissen.«
»Ihr sprecht in Rätseln«, meinte der Krieger trocken.
»Ich erbitte euer Vertrauen.« Er sah den Magier scharf aber freundlich an. Noch zögerte Barshim, doch dann gab er sein Einverständnis. Er konnte die Ehrlichkeit der Worte fühlen. Und wo sollten sie auch sonst hin?
Die Pferde, die sie in einer der Stallungen gefunden hatten, waren gesattelt, als auch Cashimaé wieder zu sich kam. »Was, wo…« Verwirrt kam sie hoch. Sie drehte sich hastig um und als sie Barshim sah, wurde ein erleichtertes Lächeln sichtbar. »Ich wusste, dass du es schaffst.«
Er starrte sie überrascht an. »Ich? Breda, du warst es, die den Shala in die andere Welt zurückgeschickt hat.«
»Ich? Wieso ich?« Ihr Unverständnis war nicht gespielt.
Er berührte ihr Gesicht. »Eldare inuesha, laundra duane at elorim. Es waren deine Worte und er gehorchte.«
Sie lachte verlegen und unsicher. »Ich weiß nur noch, dass Tamin mich als Schutzschild benutzt hat. Wo ist dieser Mistkerl überhaupt?«
»Ebenso fort.«
»Ich grüße euch«, schaltete sich der Abt ein. Cashimaés Aufmerksamkeit wurde nun auf den alten Mann gelenkt, der immer noch auf seinem Pferd saß und wartete. In tiefer Ehrfurcht erneuerte er den Magiergruß, zögernd tat sie es ihm gleich.
»Der Abt ist so freundlich, uns Unterkunft zu gewähren«, erklärte Mariella.
»Gut. Einen Moment bitte!« Cashimaé lief zu dem Gebäude, wo man sie entkleidet hatte. Sie wusste nicht was ein Abt war, sie wollte nur weg von hier. Nur wenige Minuten später kehrte sie mit ihrem Mantel zurück. Dann lief sie zur Stelle, wo Tamin sie festgehalten hatte. Im Staub fand sie das Medaillon und hob es auf. Ein Lederband, dachte sie, das wär’s. Diese Ketten rissen zu schnell.
Mit strahlendem Lächeln kam sie zurück und saß auf. »Können wir? Nichts ist mir lieber, als diesen Ort zu verlassen.« Etwas Kindliches lag in der Art wie sie sprach und sich bewegte.
Ilias schüttelte nur den Kopf, doch alle folgten der Aufforderung. Einige Tage der Ruhe waren eine schöne Aussicht. Zu vieles war geschehen und ihnen allen war nach Frieden zumute.
Barshim betrachtete jede von Cashimaés Bewegung. Er war sich so sicher gewesen, zu wissen, woher sie stammten und wer sie waren. Doch was geschehen war, ließ ihn an allem zweifeln. Vorhin hatte sie so unendlich Weise gewirkt und er dagegen nur ein Schatten und jetzt war es fast, als wäre ein junges Mädchen wieder zurückgekehrt, die die Strapazen der letzten Tage vergessen hatte.
- Wohin geht unser Weg? -
Ein paar Tage später erreichten sie ein riesiges steinernes Gebäude. Auf den Feldern ringsherum arbeiteten Männer, um die Ernte einzubringen. Aufmerksame Augen folgten ihnen, doch niemand sprach sie an oder machte den Anschein, als seien sie unerwünscht. Endlich ritten sie durch den hohen Steinbogen in den Innenhof der Mauern. Vor ihnen lag ein altes Schloss, aus festem Gestein gehauen. Rund um den Bogen befanden sich Stallungen und Lagerräume aus Holz. Der Hof war großzügig angelegt worden, in dessen Mitte ein Brunnen stand.
Einige Männer warteten bereits auf sie. »Seid willkommen in unserem Hause, wenn ihr mit friedlichen Absichten gekommen seid.«
Der Abt saß ab. »Sie sind unsere Gäste.«
Ein weiterer Mann verbeugte sich, die Hände in den weiten Ärmeln seiner Kutte verborgen. »Ihr seid willkommen bei uns. Wir werden mit euch teilen, was wir haben. Kommt, wir haben bereits Speisen und Getränke bereitgestellt und danach könnt ihr ein wenig Ruhen, bevor ihr uns von eurer Reise erzählt.« Sie folgten ihm ohne ein weiteres Wort.
Barshim hob den Kopf und sah zu den Zinnen hinauf. Der Ort wirkte so voller Frieden und Ruhe und er begann, sich zu entspannen. Er spürte in diesem Moment Respekt für die Menschen. Dass sie fähig waren, solch imposante Gebäude zu bauen, hatte er nicht gewusst. Nun, was wusste er eigentlich über sie? Nichts.
Dankbar aßen und tranken sie und nach einem
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