Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
gebe vor, ein Arschloch zu sein. Du bist eines!«
*
In jenem Raum lag vor dem Feuer das Mädchen im Fieberwahn gefangen. Daneben saß eines der Kreismitglieder, dessen blaue Augen blitzten, als er sie schloss. Die Flammen fingen sich im blonden Haar und ließen es im Schein tanzen.
Weit weg, in einem anderen Raum, lag ein Magier auf einer hölzernen Bank. Neben ihm die Priesterin Liyiells, die in regelmäßigen Abständen ein kühles Tuch auf seine Stirn legte.
Zwischen ihnen lag der unendliche Raum des Geistes. Dort, wo sich manchmal Träume fanden und Gedanken und Bilder aufeinander trafen.
»Barshim!«, rief Tamin.
Jetzt standen sie einander gegenüber in dieser eigens erschaffenen Wirklichkeit aus Magie. In einem Nichts aus undurchdringlichem Nebel.
»Du hast es also begriffen«, sagte Barshim und seine schwarzen Augen blitzten.
Tamin hingehen zeigte offen seine Belustigung. »Also bitte! Für wie dumm hältst du mich? Es war nur eine Frage der Zeit.« Er musterte seinen Feind, der stolz aussah wie eh und je, doch seine Augen sprachen etwas anderes. Die dauernde Verbindung hatte Barshim geschwächt.
»Du hilfst ihr also mit deiner Energie?«, fragte Tamin.
»Du bist dazu ja nicht fähig, Kreismitglied.«
»Oh, sind wir etwa neidisch Barshim? Weil ich eine Stellung habe, die du nicht besitzt? Ich könnte dir einen Deal vorschlagen.«
Barshims Blick wurde abfällig. »Ich bitte dich, unterlassen wir die Spielereien. Ich habe dich lange schon durchschaut, Tamin. Blende den Kreis, mich blendest du nicht. Du willst die Elemente beherrschen und damit die ganze Alte Welt. Soll ich dir was sagen? Diese Ziele sind mir zu primitiv und banal. Also werden wir zwei Hübschen nie zusammen kommen. Wenn wir das Ganze recht überdenken, sind wir uns doch einig, dass du mich vernichten musst.«
Tamin lachte. »Ach Barshim, es könnte doch einfacher sein. Du schließt dich mir an. Dein kleines nettes Ziel darfst du dann gerne umsetzen und mir den Rest überlassen.« Barshims Schweigen reizte ihn. »Ihr könnt nur zusammen eine Einheit ergeben. Jeder von euch ist stark, doch nur zusammen seid ihr gefährlich. Also, wenn du dich mir nicht anschließt, wird sie es tun.«
Nun war es Barshim, der sich über ihn amüsierte. »Das glaubst du doch selber nicht.«
Tamin weitete seine Energien aus und erreichte den Schutzwall, den Barshim um sich herum errichtet hatte. »Hm, deine Kraft ist fast erschöpft, lange kannst du die Verbindung nicht mehr halten. Ich mache dir einen anderen Vorschlag.«
Barshims Sinne schlugen Alarm. Tamin hatte Recht. Die Tage der intensiven Verbindung zu Cashimaé hatten ihn geschwächt, vor allem, da sie ihm in keiner Weise helfen konnte. Er wusste nicht einmal, ob sie spürte, dass er die ganze Zeit an ihrer Seite wachte. Sein Schutz war fast verbraucht, doch sie brauchte ihn noch.
Tamins Augen funkelten, als er die eigene Kraft bündelte und sie urplötzlich auf Barshim richtete. »Du bist Schwach Magier!« Er schob die Handflächen nach vorne, zwei blaufarbene Blitze schossen auf Barshim zu und trafen ihn mit voller Wucht. Der junge Magier fiel zu Boden und bemerkte, dass seine Umgebung verschwamm. »Nein!«, schrie er.
Damit kam er wieder auf die Füße. Ein Angriff im Geiste wäre normalerweise ungefährlich für ihn gewesen, nicht jedoch wenn er sich selber teilen musste. Barshim strich sich das Blut von der Lippe.
Tamin stand noch immer an derselben Stelle und hatte sich nicht bewegt. Doch sein Gesicht drückte seine Siegessicherheit aus. »Dein Schutz ist fast aufgebraucht. Wie lange willst du es durchstehen? Oder sollte ich es gleich hier und jetzt beenden?« Die Luft vibrierte, während sich Tamin konzentrierte.
Ein Licht glomm kurz auf und plötzlich schwebte zwischen ihnen ein Dolch, dessen Spitze geradewegs auf Barshims Herz zeigte. Der Griff war rot wie Blut und mit Runen übersät.
»So, so. Wir setzen also Hexerei ein. Wie tief bist du gesunken, Tamin? Du wirst keinen von uns auf deine Seite bekommen. Niemals!«
»Träum weiter, du kleiner Bastard der Wüste.« Die Runen bewegten sich und in der nächsten Sekunde schoss die Waffe auf Barshim zu…
*
In einem anderen Raum, weit weg. Barshim schrie und fuhr hoch, seine Hand schnellte an seine rechte Brust. Mineshka konnte ihn gerade noch halten, sonst wäre er von der Bank gefallen.
»Meine Güte, was ist denn los?« Die Priesterin war zutiefst erschrocken.
Er zog die Hand zurück und blickte auf die Wunde an seiner linken
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