Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
Art, wie er Dinge anfasst. Die Begeisterung, die er für seine Ziele verbreitet. Ja, ich hatte Achtung vor ihm. Ich habe ihm die Hand gereicht und er? Er hat sie angespuckt. Hat mich ausgelacht und mich verhöhnt! Er hat seine letzte Chance vertan. Aber du, du wirst die Magie mit mir teilen…«
Cashimaés Augen nahmen etwas Kaltes an. »Niemals«, schrie sie.
Tamins Zorn stieg ins Unermessliche. In der nächsten Sekunde wirbelte er Cashimaé wie einen nassen Sack herum und ließ los. Sie schlug erst gegen den Tisch und dann der Länge nach auf den Boden. Benommen blickte sie hoch. Ihre Kette war durch den Griff an Tamins Finger hängen geblieben, das Band gerissen und das Medaillon nicht unweit vor Mineshkas Füßen auf dem Boden gelandet.
»Du wirst nicht mehr nach deiner Meinung gefragt«, rief Tamin, »hast du das immer noch nicht begriffen? Kleines, dummes Mädchen!«
Mineshka hob das Schmuckstück auf. Ihre Augen sahen aus, als wäre sie in einer anderen Welt, weit ab von allem, was um sie herum geschah.
»Armis«, flüsterte sie leise und strich, so wie es Cashimaé damals getan hatte, liebevoll über die Gravur. »Zusammen, was zusammen gehört«, formten ihre Lippen.
Tamin packte Cashimaé brutal am Handgelenk und zerrte sie wieder hoch. »Ich will von dir wissen, was dir die Elemente erzählen. Ich will wissen, was genau du bist.«
Obwohl ihr alles wehtat, kniff das Mädchen die Lippen fest zusammen. Seine idiotischen Fragen ergaben keinen Sinn. Cashimaé hatte das Gefühl, Tamin drehe gerade restlos durch.
»Du willst es nicht anders!«, sagte er und zog sie mit unglaublicher Kraft hinter sich her, an Mineshka vorbei, aus dem Haus und über den Hügel. Sie stolperte hinter ihm her, bis zum Ufer des Sees. Er stieß sie ins kalte Wasser und packte sie am Hinterkopf bei den Haaren. »Redest du jetzt?«
Kein Laut kam über ihre Lippen, nichts. Aus Trotz oder Benommenheit über die Situation? Das wusste Cashimaé in diesem Moment auch nicht.
Er stieß ihren Kopf unter Wasser, bis sie es schluckte. Sie schlug wie wild mit beiden Händen auf die Wasseroberfläche, erst dann riss er ihren Kopf wieder hoch. Aus dem Dunkeln des Wassers zurück ins Tageslicht, das jäh in ihren Augenhöhlen explodierte. Sie japste nach Luft.
»Und was hältst du jetzt davon?!«, zischten Tamins Worte an ihr vorbei, gleich einer Schlange, die durchs Unterholz kroch. Doch kein Wort, kein Flehen, kein Betteln kam über ihre Lippen. Sogar den Drang, husten zu müssen, unterdrückte sie und kniff die Lippen noch fester aufeinander. Nach dem dritten Mal unter Wasser konnte sie jedoch den Reiz nicht mehr zurückhalten, ihre Lungen schmerzten und schrien, auch wenn es keiner hören konnte.
»Du überschätzt deine Rolle, Cashimaé. Sprich, verdammt nochmal!« Ihr Gesicht glich einer bleichen Mondscheibe mit zwei dunklen Löchern. Ihre Miene war wie in Stein gemeißelt. Und dieses Ding, das einmal ein durch die Wiesen laufendes Kind gewesen war, sprach: »Sperre meinen Körper ein, meinen Geist wirst du niemals besitzen!«
Nach ihren Worten stand ihm Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Dieser Ausdruck nahm etwas Endgültiges an, verzehrt vom eigenem Hass und der Niederlage gegen seinen größten Feind Barshim.
»Schön, dann geh!« Damit drückte er sie zum letzten Mal unter Wasser und der Druck in ihrem Nacken sprach aus, was er dachte:
Was ich nicht besitze, werde ich vernichten!
Aus einem ersten Impuls heraus wollte Cashimaé um sich treten, doch sie unterließ es. Sie war zu geschwächt, zu erschöpft und sie hatte ihre Worte ernst gemeint. Sie war diesen Kampf so leid. So viele Monate hatte sie schon der Schmerz des Verrats zerfressen, ihr die Krankheit die Kraft genommen. Wenn die Welt nur aus Lug und Trug bestand, was sollte sie dann hier?
Cashimaé riss die Augen in der schwammigen Dämmerung weit auf. Die angenehme Kühle des Wassers wurde intensiver, erfasste ihren Körper. Sie unterdrückte den Schmerz in ihrem Kopf und in den Lungen. Barshim, der Name taumelte durch ihren Geist.
Sollte sie als Mensch jetzt sterben, so würde sie in Ehre gehen, wie es einer Magierin gebührte und nicht schreiend und winselnd, wie eines der niederen Wesen.
- Höre mich, du heiliges Element, wenn es meine Zeit ist, bitte ich dich, mich aufzunehmen. Meine Seele zu schützen und ihr den Weg in die Unendlichkeit zu weisen -
Sie ließ los und sich in die Weiten treiben. Es war fast wie damals. Die sanften Stimmen kehrten
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