Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
mehr Kraft. »Ich weiß, dass du es kannst. Die Stärke der Elemente ist in dir, auch wenn du sie im Moment nicht hören kannst. Die Elementar-Magie ist ein Teil von uns. Geh gleich zurück und…« Er lachte bei ihrem Gesichtsausdruck. »Cashim, Breda, er ist eben auch nur ein Mann, jähzornig und oft unüberlegt, doch er ist ein Mann.«
»Na klasse!« Cashimaé rollte die Augen.
»Ernsthaft, im Moment bereut er zutiefst, was er dir angetan hat, nutze dies zu deinem Vorteil. Begreife wie schön du bist. Berausche ihn, betöre ihn. Du bist eine Frau.«
»Soll ich vielleicht Danke sagen, für das, was er mir antut? Für all die Lügen Natriells. Ich hasse sie alle. Niemals werde ich ihnen verzeihen.« Barshim betrachtete die junge Frau. Auch wenn er über den abgrundtiefen Hass in ihrer Stimmer erstaunt war, so ließ er sich nichts anmerken. »Dir fällt schon etwas ein.« Die Luft begann zu vibrieren wie tanzende Sandkörner und er brauchte dieses Mal länger, um es noch aufhalten zu können. »Es wird Zeit. Niemand ist vollkommen, Breda, doch ich arbeite daran.«
Bevor er noch etwas sagen konnte, umschlossen ihre Hände sein Gesicht, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Erst war er völlig überrascht. Der Kuss zwischen einem Magier und einer Kopfblinden - er war so anders. Doch dann zog er sie fest an sich und erwiderte den Kuss. Voller Feuer und Leidenschaft. Er ließ sich in ihren Geist gleiten und spürte etwas Neues. Es tat weh, angenehm weh. Als bliebe die Zeit ohne Hilfe der Magie einfach stehen.
Die Luft wirbelte erneut, erzeugte Gänsehaut auf ihren Körpern und Cashimaé fühlte, dass der Abschied gekommen war. Als sie sich lösten, liefen Tränen ihre Wange hinunter. So hatte er sie niemals sehen sollen.
»Tränen machen verletzbar, Breda, vergiss das niemals!« Er stockte und wirkte nun gequält. »Geh jetzt, schnell!«
Ihr war bewusst, dass es keinen weiteren Aufschub geben würde. Seine Energien hatten ihre Grenzen bereits bei weitem überschritten.
»Temané, Barshim«, flüsterte sie und lief los, so schnell sie konnte. Die Luft war erfüllt von einem lauten Summen, das anschwoll und lauter wurde. Cashimaé spürte einen Ruck, der über das Land ging. Nichts wollte sie mehr, als an seiner Seite zu bleiben. Auf dem Hügel drehte sie sich um und hob die Hand.
Er suchte Halt an dem alten Baum und sammelte seine letzten Reserven.
»Temané, Cashimaé«, hauchte er ihr nach. Der Magier folgte jeder ihrer Bewegungen. Barshim musste unwillkürlich an das kleine Mädchen von damals denken. Niemals war Cashimaé so schön gewesen wie in diesem Moment. Plötzlich geschah etwas Seltsames. Er konnte eine Welle fühlen, die ihn sanft berührte und ein Stimme, dem Flüstern des Windes gleich, die darin mit schwang.
- repire di vigil … at desidar libertiaes -
So alt, diese Sprache war so alt.
Es war niemand zu sehen, außer ihr. Und außer ihr gab es nichts in dem Kreis, den der Magier um sie herum geschlossen hielt.
Er beobachtete, wie sie die Hand langsam sinken ließ. Für Sekunden fühlte er die tiefe Ruhe in ihr, ehe sie endgültig hinter dem Hügel verschwand und er fast an dem Baum zusammengebrochen wäre. Barshim war am Ende seiner Kräfte, doch ehe sich sein Körper einfach auflöste, hielt er sich an diesen Worten fest.
- Finde den Wächter… es ersehnt die Freiheit -
Mit wem teilst du dein Herz, wenn du schläfst Breda?, dachte er und verschwand.
Kapitel 26
Als Cashimaé wieder erwachte, saß Mineshka neben ihr und Tamin war fort. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel.
»Wie geht es dir?«, fragte die Priesterin ein wenig eisig.
»Soweit, ich bin noch da, und du?«
Sie ging gar nicht erst auf diese Frage ein. »Cashimaé, warum hast du mir niemals deinen richtigen Namen genannt?«
Das Mädchen setzte sich auf und zog ihr einfaches Baumwollkleid über den Kopf. »Du hast mich nie gefragt, für dich war ich Breva.« Spott lag in ihrer Aussprache.
Mineshka drehte das Medaillon in ihren Händen. Die Priesterin hatte das Band repariert. »Ich glaubte, dass wir Freunde sind und ehrlich miteinander umgehen.« Sie klang verbittert.
Cashimaé musste lachen. Freundschaft, was genau war Freundschaft? »Das sind wir doch.«
Mineshkas Hände krallten sich so fest um das Schmuckstück, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. »Du bist Barshims Zwilling. Ihr seid die Drachenkinder. Deinen Namen kannte ich, doch nicht dein Aussehen. Weißt du, dass Barshim auch sehr
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