Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
wecken.«
Sie strich ihm über die Nase. »Du darfst das immer.«
Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie mochte es, wie sie die Wärme seines Körpers an ihrem spürte.
Sie berührte eine Narbe an seiner linken Schulter. »Woher hast du die?«
»Hm, alte Erinnerungen.« Es war deutlich, dass er im Moment nicht darüber sprechen wollte und sie beließ es dabei, doch war sie sich wohl bewusst, dass die Verletzung von einem Magier stammen musste.
»Wollen wir etwas essen gehen?«
Sie kuschelte sich wieder an ihn. »Könnten wir, ja.«
Er umarmte sie erneut. »Ja, könnten wir. Müssen aber nicht.«
»Nein, müssen wir nicht.«
»Ich habe eine bessere Idee.«
Cashimaé sah etwas hoch. »Die da wäre?«
Er lachte und küsste sie erneut. »Gute Idee«, flüsterte sie leise und vergaß die Zeit aufs Neue.
*
Später schlenderte Barshim durch das Lager. Er war weit fort mit seinen Gedanken und dachte darüber nach, wie es wohl wäre, für immer hier zu leben, weitab der Grenzen. In einer Welt, wo man nicht an Magie und an die damit verbundenen Probleme glaubte. Seine Augen schweiften über die Männer und Frauen. Es wäre falsch zu behaupten, dass hier alles gut war. Die Menschen hatten ihre eigenen Probleme und Sorgen. Sie lebten in einer eigenen Welt voller Intoleranz und Machtbesessenheit. So sehr unterschieden sie sich nicht, dachte Barshim, es war nur eine andere Art von Krieg. Was wäre, wenn alle gleich würden? Keiner wäre stärker, klüger oder besser. Konnte man dann in Frieden leben? Ohne Intrigen und Falschheit, ohne Lügen und Geheimnisse. War dieser Traum wirklich so dumm?
Seine Welt und sein Zuhause war da, wo Cashimaé atmete. Ihm war bewusst, dass sie, egal, was sie taten, immer Gejagte bleiben würden. Sie mussten früher oder später zurück und im Stillen sehnte er sich nach der Heimat.
»Hallo!«, hörte er hinter sich, fuhr zusammen und drehte sich um.
»Ilias, entschuldige, ich habe dich nicht bemerkt.«
»War nicht zu übersehen. Zu wenig geschlafen?«, grinste der Freund frech.
»Hat dich schon mal jemand erwürgt?«
»Oh, meine Frau, jeden Tag und immer wieder.«
»Vielleicht sollte ich ihr mal zeigen, wie das richtig geht?«
»Nee, lass mal lieber«, sagte Ilias und lächelte. »Sag mal, deinem alten Kumpel erzählst du doch sonst immer alles. Wer ist diese Frau? Ich meine, du kommst hier mitten in der Nacht an, als hättest du sie wie eine Fee im Wald gefunden. Dann sieht sie kaum einer und als sie raus kommt, nun ja, den Rest schenk ich mir mal. Es sah aber nicht aus, als kennt ihr euch erst seit gestern.«
Sie gingen weiter. »Nein, wir kennen uns schon sehr lange. Ich hatte sie nur verloren.«
»Verloren? Soso!«
Barshim überging Ilias Bemerkung. »Haben wir Berichte vom Tal?«, schwenkte er auf ein anderes Thema.
»Nein, es ist ruhig. Zu ruhig!«, meinte Ilias skeptisch.
»Wir sollten einen anderen Weg wählen. Es ist nicht gut, wenn wir nicht wissen, was sie vorhaben und noch einen Angriff wie den letzten überstehen unsere Leute nicht.« Ilias nickte. Der letzte Angriff hatte eine Menge Opfer gefordert. »Zudem werden die Verhandlungen keinerlei Wirkungen bringen, dafür kennen wir unseren lieben Feind zu gut.«
Der Rothaarige legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes. »Wir alle respektieren, was du für uns tust. Vor allem Mariella und ich, da wir die Hintergründe als Einzige kennen. Doch du weißt, was beim letzten Mal passiert ist, als du dieses Magiezeug angewendet hast.«
Barshim winkte ab. »Manchmal muss man Opfer bringen, wird schon gut gehen.«
Kapitel 29
Die nächsten Tage verschwendete Barshim keinen weiteren Gedanken an den Krieg. Seine kleine Welt gehörte nur Cashimaé. Manchmal saßen sie einfach eng umschlungen am Fluss, lauschten dem Rauschen des Wassers oder betrachteten die Adler, die am Himmel über ihnen vorbeizogen.
Er zeigte ihr das Land und erzählte von den Sitten und Bräuchen der Menschen. Doch immer wenn Cashimaé nach seiner Vergangenheit fragte, wich er aus. In den Abendstunden konnte sie ihn oft dabei beobachten, wie er am Hang hockte, weit fort mit seinen Gedanken, und die Menschen betrachtete. Hier wirkte er abgeschottet und einsam und niemanden ließ er in seine Seele blicken. In dieser Form kannte sie den Mann, zu dem sie aufblickte, nicht.
Doch das Ende des Friedens war eine Frage der Zeit. Die Späher kehrten zurück und berichteten von neuen Angriffen aus dem Tal auf die kleinen Siedler, die sich
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