Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
ihnen nicht anschließen wollten. Das Elend wuchs und fraß sich Stück für Stück durch die Wälder. Mit jedem Tropfen Blut, der durch ein Schwert vergossen wurde, trank die Erde den Krieg und hüllte die Männer, Frauen und Kinder auf dem Hügel damit ein.
Cashimaé war nicht begeistert, als Barshim ihr eines Tages offenbarte, dass er sie in der Nacht verlassen musste. »Es ist wichtig, Breda. Vertraue mir!«
»Niemandem sonst, aber dir vertraue ich. Doch warum kann ich nicht mitkommen?«
Er lächelte sie liebevoll an. »Ich werde es dir morgen erklären.«
Das Schnauben von Pferden war zu hören. »Ich werde mich beeilen, versprochen.«
Ilias und die alte Schamanin begleiteten ihn. Mariella und Cashimaé blieben zurück. Sie sahen ihnen nach, bis sie im Dickicht der Wälder verschwunden waren. »Was hat er vor?«, fragte Cashimaé verunsichert und die neue Freundin schaffte es nicht sie zu beruhigen.
*
Die kleine Gruppe ritt durch die Wälder, weiter die Berge hinauf. Die Entscheidung, diesen Schritt zu wagen, war dem Magier nicht leicht gefallen. Er musste vorsichtig sein. Die Menschen fürchteten, was sie nicht verstanden. Ob es zu ihrem eigenem Besten war oder nicht, war an dieser Stelle unwichtig. Am Anfang bezeichneten sie Barshim aus Spaß als Zauberer, doch mittlerweile sprach man es nur noch hinter vorgehaltener Hand aus.
Mariella fand Barshim vor wenigen Monaten am Fluss, mit einer schweren Verletzung an der Schulter. Als er wieder zu Bewusstsein gekommen war, hatte er sie fast umgebracht. Es war schwierig gewesen, ihm zu erklären, dass Ilias und sie ihm helfen wollten. Er war stur und arrogant. Das größte Problem war die Verständigung gewesen. Wegen seines, für ihre Verhältnisse, sehr seltsam wirkenden Auftretens, fragten ihn die anderen damals, ob er ein Hexer sei. Als Mariella es ihm übersetzte, war er in lautes Gelächter ausgebrochen.
Er lernte schnell ihre Sprache und im Gegenzug brachte er ihnen die seinige bei. Woher er wirklich kam, konnten sie nicht sagen. Die Geschichten von einer anderen Welt, die direkt bei ihrer lag, klangen viel zu fantastisch. Eine Welt, in der der Mensch nichts wert war.
Zu Beginn hatte Barshim Probleme, wenn sie ihm zu nahe kamen und reagierte oft aggressiv. Bis er endlich verstand, was gesprochen wurde. Von dem Zeitpunkt an, begann es besser zu werden und er kämpfte an ihrer Seite. Barshim war ein Stratege und dachte oft weiter als die Feinde.
Es war nicht einfach für die Menschen. Sie alle waren Suchende, in einer rauen Welt, nach einer neuen Heimat.
Anfangs lachte Mariella über Barshim und meinte, er habe wohl zu viel Fantasie und seine Verletzungen haben wohl auch seinen Kopf getroffen. Sie war eines Besseren belehrt worden. Ob er wirklich aus einer anderen Welt kam, bezweifelte sie immer noch, doch dass er ungewöhnliche Fähigkeiten besaß, war unverkennbar. Er wendete es nur selten an, war stets darauf bedacht, dass es so wenige wie möglich mitbekamen, denn hier ging man mit Dingen, die man nicht verstand, ein wenig anders um. Und keine Magie, oder wie auch immer er es bezeichnen wollte, konnte ihm dann helfen.
Am Schlimmsten stellten sich die Menschen aus dem Tal heraus. Sie wollten ihr Gebiet nicht teilen. Sie wurden von einem Mann geführt, der alles unterwarf, was ihm zu nahe kam. Er war bekannt für Falschheit, Rücksichtslosigkeit und Erpressung.
Heute ritten sie lange Zeit schweigend nebeneinander her. Als sie die Bergkuppe erreichten, von der sie die gesamte Ebene überblicken konnten, zügelte Ilias sein Pferd und hielt seinen Freund am Arm zurück. »Willst du das wirklich tun? Ich bin sicher, dass sich unsere Späher melden werden.«
Barshim schaute in die anbrechende Nacht hinaus, die von einem hellen Mond erleuchtet wurde. »Ich wollte es nicht vor den anderen sagen, doch unsere Späher leben nicht mehr Ilias. Dieser Bastard Torben spielt nicht nach Regeln. Er ist rücksichtslos und das weißt du.«
Ilias saß ab. »Ja schon, aber ich möchte dich nicht noch einmal so erleben.« Der Freund band sein Pferd daneben und sie gingen zu Fuß weiter.
»Nun, ich beruhige dich mal in einem Punkt«, sagte Barshim. »Dieses Mal muss ich mich um eine Sache weniger kümmern, das ist doch schon mal etwas.« Er lächelte, doch seine Augen sprachen etwas anderes. Die Magie war nicht dasselbe in dieser Welt. Sie war schwieriger und er hatte noch nicht ganz den Einklang mit den Elementen gefunden. Sollte er Ilias von den Shalas erzählen,
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