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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Händen aufgeplatzt war und Blut über seinen Unterarm rann. Der Vorsprung, auf dem sie sich befanden, bot genügend Platz für den Bewusstlosen.
    Kurz durchfuhr ein Schauer Brakas’ Körper. »Du hättest mich töten sollen«, flüsterte er durch den Vorhang seiner nassen Haare. »Ich verfolge dich.«
    »Ich werde dich wieder besiegen.«
    »Alter Narr …«, brummte der andere und lag wieder ruhig.
    Raigar riss aus seinem Mantel einen Stofffetzen heraus und umwickelte damit die blutende Hand, dann setzte er seinen Weg fort.
    Schließlich kam das Ende der Steilwand in Sicht. Er zerrte seinen geschundenen Körper die letzten Meter in die Höhe und dann über die Felskante. Auf dem Rücken blieb er liegen, besiegt wie Brakas. Er wusste nicht, was schneller ging, sein Herzschlag oder sein Atem. Aus unzähligen Wunden an seinem Körper, die er beim Klettern ignoriert hatte, floss jetzt der Schmerz.
    Er blickte hinauf in den Himmel. Keine einzige Wolke stand dort. Ein völlig klarer Himmel, und dennoch beunruhigte er ihn und schreckte irgendetwas in ihm auf.
    Natürlich.
    Er stemmte sich hoch.
    Das Schattenland. Er war jetzt dort, wo der Himmel keine Wolken trug und die Bäume Schatten waren und die Bäche fließende Dunkelheit …
    Er orientierte sich. Die Häuser der Stadt standen auf einem breiten Plateau. Wenn er in die andere Richtung blickte, wartete dort nur finsteres Land auf ihn. Einen Augenblick verlor er sich in dem Anblick der endlosen, rußschwarzen Ebene, aus der nur vereinzelte Felsspitzen ragten. Er musste an Ungetüme denken, deren Reißzahnkiefer mit dem Stein verschmolzen waren.
    Schließlich riss er sich los und machte sich auf den Weg Richtung Zweibrück. Brakas ließ er zurück, wo er ihn abgelegt hatte. Er würde sich erholen und über die Brücken fortwanken, zurück nach Arland, ins Land des Kaisers. Hier auf der anderen Seite durfte er sie nicht jagen. Andernfalls würde ihm sein Leben genommen, vom Nigromanten selbst oder von Weider, der den Preis für den Grenzbruch zu zahlen hätte.
    Der steil aufwärts führende Pfad nach Zweibrück zog die letzte Kraft aus Raigars Beinen. Am Rand der Stadt lehnte er sich an einen Felsen und verschnaufte.
    Zweibrück besaß keine Mauer; überhaupt keine von Menschenhand gezogene Grenze, die Anfang oder Ende der Stadt markierte. Auf dem Plateau standen Häuser, und dort, wo die Fläche endete, standen eben keine mehr.
    Auch eine richtige Straße gab es nicht. Wie sollte auch jemand einen Wagen hierherschaffen, über die Hängebrücken? Nur ein unmarkierter Weg führte zwischen den einfachen, höchstens einstöckigen Häusern hindurch. Menschen bewegten sich dort, und jetzt löste sich ein einzelner aus der Gruppe und kam auf ihn zugerannt.
    »Raigar!«, rief er.
    Raigar hob den Kopf und stieß sich von dem Felsen ab, an den er sich gelehnt hatte.
    Es war ein junger Mann, der da auf ihn zukam. Ein ehemals wohl weißer, aber jetzt schmutzgrauer Mantel lag ihm um die Schultern. Edelsteinknöpfe funkelten. »Ich habe dich gesehen! Du bist die Felswand hochgeklettert, schon heute Morgen. Ich habe dir nicht helfen können, du warst zu weit weg … Und die anderen haben geglaubt, du wärst tot. Ich habe es zuerst ja auch geglaubt, aber irgendwie habe ich auch gewusst …«
    Raigar hob eine Hand. »Sei gegrüßt, Elarides. Schön, dass du auch noch am Leben bist.«
    Der Junge machte Anstalten, ihn zu stützen, sah aber schließlich von seinem Vorhaben ab. Seine Haare lagen ihm gewaschen und gekämmt um den Kopf, und wäre da nicht die schmutzstarrende Kleidung gewesen, hätte er beinahe wieder wie ein Königssohn ausgesehen. »Tut mir leid. Ich habe dich nur klettern sehen und nichts tun können, um dir zu helfen.«
    »Hast du nichts Besseres zu tun, als deinem Entführer zu helfen?«
    »Na ja … Du hast mir auch geholfen.«
    »Schon möglich«, brummte Raigar. »Wo ist der Rest?«
    »Ach, die.« Elarides zeigte irgendwo in die Stadt hinein. »Die schlagen sich den Bauch voll in einem Gasthaus, das sich Zum Letzten Licht nennt.«
    »Na schön, solange es etwas zu essen gibt …«
    ***
    Die Söldnergruppe saß an vier langen Tischen vor dem Gasthaus. Raigar zählte insgesamt siebzehn Männer, die lachend Fleischkeulen in der Hand schwangen.
    »Die Toten sind auferstanden«, sagte Vicold, der einen Arm in einer Stoffschlinge trug. »Das muss der Tag sein, an dem der Ewige auf die Welt zurückkehrt.«
    Raigar drängte sich zusammen mit Elarides zum Anführer

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