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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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umher wie ein Fähnchen im Wind. Der Hals bog sich weit zurück, um dann blitzschnell nach vorn zu stoßen. Plötzlich aber erhob sich aus der Einstiegsluke eine schwarze Säule, so dick wie der Schlangenkörper. Die Schlangenschnauze prallte dagegen und wich zurück. Fauchend ging das Reptil wieder in die Ausgangsposition.
    Die schwarze Säule stieg aus der Luke wie Rauch, aber mit jedem Moment nahm sie festere Gestalt an und erinnerte an Teer. Sie stieg immer höher. Längst konzentrierte sich Nairod nicht mehr auf die Magie. Sie wirkte von selbst, lenkte und baute sich auf. Meterhoch stieg die schwarze Säule.
    An der Spitze bildete sich etwas wie ein Maul, in dem die Schwärze sich zu langen, dünnen Zähnen konzentrierte. Erst da begriff er: Es war eine exakte Kopie der Riesenschlange, die Ariman nun war. Nur nicht aus Bronzeschuppen, sondern aus in Form gegossener Dunkelheit.
    »Wie ich gesagt habe.« Sax lachte. »Die Schatten sind auf deiner Seite.«
    Die pechschwarze Riesenschlange bewegte sich mit den gleichen Bewegungen wie ihr Ebenbild. Die Hälse der beiden Giganten umschlichen sich. Die Bronzeschlange fauchte die andere an, und die Teerschlange imitierte die Bewegung, ohne dabei einen Laut von sich zu geben.
    »Das reicht mir.« Nairod bewegte sich mit langsamen Schritten zur Treppe. »Wenn die beiden ihre Kräfte messen wollen, haben wir hier nichts mehr verloren.«
    Er betrat die erste Treppenstufe, da fixierten ihn die Augen der Bronzeschlange. Blitzartig zuckte ihr Kopf nach vorn. Doch ebenso schnell schoss der Kopf der Pechschlange herum. Sie schlug ihre Fangzähne in den Hals der Ariman-Schlange und drückte sie zu Boden.
    Nairod eilte die Treppenstufen hinab. Von vielen existierten nur noch Bruchstücke; Arimans Schlangenkörper musste sie mit seinem Gewicht überlastet haben. Unter Nairods Schritten brachen die Stufen weg und hagelten in Schauern aus Steinbrocken zu Boden. Auch über ihm rumorte es. Aus der Decke des Turms rissen Stücke so groß wie sein Oberkörper. Sie durchschlugen die Treppe, wo sie auftrafen, oder stürzten einfach hinab in den Schnee zu den anderen Brocken. Nairod musste alle paar Schritte über einen Abgrund hinwegsetzen.
    Schließlich kam er zum letzten Wanddurchbruch vor dem Boden, an dem ihn vorhin Ariman überrascht hatte. Ein Donnern ließ ihn aufblicken. Die halbe Turmspitze löste sich aus dem Gebäude und stürzte als Meteor aus Trümmern auf ihn zu.
    »Raus! Raus!«, kreischte Sax mit schriller Stimme.
    Nairod verzichtete darauf, die Entfernung einzuschätzen. Er zwang seine müden Beine zum Sprung und landete auf dem Rand des Durchbruchs. Rauschend näherten sich die Trümmer von oben. Mit einem zweiten Satz sprang er hinaus in den Schneesturm. Die Erde erwartete ihn mehrere Meter tiefer, und er stürzte mit den Flocken. Der Boden schlug ihm in die Beine. Der Schmerz war brennend, aber er stand. Ächzend taumelte er weg vom Turm.
    Die schweren Trümmer der Spitze schlugen krachend gegen die Wände, und allerorts hustete das Gebäude Steine aus der Außenwand. Oben, hinter einem Schleier aus Schneeflocken, kämpften die goldene und die schwarze Schlange noch immer gegeneinander. Die schwarze schlang sich mit ihrem ganzen Körper um das obere Drittel der anderen. Die bronzene warf den Schädel herum und peitschte mit dem Schwanz über die Turmspitze. Die Zinnen brachen los, und eine Erschütterung erfasste den Teil der Turmspitze, der noch stand. Die schwarze Schlange neigte sich zur Seite und zog die bronzene in die Kluft, die in den Turm hineinführte. Beide stürzten und verschwanden aus Nairods Sichtfeld. Hinter ihnen krachte der Oberteil des Turms ein und fiel ihnen als scharfkantige, meterdicke Splitter hinterher.
    Durch die Durchbrüche in der Turmwand verfolgte Nairod den Sturz der Schlangen Zuerst tauchten die beiden Körper noch verschlungen ineinander hinter den Löchern auf, aber schließlich löste sich der schwarze Körper in den dunklen Rauch auf, der er einst gewesen war. Die bronzene Schlange stürzte schließlich allein, und hinter ihr Tonnen von Mauerwerk. In einem nicht enden wollenden Grollen trafen die Trümmer den Boden.
    Irgendwann verklang der Lärm. Nur noch ein ganz leises Nachbeben ging durch den Boden, gedämpft vom Schnee. Es wurde so still, dass Nairod wieder seinen Atem hören konnte. Die Schneeflocken tanzten wild um ihn, und er spürte ihre Berührung.
    »Er ist tot. Er muss tot sein«, sagte er.
    Seine Beine protestierten bei

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