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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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aus seinen Armen befreite und ihre Tränen wegwischte. Systematisch durchsuchte sie die verstreuten Sachen, und er kniete neben ihr nieder. Falls sie ihn brauchte, wollte er in ihrer Nähe bleiben.
    Schließlich stand sie auf. »Nein, hier fehlt nichts«, erklärte sie und ging in ihr eigenes Schlafzimmer, wo ein ähnliches Chaos herrschte.
    Julians Kleidung war ebenso durchwühlt worden wie ihre. Unterwäsche und Bettzeug lagen auf dem Boden.
    Wie bedauerlich, dass Carmichael das Schwert unter dem Bett nicht gefunden und berührt hatte … Das wäre höhere Gerechtigkeit gewesen.
    Doch es befand sich immer noch an derselben Stelle. Und der Schild, den Julian an die Wand gelehnt hatte, war nicht entfernt worden.
    Beim Anblick ihrer verstreuten Kleider fühlte sich Grace so verletzt, als hätten Rodneys widerwärtige Hände ihren Körper betastet.
    Die Tür zur kleinen Bibliothek war nur angelehnt. Erschrocken lief sie hinein. »Oh Gott, meine Bücher!« Beinahe blieb ihr das Herz stehen.
    Julian folgte ihr und rang nach Luft.
    Unfassbar – jedes einzelne Buch war zerfetzt worden.
    »Nein – nicht meine Bücher …«, würgte Grace hervor und sank kraftlos auf die Knie.
    Mit bebenden Fingern strich sie über die zerrissenen Seiten der Werke, die ihr Vater geschrieben hatte. Unersetzliche Kostbarkeiten … Nie wieder würde sie in diesen
Lehrbüchern blättern und glauben, seine Stimme zu hören, nie wieder den Roman »Black Beauty« aufschlagen, den ihr die Mutter vorgelesen hatte.
    Alles zerstört. Plötzlich kam es ihr so vor, als hätte Rodney Carmichael ihre Eltern ein zweites Mal getötet. Und dann fiel ihr Blick auf die entweihte »Ilias«. Die Augen voller Tränen, entsann sie sich, wie erfreut Julian gewesen war, als sie ihm dieses Buch gezeigt hatte. Und sie dachte an die magischen Stunden, die sie den berühmten Legenden verdankten. Im Paradies ihrer Zweisamkeit.
    »Kein einziges Buch hat er verschont«, stöhnte sie. »Um Himmels willen, wie lange muss er hier gewesen sein …«
    »Ma’am, es sind doch nur …« Auch Reynolds hatte die Bibliothek betreten.
    Julian packte seinen Arm und zog ihn aus der kleinen Kammer. »Für Grace sind das nicht nur Bücher!«, fuhr er ihn an. »Spotten Sie nicht über ihren Kummer!«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich der Officer verlegen.
    Als Julian zu Grace zurückkehrte, schluchzte sie unkontrolliert. »Warum ist das geschehen?«
    Er hob sie hoch, trug sie ins Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. In diesem Moment schrillte das Telefon. Schreiend richtete sich Grace auf.
    »Pst!« Julian hielt sie mit sanfter Gewalt fest. »Sei ganz ruhig, ich bin bei dir.«
    Officer Reynolds reichte ihr den Hörer. »Wenn das Carmichael ist, melden Sie sich, Ma’am.«
    Empört starrte Julian ihn an. Was für ein gefühlloser Kerl! Verlangte er tatsächlich von ihr, mit diesem Monstrum zu reden?
    »Hi, Selena …« Während Grace die Ereignisse schilderte, brach sie wieder in Tränen aus.
    Julians Gedanken überschlugen sich. Würde es ihm
gelingen, Grace vor diesem Geistesgestörten zu schützen, der in ihr Haus eingedrungen war und ihre Seele so tief verwundet hatte? Am meisten beunruhigte ihn die Erkenntnis, dass der Mann genau wusste, wie er sie verletzen konnte. Deshalb war er noch viel gefährlicher, als es die Polizisten vermuteten.
    Seufzend beendete Grace das Telefonat und entschuldigte sich für ihren Nervenzusammenbruch. »Für mich war das ein schwerer Schock.«
    »Das verstehen wir, Ma’am«, beteuerte Reynolds.
    Julian beobachtete, wie sie sich zusammenriss, mit einer Willenskraft, über die wohl nur wenige Männer verfügten.
    Nach ein paar Minuten stand sie vom Bett auf und führte die Polizisten durch das restliche Haus.
    »Das muss Carmichael übersehen haben«, meinte der jüngere Polizist und reichte ihr Julians altes Buch, das er auf dem Couchtisch im Wohnzimmer entdeckt hatte.
    Julian nahm es ihr aus der Hand.
    Im Gegensatz zu dem Beamten bezweifelte er, dass es der Aufmerksamkeit des Schurken entgangen war. Falls er es zu zerfetzen versucht hatte, war er sicher verblüfft gewesen, denn das Buch konnte nicht vernichtet werden. Darum hatte sich Julian im Lauf der Jahrhunderte oft genug bemüht. Nicht einmal eine Feuersbrunst vermochte es zu beschädigen. Und das erinnerte ihn an die Vollmondnacht, nach der er Grace verlassen musste.
    Wer würde sie dann beschützen?
    Bei diesem Gedanken fühlte er sich elend.

    Kurz nachdem die Polizisten davongefahren

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