Magie
Willenskraft aus und drückte zu.
Der Schmerz hörte auf.
Erleichtert hielt sie inne, um sich auszuruhen und wieder ein Gefühl für sich selbst zu bekommen. Während sie das tat, fiel ihr etwas an der Verletzung auf. Die geschwollenen Bereiche bildeten eine Blockade. Sie drückten den Strang zusammen, der durch die Wirbel lief, und quetschten auch einige der Pfade, die aus diesem Strang abzweigten.
Dann wurde ihr bewusst, dass keiner dieser Pfade verletzt oder gar durchtrennt worden war. Als sie genauer hinschaute, sah sie auch, dass die Knochen selbst weder gebrochen noch gesplittert waren.
Es muss ein schwacher Schlag gewesen sein, oder er hatte Refan nur gestreift. Trotzdem, wenn die Sachakaner seinen Schmerz und seinen Tod in die Länge hätten ziehen wollen, hätten sie keinen besseren Weg finden können, es sei denn, sie wären geblieben, um ihn zu foltern. Und der Schmerz...
Plötzlich wurde ihr klar, dass der Schmerz zurückkehrte. Sie
wandte sich wieder dem Pfad zu, den sie blockiert hatte, und sah, dass er sich erholte.
Die Verletzung heilt.
Einen Moment lang staunte sie über die vergeblichen, aber beharrlichen Bemühungen, die Refans Körper unternahm, um zu versuchen, sich selbst zu heilen. Dann überlief sie plötzlich ein Prickeln. Dies ist mir noch nie zuvor untergekommen. Ich habe noch nie einen Körper gesehen, der so schnell heilte, dass ich
es spüren konnte. Neugierig schaute sie genauer hin und versuchte, den Mechanismus zu verstehen, der diese unnatürlich schnelle Heilung antrieb.
Und sie spürte Magie.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Dakon hatte ihr erklärt, dass Magier robuster seien als Menschen, die über gar keine oder nur geringe latente Magie verfügten. Selbst jene Menschen mit magischen Talenten, die niemals den Gebrauch ihrer Magie erlernt hatten, genasen in der Regel schneller und hatten eine bessere Widerstandskraft gegen Krankheiten.
Bin ich die Erste, die diesen Prozess beobachtet? fragte sie sich.
Unglücklicherweise lief dies ihren Absichten zuwider. Der Schmerz der Verletzung kehrte zurück, als die blockierten Pfade sich erholten. Es wurde immer deutlicher, dass die beschleunigte Heilung nicht annähernd schnell genug vonstatten ging, um Refans Leben zu retten. Und sie konnte auch erkennen, dass der Prozess nicht wirklich erfolgreich sein konnte. Die Wirbel würden in der verschobenen Position bleiben. Refan würde nicht mehr gehen können, und vielleicht würden auch seine inneren Organe nicht mehr richtig arbeiten.
Aber das kann ich in Ordnung bringen, durchzuckte es sie.
Sie holte tief Luft und durchdachte die vor ihr liegende Aufgabe. Zuerst musste sie die Schmerzpfade abermals blockieren. Dann würde sie überschüssige Feuchtigkeit sachte dazu ermutigen müssen, die geschwollenen Bereiche zu verlassen. Zu guter Letzt, wenn sie genug Platz hatte, musste sie die Knochen langsam und vorsichtig wieder in ihre richtige Position bringen. Danach würde auch das Gewebe zwischen den Knochen wieder dahin gelangen, wo es hingehörte.
Nachdem sie alles einige Male durchdacht und beschlossen hatte, was sie zuerst bewegen wollte, machte sie sich an die Arbeit.
Es war eine langwierige Behandlung. Während sie zwickte und drückte und schob, fragte sie sich, was die Magier und Heiler, die sie beobachteten, denken mochten. Dachten sie, dass sie für die einfache Aufgabe, Schmerz zu blockieren, sehr lange brauchte? Konnten sie die Veränderungen, die sie bewirkte, sehen? Oder waren sie des Ganzen überdrüssig geworden und gegangen? Schließlich musste das ersehnte und sehr späte Mahl, auf das sie alle warteten, mittlerweile fertig sein.
Endlich war alles wieder an seinem Platz. Sie bemerkte, dass Refans Körper jetzt Magie darauf verwandte, ihn auf viel effektivere Weise zu heilen. Er wird überleben, begriff sie. Er wird vielleicht nicht einmal ein Krüppel sein. Prickelnder Stolz durchlief sie, eine Regung, die sie unverzüglich unterdrückte. Es wird vielleicht trotzdem nicht funktionieren. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas getan habe - vielleicht das erste Mal, dass irgendjemand so etwas getan hat -, und ich kann mir des endgültigen Ausgangs nicht sicher sein. Außerdem wird es Tage oder Wochen dauern, bis er zur Gänze genesen ist, und er wird trotz allem eine Last für die Armee sein.
Nach einer letzten Überprüfung und nachdem sie die Schmerzpfade ein weiteres Mal zusammengedrückt hatte, um hinauszuschieben, was trotz ihrer Bemühungen ein
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