Magie
wahr. Von Zeit zu Zeit hörte er leise Schritte oder gedämpftes Stimmengewirr. Diener tauchten kurz auf, nur um sogleich wieder zu verschwinden.
Während sein Führer ihn durch das Gebäude geleitete, hörte er das ferne Geräusch eines Küchenmessers, fing köstliche Düfte auf und vermutete, dass sie sich gerade in der Nähe der Küchen befanden. Dann sagte ihm das Wiehern eines Pferdes, dass die Ställe zu seiner Rechten lagen. Und schließlich machten ihn das Klirren von Metall auf Metall und geblaffte Rufe darauf aufmerksam, dass sie sich dem Übungsplatz näherten.
Der Führer brachte Dakon über eine gepflasterte Straße zwischen zwei Gebäuden auf einen weiten, kiesbedeckten Platz. Zwei Männer standen in einigen Schritten Entfernung einander gegenüber. Dakon erkannte sie beide sofort: Magier Sabin und König Errik. Um sie herum stand in sicherer Entfernung von mehreren Schritten eine Handvoll Männer, die die beiden Kämpfer beobachteten.
Zwei davon waren uniformierte Wachen, deren Aufgabe darin zu bestehen schien, Waffen bereitzuhalten. Zwei waren Diener; einer hielt eine Schale und Handtücher bereit, der andere ein Tablett mit einem Krug und mehreren Gläsern. Die beiden anderen Männer hatte Dakon am vergangenen Abend kennengelernt; sie waren Freunde des Königs und stammten beide aus mächtigen Familien.
Der Führer bedeutete Dakon, dass er sich neben diese Gruppe stellen solle, dann zog er sich zurück. Dakon tauschte ein höfliches Nicken mit den Männern, aber als sie sich ohne
ein Wort wieder dem König zuwandten, begriff er den Fingerzeig und bewahrte Stillschweigen.
Der König stieß ein heiseres Wort aus, das Dakon nicht verstehen konnte, dann murmelte auch Sabin etwas, bevor sie aufeinander zugingen. Beide Männer waren bereits verschwitzt, aber keiner war außer Atem oder müde. Während Dakon sie beobachtete, dachte er an die Zusammenkunft am vorangegangenen Abend zurück.
Nicht nur wegen einiger gescheiterter Versuche, eine Frau zu umwerben, dachte er, war dies einer der enttäuschendsten Abende meines Lebens. Der König hatte sie ignoriert, und einmal hatte es sogar den Anschein gehabt, als setzte er alles daran, ihn und Everran zu meiden. Einige Kritiker des Freundeskreises hatten dies als Hinweis darauf gewertet, dass Dakon und sein Gastgeber in Ungnade gefallen waren. Sie hatten sich ihnen genähert wie Raubtiere und ihren Hohn sorgfältig in denkbar höfliche Worte gefasst. Everran hatte den Eindruck vermittelt, als genösse er dies, und mit gleicher Hinterhältigkeit und gleichem Witz geantwortet. Dakon dagegen hatte gewusst, dass dies ein Spiel war, das er unmöglich gewinnen konnte, und sich eingeprägt, wer ihre Gegner waren. Außerdem hatte er versucht zu ermitteln, ob sie es ernst meinten oder lediglich aus politischen Erwägungen heraus mitspielten.
Es war der Rädelsführer gewesen, Lord Hakkin, der Dakon am meisten fasziniert hatte. Obwohl die Bemerkungen des Mannes die bei weitem klügsten gewesen waren, hatte er sie nicht mit der gleichen Überzeugung vorgebracht wie die anderen. Bisweilen hatte er die Kommentare seiner Gefolgsleute beinahe verhöhnt und sie wiederholt und ausgeschmückt, falls sie nicht witzig oder schneidend genug ausgefallen waren.
Als Dakon und die anderen in den Wagen gestiegen waren, um in Everrans Haus zurückzukehren, war er erschöpft, mutlos und wütend gewesen.
Als Avaria Tessia gegenüber erwähnt hatte, dass sie ihm die Botschaft des Königs jetzt gefahrlos ausrichten könne, hatte Dakon es kaum gehört. Die arme Tessia hatte die Nachricht zweimal wiederholen müssen, bevor er verstanden hatte.
Der Übungsplatz. Eine Stunde nach Mittag. König Errik wollte ihn tatsächlich treffen. Nur nicht vor mehreren hundert Zeugen. Und das ist etwas, wofür Jayan dankbar sein muss, dachte er. Der Meisterschüler war während der Versammlung untypisch still und nervös gewesen. Schließlich hatte Dakon - vielleicht zu langsam - den Grund dafür begriffen. Unter den Kritikern des Freundeskreises war ein Mann gewesen, den Dakon seit Jahren nicht gesehen hatte: Jayans Vater, Karvelan aus dem Geschlecht Drayn.
Jayan hatte nichts von seinem Besuch bei seinem Vater erzählt, und Dakon hatte angenommen, er habe nur deshalb darüber geschwiegen, weil nichts Interessantes erörtert worden war. Jetzt konnte er das Dilemma erkennen, vor dem der junge Mann stand. Er war hin- und hergerissen zwischen seinem Meister und seiner mächtigen, wohlhabenden Familie.
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