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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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weiteten sich immer mehr, und das Weiße in ihnen wuchs, der Blick eines durchgegangenen Gauls. Sein Mund verzerrte sich, als er redete, als zöge jemand mit Angelhaken an seinen Backen. Sein Gesicht war zur Fratze geworden, eine Harlekinmaske. Er drehte durch.
    »Arlo, hör mir zu …«
    Aber Arlo reagierte nicht darauf, sondern schoss plötzlich aus dem Stuhl. »Die ganze Nacht und den ganzen Tag und die ganze Nacht! Kein Schlaf, nur die Forschung, nur das verlorene Wissen! Dafür bin ich da! Dafür bin ich geboren worden!« Er griente und lachte und gackerte wie ein Narr, ein Geisteskranker. »Aber klopft der Tod nicht schon an der Tür? Klopf, klopf – klopf, klopf …«
    Was war mit meinen Eltern, verdammt? Mit einem Schlag verspürte er Zorn auf Arlo: Zorn auf dessen Herumgezappel, Zorn auf dessen Körpergeruch, Zorn auf dessen Schwäche, Zorn auf dessen Angst, Zorn auf alles an diesem Menschen. 
    Er erhob sich ebenfalls, streckte die Hand aus.
    Seine Fingerkuppen gleißten auf. Ihr Leuchten spiegelte sich in Arlos irren Augen, zwei Punkte aus Feuer und Tod.
    Lorgyn biss die Zähne zusammen. Langsam und zitternd ließ er die Hand sinken und setzte sich. Er war schweißnass, von einem Moment auf den anderen. Zitternd wischte er sich über die Stirn.
    Wer ist hier der Verrücktere von beiden? Wahrlich, wer ist es? , dachte Lorgyn nach einiger Zeit des stummen Dasitzens, währenddessen Arlo irgendein wirres Zeug vor sich hin gebrabbelt hatte. 
    Um ein Haar hätte ich ihn getötet. Ich hätte ihn zerfetzt wie die Kellerluke.
    Irgendwann verstummte Arlo abrupt. So plötzlich, wie es über ihn gekommen war, hörte es auf. Schwer atmend saß er nun in seinem Stuhl, und langsam, ganz langsam wichen die Schatten des Wahnsinns aus seinen Augen.
    »Du wirst mit zu mir kommen«, sagte Lorgyn.
    Stirnrunzelnd sah Arlo ihn an.
    »Damit ich dich schützen kann, musst du bei mir einziehen.«
    »Wie denn?« Hoffnung leuchtete in Arlos Augen auf.
    »Das lass meine Sorge sein. Also?«
    »Ich nehme jede Hilfe, die ich bekommen kann. Meine Aufzeichnungen …«
    »Kannst du mitnehmen. Das geht schon irgendwie.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache«, erwiderte Lorgyn, seufzte jedoch innerlich auf: So gern er Arlo mochte und ihm sogar vertraute, so wenig wollte er jemanden bei sich, der alles mitbekam, was er machte. Das fing bei seinen Kampfzaubern, Nachforschungen und Stabkampfübungen an und hörte bei Laris’ heimlichen Besuchen auf.
    Aber – er brauchte Arlo. Er war der einzige noch existierende Stern am ansonsten schwarzen Firmament. Ihn zu verlieren, konnte er sich nicht leisten.
    »Meine Eltern …«, nahm Lorgyn den Faden wieder auf.
    »Ja, richtig.« Arlo lächelte schief. »Nun, sie haben jemandem – angeblich einem ihrer engsten Freunde – die Arterien aufgeschnitten und einen Dolch ins Herz gerammt. Landläufig verbindet man den Alten Bund mit bestialischen Menschenopfern. Sie vergießen Blut, um sich am Leid zu ergötzen. Würde ja passen, oder?« Arlo lächelte wissend. »Ist aber Schwachsinn.« Er griff zu einem weiteren Pergament, das etwas Abstand zu den sonstigen Papierstößen genoss, und begann zu lesen. »Wenn das Herz verzagt und das Wort des Einen ungehört verhallt, braucht es das Blut der Gabe, um das Gleichgewicht zu wahren und Dargolash in ewigem Schlaf zu halten.« 
    Lorgyn dachte nach. »Der Alte Bund hatte also zur Aufgabe, durch das Festigen der Ströme Dargolash zu bannen. Wenn man diese Aufgabe vernachlässigte – so zumindest deute ich diese Worte –, brauchte es ein Blutopfer. Ziemlich makaber.«
    Arlo legte das Blatt zurück. »So sehe ich es auch. Versagten die Magier, das Ritual zum Wahren des Gleichgewichts ordnungsgemäß durchzuführen, bedurfte es eines Opfers, das über die Gabe verfügte – was in meinen Augen nur ein Synonym für Magie ist.« 
    Lorgyn rieb sich die Nasenwurzel. Trotz dieser Wendung fiel es ihm schwer zu begreifen, dass die Vergangenheit seiner Eltern plötzlich in einem völlig anderen Licht erstrahlte. Fort waren Wahnsinn und Blutlust; zurück blieb Pflichttreue, die die Liebe zum eigenen Leben überstieg. Gelöst war das Rätsel aber noch lange nicht.
    »Warum wurde ich in einem Tempel zur Welt gebracht, direkt neben einem blutüberströmten Altar?«
    »Darüber habe ich mir bereits Gedanken gemacht. Leider kann ich dir dazu nichts sagen: Es gibt immer noch zu viele Bruchstücke, die jedes Sinns entbehren. Ich brauche einfach Zeit.«
    Obwohl seine Neugier ihn fast

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