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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Unterarms.
    Unversehrt.
    Er atmete aus, und die Spannung in seinem Körper ließ nach. Keine von spitzen Zähnen herausgerissene Fleischstücke. Er fasste sich an den Hals: keine aufgeschlitzte Kehle, die zu ihm sprach.
    Es war dunkel im Raum, bis auf die Glut im Kamin und das Mondlicht, das Laris’ Silhouette umflorte. Sie saß am Fenster auf einem Stuhl, die Arme auf die Lehne gebettet, und sah hinaus.
    »Alles ruhig«, sagte sie, ohne den Kopf zu wenden.
    »Hast du gar nicht geschlafen?«
    »Ein wenig.«
    Lorgyn gewahrte den funkelnden Punkt, der langsam über Laris’ Wange glitt wie ein Tautropfen. Er ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid um deinen Vater.«
    »Er war ein guter Mann. Aber irgendetwas Dunkles hatte von ihm Besitz ergriffen.« Sie sah ihn an, die Tränen strömten schneller. »Und diese Dunkelheit ist auch in dir.«
    »Alles wird gut, du wirst schon sehen.«
    »Gut?«, echote sie fassungslos. »Wie viele Menschen müssen noch sterben, damit alles gut wird? Zwei? Zehn? Hundert? Tausend?« 
    »Nein, das wird nicht geschehen«, murmelte Lorgyn, obwohl hundert eine gute Schätzung war, wollte er sich mit Gewalt einen Weg in den Tempel bahnen.
    »Welches Ziel rechtfertigt das Töten von Menschen?«
    Er schwieg.
    »Ich weiß«, fuhr Laris fort, ihre Stimme nun angereichert mit Spott, »jeden Tag sterben Menschen, manchmal eben weniger und an anderen Tagen etwas mehr. Weißt du, wer das gesagt hat? Velodas, der General – der Schlächter! –, den man heute noch in Ruhmesliedern besingt! Hast du von ihm gehört?«
    »Ja.«
    Sie langte sich an den Kopf. »Natürlich, ich vergaß – du bist ja Schreiber !« Das Wort klang, als hätte sie es zerbissen. Unbeirrt sah sie ihn an, und ein Ausdruck von Härte trat in ihre Augen, den Tränen zum Trotz, als würde in ihren Pupillen eine Blume aus Stahl wachsen. »Wie viele Lügen hast du noch in die Welt gesetzt?« 
    »Eine Menge«, antwortete er ehrlich. »Ich bin jedoch gewillt, reinen Tisch zu machen, so du mir die Zeit dazu gibst.«
    Das schien sie zu verwundern. Der Stahl schmolz. »Ist es dir ernst mit mir? Oder diene ich nur einem Plan?«
    »Ich habe einen Plan, aber der dreht sich einzig und allein um Arlos Rettung. Und ja, mir ist es ernst mit dir.« Der erste Satz war gelogen – und der zweite? Konnte er sich eine Zukunft mit dieser Frau vorstellen? Empfand er mehr für sie als Verbundenheit und Begehren?
    Es war nicht die richtige Zeit. Er musste sich ordnen, was in der jetzigen Situation leider ein Ding der Unmöglichkeit war. Sei ehrlich zu dir , meldete sich eine gehässige Stimme aus jenem ekligen Pfuhl tief in sich drin, in dessen Brühe sich auch seine Lügen satt soffen. Du nimmst sie doch nur mit als Gefäß, in dem Alunas Seele weiterleben soll.  
    Nein! Das ist nicht wahr! , meldete sich eine andere Stimme. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. So viele Ereignisse, so viele Gedanken, so viele Möglichkeiten – so viele Unwägbarkeiten.  
    Aber die urtümlichste, grundlegendste Regung, die Lorgyn in diesem Moment ihres Blickkontakts spürte, war, dass er sie einfach bei sich haben wollte. Sie war mutig, tapfer, viel härter und robuster, als er vermutet hatte. Wer in ihr die gescheiterte Gelehrte sah, die sich Tagträumereien hingab, in denen nur das Gute in der Welt existierte, täuschte sich. Auch er hatte sich getäuscht.
    »Warum hast du mir die ganze Zeit verschwiegen, wer du wirklich bist?«, fragte sie. »Dass du es nicht gleich getan hast, verstehe ich ja. Doch wir haben uns eine Zeit lang fast jeden Nachmittag gesehen. Haben jeden Nachmittag miteinander geschlafen! Es tut weh, Lorgyn, wenn man so viel gibt – und nichts zurückbekommt.«
    Er senkte den Blick. »Ich habe lange an dieser Lüge gefeilt. Wahrscheinlich hatte ich einfach Angst vor den Konsequenzen.«
    »Den Konsequenzen bist du nicht entronnen. Auch wenn der Grund dafür nicht deine Lügen, sondern der Einbruch im Tempel ist. Was bitte schön hat Arlo und dich da geritten?«
    »Arlo suchte nach Aufzeichnungen seines verstorbenen Mentors Hunak Valgas, die dieser in seiner Not im Tempel versteckte, da er sich seinerzeit ebenfalls unerlaubt Zutritt verschafft hatte.« So knapp wie möglich umriss er Hunak Valgas’ Arbeit, die Arlo fortgeführt hatte. Um was es sich dabei handelte – nämlich um einen Hieb epischen Ausmaßes, der, wenn wirklich geführt, die Iros-Kirche zu Boden schicken würde –, erzählte er ihr nicht im

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