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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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rollte der Wagen über die teils aufgeweichte, teils durch die Nachtkälte wieder gefrorene Straße nach Gruvak, hüpfte quietschend bei harten Furchen und Huckeln, nur um wieder im Schlamm zu versinken.
    In Geroms Taverne hatte Lorgyn kaum geschlafen. Schreckliche Albträume ließen ihn hochschrecken, schwer atmend und schweißgebadet. Dazwischen unruhiges Herumwälzen im Bett, ein Schweben im Zwischenreich aus Schlaf und Wachsein. Als sie die Reise um Mitternacht antraten, das Gefühl, von Felsbrocken überrollt worden zu sein.
    Auch jetzt fand er durch das Auf und Nieder des Wagens keinen Schlaf, obwohl er eine Decke über die Rückenlehne drapiert und den Kopf darauf gebettet hatte. Er saß schräg auf dem Bock, ein Bein angezogen, das andere ausgestreckt.
    Gerade versank der Karren wieder in einer umfänglichen Matschlache. Der Deichselbaum zitterte, als die Rösser schnaubten, sich ins Geschirr stemmten und anzogen. Ein Ruck, und es ging wieder etwas schneller voran.
    Lorgyn unterdrückte ein Seufzen und sah der mondlichtüberfluteten Landschaft zu, wie sie langsam vorbeizog: weiter entfernt der dunkle Saum eines Waldes sowie die nebulösen Schatten des Bergrings, der Wintertal umschloss, davor, in leichter Dünung, graue Brachflure, durchsetzt mit Bäumen und Sträuchern und Grasflecken, ganz selten noch Schnee, der weiß schimmerte wie Milchpfützen.
    Laris hatte sich erboten, den ersten Teil der Strecke zu fahren. Sie schwieg, wohl in der Annahme, er schliefe. Doch der Schlaf war so fern wie sein einstiges Leben. Alles hatte sich verändert, und dieser Tag würde der Schlussakkord dieser Veränderung sein. Was käme danach?
    Der Tod?
    Oder würde es weitergehen?
    Ungebeten kam ihm das Gespräch mit Bjarim wieder in den Sinn, als sein alter Lehrmeister gesagt hatte, man müsse vielem abschwören und vieles zurücklassen, wolle man den Gipfel des Meisterhaften erklimmen.
    Oh, wie das stimmte! Sein ganzes Leben hatte er zurückgelassen. Übrig blieb ein hinterhältiger Mörder, der einem gegebenen Versprechen nachhetzte. Dieses Versprechen war das Einzige, was ihm Halt und Sinn gab: Das Gute würde in Aluna wiederauferstehen, dann könnte er, der Dunkle, ruhig fallen.
    Das Gute?
    Indem du Laris’ Seele aus ihrem Körper schleuderst und dem Nichts überantwortest?
    Ihm zog es den Magen zusammen, so stark, dass er aufstöhnte. Wollte er dieses Licht wirklich für immer auslöschen – für ein Versprechen? Ein Versprechen, dessen Einlösung Aluna vielleicht gar nicht wollte?
    »Was ist?«, flatterte Laris’ weiche Stimme in sein Ohr.
    Er drehte sich zu ihr herum. »Nichts, nur ein böser Traum.«
    Sie sah wieder nach vorne auf den Weg. »Was treibt dich um?«
    »Zu viel ist passiert«, erwiderte er und setzte sich aufrecht auf den Bock. Die Decke warf er auf die Ladefläche. »So viel, dass ich mit dem Denken nicht nachkomme.«
    Laris löste eine Hand von den Zügeln und umfasste die seine. Die Berührung tat gut, ein Balsam für wunde Gedanken. »Denk nicht zu viel nach. Was geschehen ist, ist geschehen.«
    »Wenn man nicht denkt, rennt man in sein Verderben.« Plötzlich grinste Lorgyn. »Denkt man, rennt man trotzdem in sein Verderben, mit dem Vorteil, dass man weiß, dass man in sein Verderben rennt.«
    »Hast du dir das gerade ausgedacht?«
    Erinnerungsselig schüttelte er den Kopf. »Nein, mein alter Lehrmeister an der Akademie hat immer mit solch sinnigen Sprüchen aufgewartet. Er war nicht nur mein Mentor, sondern so etwas wie mein Vater. Als er starb …« Er verstummte.
    Laris drückte seine Hand fester. »Wäre er stolz auf dich, wenn er dich heute sähe, jetzt, in diesem Moment?«
    Er schluckte – und ließ die Gedankenblase, die sich bei dieser Frage bildete, gnadenlos zerplatzen. Die Antwort darauf war klar. Aber er wollte sie nicht hören.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Und fragen kann ich ihn nicht mehr.«
    »Erzähl mir von der Akademie.«
    »Da gibt es nichts Besonderes.«
    »Du willst nicht darüber reden. War es so schlimm dort?«
    »Nein. An sich gefiel es mir.«
    Ehe er sich versah, erzählte er Laris nun doch von seiner Zeit in Jalsur. Und zu seinem Erstaunen hob das seine Stimmung. Da war sein Leben noch in Ordnung gewesen. Je mehr er zuließ, dass alte Türen sich öffneten, desto realer wurde diese Zeit in jenen Tagen und wandelte sich von den nebelhaften Erinnerungsechos in seinem Kopf zu etwas Festem, zu etwas, das er tatsächlich erlebt hatte, das genauso Bestandteil

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