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Magier von Moskau

Magier von Moskau

Titel: Magier von Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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öffnete seine |116| Hand – darin lag blinkend eine kleine goldene Kugel. »Dieses launische und auf den ersten Blick niemandes Willen unterworfene Stückchen Metall wird der Bote der Liebe sein.«
    »Aber die Botschaften können doch auch auf andere Weise gesandt werden?« fragte beunruhigt die Löwin der Ekstase. »Oder jetzt nur noch über das Roulette?«
    Sie sorgt sich um ihre Zeichen, erriet Colombina. Die Löwin hat ja zu dem Zarewitsch eigene heimliche Beziehungen hergestellt. Was wohl für welche? Was für Zeichen schickt er ihr?
    »Ich bin nicht der Dolmetsch des TODES«, sagte der Doge streng und traurig. »Ich beherrsche seine Sprache nicht perfekt. Woher soll ich wissen, auf welche Weise ER seinem oder seiner Auserwählten seine Gegenliebe erklären will? Aber diese Art des direkten Umgangs mit dem Schicksal scheint mir unanfechtbar zu sein. Auf ähnliche Weise befragten die Alten das Orakel nach dem Willen der Todesgöttin.«
    Diese Antwort schien die Löwin völlig zu befriedigen, und sie trat mit überlegener Miene vom Tisch zurück.
    »Jeder von uns erhält die gleiche Chance«, fuhr Prospero fort. »Wer sich bereit fühlt, wer hinlänglich stark im Geiste ist, kann schon heute das Glück versuchen. Wer die Kugel so wirft, daß sie bei dem Totenkopf landet, ist der Auserwählte.«
    »Und wenn alle das Glück versuchen«, fragte Cyrano, »und es wendet sich keinem zu? Müssen wir dann die ganze Nacht das Rad drehen?«
    »Ja, die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs ist nicht groß«, pflichtete Prospero ihm bei. »Die Chance steht eins zu achtunddreißig. Wenn es keinem glückt, hat der TOD seine Wahl |117| noch nicht getroffen. Dann wird das Spiel nächstes Mal fortgesetzt. Einverstanden?«
    Als erster äußerte sich Caliban.
    »Eine ausgezeichnete Idee, mein Lehrer! Zumindest geht es ehrlich zu, ohne Bevorzugungen. Ihre Ophelia hat mich nicht leiden können. Mit ihren Seancen hätte ich bis zum Jüngsten Tag auf meine Stunde warten müssen! Ohnehin haben schon manche, die nach mir gekommen sind, das große Los gezogen. Jetzt wird alles redlich sein. Fortuna läßt sich nicht betrügen! Aber Sie sollten erlauben, das Los ein paarmal zu werfen, bis ein Ergebnis da ist.«
    »Es bleibt bei dem, was ich gesagt habe!« unterbrach ihn der Doge rauh. »Der TOD ist nicht die Braut, die sich mit Gewalt zum Altar schleppen läßt.«
    »Aber die Kugel werfen kann nur, wer sozusagen sittlich gereift ist? Die Teilnahme am Spiel ist nicht obligatorisch?« fragte Kriton leise, und als der Doge nickte, erklärte er beruhigt: »Wirklich, das spiritistische Geheul hängt mir zum Hals heraus. Mit dem Roulette geht es schneller, und es gibt keine Zweifel.«
    »Ich finde die Idee mit dem Glücksspiel vulgär«, sagte Gdlewski achselzuckend. »Der Tod ist kein Croupier mit weißem Chemisette. Seine Zeichen sollten poetischer und erhabener sein. Aber man kann auch die Kugel kreisen lassen, als Nervenkitzel. Warum nicht?«
    Loreley rief hitzig: »Sie haben recht, lichtgleicher Jüngling! Diese Idee würdigt die Größe des Todes herab. Aber Sie lassen eines außer Betracht: Dem Tod ist Snobismus fremd, und mit jedem, der in ihn verliebt ist, spricht er eine ihm angemessene Sprache. Sollen sie doch ihr Rad drehen, was haben wir damit zu schaffen?«
    Colombina bemerkte, daß Caliban, der auf die beiden |118| poetischen Himmelsbewohner eifersüchtig war und sie um ihre Vorrangstellung bei dem Dogen beneidete, bei diesen Worten das Gesicht verzog.
    Der Prosektor Horatio hüstelte, richtete den Kneifer und erkundigte sich sachlich: »Na schön, nehmen wir an, einem von uns fällt der Totenkopf zu. Und weiter? Was sind sozusagen die nächsten Handlungen? Muß der Glückliche sofort losrennen, um sich aufzuhängen oder zu ertränken? Dieser Akt, das werden Sie zugeben, erfordert eine gewisse Vorbereitung. Verschiebt man aber die Ausführung auf den Morgen, so kann sich in der Seele Schwäche regen. Wäre es nicht beleidigend für den TOD und für uns alle, wenn der Auserwählte … hm … unter der Brautkrone wegliefe? Ich bitte um Nachsicht für meine Direktheit, aber ich bin mir nicht aller unserer Mitglieder sicher.«
    »Soll … soll das eine Anspielung auf mich sein?« schrie Petja mit zitternder Stimme. »Unterstehen Sie sich! Ich bin zwar schon lange im Klub und lebe noch immer, aber das bedeutet keineswegs, daß ich mich drücke oder kleinmütig bin. Ich habe auf Nachricht von den Geistern gewartet! Und ich bin bereit, als

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