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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nur wissen, was für ein Tier …«
    Sind sie verletzt? Sind sie tot?
    »Das ist Watson, die Vertraute von Mister Holmes«, half Cutler aus. »Dass sie hier ist und er nicht, kann kein gutes Zeichen sein. Warten wir, was sie zu berichten hat.«
    Sie waren es nicht, als Holmes mich schickte, euch zu unterrichten.
    Dann hält er sie in der Guildhall gefangen?
    Nein, das auch nicht. Die Guildhall wurde aufgegeben.
    »Auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen: Wollen Sie damit sagen, dass diese Katze sprechen kann?«, hakte Filby nach.
    »Nun, sie vermag sich Mister Holmes und offenkundig auch Mister Kentham zumindest irgendwie mitzuteilen.«
    Mit einem Laut des Unwillens schloss Jonathan kurz die Augen und massierte sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel.
    »Was ist los?«, wollte Kendra wissen.
    »Warten Sie bitte noch einen Moment«, erwiderte er. »Ich bin noch nicht ganz fertig.« Er wandte sich wieder an Watson. Weißt du, wohin sie gebracht worden sein könnten?
    Nicht genau. Aber ich habe ein Bild im Kopf der Vampirmagierin gesehen, das einen Hinweis geben könnte.
    Vampirmagierin?
    McGowan. Die Sedgewick tötete.
    Unwillkürlich wanderte Jonathans Blick zu der Leiche, die von Boyd mit magischem Geschick eingeschnürt wurde. Das erklärte die grausige Halswunde des schmächtigen Magispectors. Er fragte sich, ob Boyd den Toten auch deshalb in einen Kokon einspann, weil er befürchtete, er könne irgendwann zu unheiligem Leben erwachen, wie die schaurige Gräfin in Le Fanus »Carmilla«.
    Jonathan, du fantasierst, statt mir zuzuhören , vernahm er Watsons vorwurfsvolle Stimme in seinem Geist. Schau her! Die Katze erhob sich, und bevor Jonathan Protest einlegen konnte, sprang sie ihm ins Gesicht und verschwand in seinem Kopf.
    Um den Tisch herum wurde dies mit überraschten Ausrufen zur Kenntnis genommen, aber bevor die anderen ihn mit Fragen bestürmen konnten, hob Jonathan die Hand. »Es ist alles in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Insgeheim fragte er sich dennoch, wie viele verschiedene Bewusstseinsinhalte ein menschliches Gehirn eigentlich schadlos aufzunehmen vermochte. Im nächsten Moment wurde seine Unsicherheit von einem Bild verdrängt, das die Geisterkatze vor seinem inneren Auge entstehen ließ. Es zeigte ein seltsames Ungetüm aus Stahl, ein im dunklen Wasser irgendeines geschlossenen Docks schwimmendes Fortbewegungsmittel, das seiner Form nach einem Fisch glich, aber wohl ein Schiff oder etwas Ähnliches sein musste.
    Dann fiel es Jonathan wie Schuppen von den Augen. Das ist unmöglich! , dachte er. Er kannte dieses Gefährt. Er hatte es schon einmal auf dem schmuckvoll verzierten Einband eines Buchs gesehen. Das ist die Nautilus , das sagenhafte Tauchboot von Kapitän Nemo aus 20000 Meilen unter dem Meer von Jules Verne. McGowan kann dieses Schiff nicht in Wirklichkeit gesehen haben. Es ist nur die Erfindung eines Schriftstellers.
    Glaub mir, Jonathan, ich kann einen wirklichen Eindruck sehr gut von einem Fantasiebild unterscheiden , gab Watson unbeirrt zurück. Wer immer dieser Kapitän Nemo sein mag, McGowan hat das hier gesehen! Du glaubst, es ist ein Schiff?
    Fassungslos starrte Jonathan auf das Bild in seinem Kopf. Sein Leben wurde von Tag zu Tag verrückter. Erst war er in eine Welt der Magie gestolpert, und nun tauchte dieses technische Wunderwerk vor ihm auf. Er sammelte sich, um Watsons in der Luft hängende Frage zu beantworten: Ja. Also wenn das wirklich ein Nachbau der Nautilus ist, dann wäre es ein Schiff beziehungsweise ein Tauchboot. Und es wäre ein vortrefflicher Rückzugsort für jemanden, der nicht gefunden werden will … Weißt du auch, wo sich dieses Ding verbirgt? , fragte er.
    Nein , sagte Watson. Aber wenn Holmes und Randolph dorthin gebracht wurden, dann werde ich es mit Nevermores Hilfe finden!
    23. April 1897, 0:23 Uhr GMT
England, London, Mündung des Barking Creek
    Creek’s Mouth, am östlichen Rand von London gelegen, war um diese Uhrzeit ein wie ausgestorben daliegendes Fleckchen Erde. Vor knapp fünfzig Jahren von dem Industriellen John Bennett Lawes für die Arbeiter seiner Chemie- und Düngemittelfabrik errichtet und seitdem vor allem durch Zuzug weiterer Industriezweige und Arbeiter gewachsen, ging ihm nicht nur jedweder äußerliche Charme ab, das Leben innerhalb seiner Grenzen folgte auch dem strikten Schichtdienst der ansässigen Werke.
    Um Mitternacht ruhten die Maschinen und Verarbeitungsanlagen, und die Arbeiter schliefen in ihren dicht an dicht

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