Magietochter
ich an diesem Tag noch nichts gegessen hatte. Ich ging auf das Guckloch
zu, konnte jedoch nichts außer Nebel und dunkles Wasser erkennen. Wellen
brachen an dem Schiff und ließen es hin und her wippen.
Ich setzte mich auf den Holzboden und versuchte ruhig und entspannt zu
atmen. Tief ein- und ausatmen, immer wieder. Es half nichts! Mein Kopf dröhnte,
mein Magen zog sich in immer kleiner werdenden Abständen zusammen. Ich wollte
mich auf keinen Fall hier übergeben, also ging ich langsam auf die Tür zu.
Kogan schlief immer noch und schien nichts von meinem Elend mitzubekommen. Es
hätte ihn sicher amüsiert!
Ich trat auf den Flur, eine Hand an die Holzwand gestützt und suchte
mir langsam einen Weg an Deck. Bei jedem Schaukeln musste ich kurz stehen
bleiben und den Würgreiz unterdrücken. Ich begegnete zum Glück niemandem und
als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an Deck ankam, schlug mir kalter
Wind ins Gesicht.
Gierig atmete ich die frische Luft ein und mein Kopf wurde sofort
klarer. Doch schon einen Augenblick später fing das Schiff wieder an zu
Schaukeln und ich stürzte in letzter Sekunde auf die Reling zu und beugte mich
hinüber.
Dann würgte ich. Einmal. Zweimal. Dreimal. Beim ersten Mal spuckte ich
noch Galle doch danach kam nur noch dieses schreckliche würgen, wieder und
wieder.
Als es endlich nachließ, ließ ich mich völlig erschöpft auf den Boden
sinken und lehnte mich an die Reling. Ich schloss die Augen und versuchte
ruhig, die kühle Luft einzuatmen. Ein und aus. Ein und aus.
»Brauchst du Hilfe?« Erschrocken öffnete ich die Augen. Vor mir stand
ein kleiner Junge. Er lächelte mich schüchtern an und entblößte dabei seine
kleinen Wolfszähne.
»Danke, es geht schon«, krächzte ich schwach. Der Kleine legte den Kopf
schief und musterte mich.
»Ich habe dich gesehen, als du mit deinem Krieger an Bord gekommen
bist.« Ich nickte nur. Kogan als meinen Krieger zu bezeichnen war zwar alles
andere als schmeichelhaft, aber wie sollte der Junge es besser wissen.
»Wie heißt du?« Wieder erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.
»Jula«, antwortete er stolz.
»Ein hübscher Name.« Sein Lächeln wurde breiter.
»Danke. Du bist auch sehr hübsch! Und…ich finde es nicht okay, wie die
anderen Wölfe dich behandeln, auch wenn du ein Mensch bist.« Verdutzt schaute
ich ihn an. Seine Miene war ernst und er meinte seine Worte so, wie er sie
gesagt hatte. Und er fand mich hübsch? Das war das erste Mal, dass mir jemand
sagte ich sei hübsch. Welch Ironie so etwas ausgerechnet von einem Kind zu
hören. Trotzdem freute es mich.
»Dein Herr scheint dich sehr gerne zu haben, so etwas sehe ich nur
selten. Weiß er, dass es dir schlecht geht? Soll ich ihn holen gehen?« Seine
Fürsorge rührte mich. Kogan sollte mich mögen? Na klar! Ich schmunzelte bei dem
Gedanken, was Kinder sich alles ausmalen konnten…
»Ja, bitte hole ihn.« Jula nickte eifrig rief mir ein »Ich bin gleich
wieder da« zu und rannte davon.
Das Gespräch mit ihm hatte mich etwas von meiner Übelkeit und meinem
dröhnenden Kopf abgelenkt, doch sie waren immer noch da. Ich schloss wieder
meine Augen und versuchte ruhig zu atmen. Ich hörte Schritte und wollte mich
gerade wundern, wie Jula so schnell wieder hier sein konnte, als eine kalte
Stimme ertönte.
»Nanu, wen haben wir denn hier?« Ich riss die Augen auf und mir gefror
das Blut in den Adern. Panik packte mich, als ich den blonden Wolf und vier
seiner Kumpane vom Steg erkannte. Sie hatten sich vor mir aufgebaut und
lächelten kalt und höhnisch auf mich herab.
»Wenn das nicht die kleine Sklavin vom Steg ist. Noch dazu ohne ihren
Aufpasser!« Gelächter erklang. Ich schluckte und suchte verzweifelt eine
Fluchtmöglichkeit, obwohl ich wusste, dass meine Beine mich in diesem Zustand
kaum tragen würden. Ich saß in der Falle!
»Steh auf«, befahl der Blonde schroff. Als ich nicht reagierte gab er
zwei Männern ein Zeichen. Sie packten meine Arme und zogen mich grob auf die
Füße. Ich war wie betäubt, mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Der Blonde kam
auf mich zu und stellte sich dicht vor mich. Sein heißer Atem klatschte mir ins
Gesicht. Ich konnte nicht mehr atmen, bekam keine Luft. Langsam streichelte er
mir über die Wange. Irgendwie schaffte ich es meinen Kopf zur Seite zu drehen,
doch er packte nur hart mein Kinn und zwang mich ihn wieder anzusehen.
»Ich kann deine Angst riechen, Sklavin. Scheint ja fast so, als würde
dir meine Berührung
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