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Magietochter

Magietochter

Titel: Magietochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Bruns
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meine Beine knickten weg. Wortlos nahm Kogan mich auf seine Arme
und trug mich in unsere Kabine.
     
    Behutsam setzte er mich auf die Füße.
    »Zieh dein Gewand aus und leg dich ins Bett«, befahl er mir ruhig. Meine
Augen weiteten sich und er schien sich seiner Wortwahl erst jetzt richtig
bewusst zu werden.
    »Verzeih mir…«, flüsterte er, ehe er mir das Gewand mit einer schnellen
Bewegung über den Kopf zog und es achtlos auf den Boden warf. Ich war mir der
Tatsache, dass ich jetzt nur noch in meinem dünnen Unterkleid vor ihm stand,
bewusst, doch es kümmerte mich nicht. Ich war immer noch zu betäubt. Er schlug
die Decke auf dem Bett zurück und bedeutete mir mich hineinzulegen.
    Zögernd bewegte ich mich zum Bett, wobei Kogan mir die ganze Zeit
hartnäckig ins Gesicht sah. Ich ließ mich auf das weiche Laken sinken, während
er mich zudeckte. Es roch noch nach ihm. Wald und Leder. Danach ging er zu
seinen Taschen und holte ein bräunliches Blatt hervor.
    »Schluck das!« Er hielt es mir vor mein Gesicht und ich nahm es
vorsichtig, betrachtete es. Skeptisch sah ich zu ihm auf.
    »Was ist das?«
    »Ein Amalienblatt, es hilft gegen Seekrankheit…Du hättest mir auch
einfach sagen können, dass es dir nicht gut geht, anstatt auf einem Schiff
voller Wölfe herumzuspazieren!« Bei seinen letzten Worten klang er ärgerlich.
    »Ihr habt geschlafen…«
    »Du hättest mich wecken können!«
    »Ihr wart vorher schon zornig auf mich…«
    »Ja, na und?«
    »Ihr seid unberechenbar wenn Ihr zornig seid.«
    »Nur, weil du es provozierst!«
    »Aber nur, weil Ihr mich nicht länger wie eine Sklavin behandeln
wolltet!«
    »Tue ich auch nicht…«
    »Ach nein?«
    »Es fällt mir nun mal nicht leicht!«
    »Was habe ich Euch je getan, dass Ihr mich so verabscheut?«
    »Du bist ein Mensch!«
    »Ihr seid ein Wolf, genau wie Belladonna und der Blonde und trotzdem
verabscheue ich Euch nicht, obwohl ich, nachdem was Ihr alles mit mir gemacht
habt allen Grund dazu hätte!«
    Meine Worte hatten ihn verwirrt, er blinzelte ein paar Mal.
    »Du verabscheust mich nicht?«
    »Ihr habt mich gerade vor meinem schlimmsten Albtraum gerettet, wie
könnte ich Euch da verabscheuen?«
    »Ich habe dir während der Reise genug Gründe dafür geliefert.« Ich
zuckte bloß mit den Schultern. Unser Gespräch drehte sich im Kreis. Die
Wahrheit war, dass ich selbst nicht wusste, wieso ich ihn nicht hasste oder
verabscheute, ich wusste lediglich, dass ich es nicht tat…
    Das Dröhnen in meinem Kopf wurde stärker und ich schluckte hastig das
Amalienblatt, das ich immer noch in den Händen hielt. Kogan stand irgendwie
unschlüssig neben meinem Bett und betrachtete meine Wangen, die, wie ich jetzt
erst bemerkte, glühten. Natürlich, die Schläge. »Hat er dir etwas getan?« Seine
Frage überraschte mich. Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, Ihr seid zum Glück im richtigen Moment aufgetaucht…« Ein
Schnauben.
    »Was ist mit deinem Gesicht? Hat er dich geschlagen?« Verachtung lag in
seiner Frage. Warum regte er sich so auf? Ich nickte und schaute ihn dabei
vielsagend an.
    »Was ist«, presste er mit mühsam unterdrücktem Zorn hervor.
    »Ich verstehe nicht, wieso Ihr euch so darüber aufregt, immerhin habt
ihr mich auch schon geschlagen.« So, jetzt war es raus. Fassungslos starrte er
auf mich herab.
    »Ich habe was?« Verwirrt blinzelte ich. Sollte das ein Scherz sein?
    »Ihr habt mich geschlagen als Ihr mich entführt habt! Was glaubt Ihr,
woher die Narbe auf meiner Stirn kommt?« Sein Blick zuckte zu meiner Stirn.
Verständnis breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Ich hab dich nicht geschlagen…Ich wollte dich mit meiner freien Hand
am Handgelenk packen, doch du hast dich in diesem Moment so sehr gewehrt, dass
dein Kopf und meine Hand aufeinandergeprallt sind…Ich schlage keine Frauen!« Er
seufzte. Dann tat er etwas Unerwartetes. Kogan kam näher und streckte langsam
seine Hand aus, berührte vorsichtig die kleine Narbe auf meiner Stirn und fuhr
ihre Linien nach. Meine Haut prickelte dort, wo sein Finger sie berührte. Er
klang sehr ruhig als er sprach.
    »Es tut mir leid. Zu diesem Zeitpunkt war ich voller Hass und
verachtete die Menschen. Ich dachte ihr wärt alle gleich, doch du hast mich
eines besseren belehrt, indem du mir das Leben gerettet hast. Es ist nicht
leicht, aber seitdem versuche ich mich dir gegenüber normal zu verhalten. Jetzt
habe ich sogar meinesgleichen getötet, um dich zu retten…« Er lachte hart, zog
seine Hand zurück

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