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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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stopfte.
    »Mach keinen Ärger, Bursche! Verstanden? Halt den Berggaul ruhig und schließ die Stalltür!«
    Ich nickte und machte mich daran, Gairloch zu striegeln.
    Obgleich ich dringend etwas essen musste und der flüsternden Seele Fenards lauschen wollte, die durch die gelösten Zungen der Gäste offenbart würde, nahm ich mir Zeit. Nachdem ich für Gairloch Getreide gefunden hatte, schob ich mich durch die Seitentür in die Schenke, durch die ich die älteren Männer hatte gehen sehen.
    Wie betäubt vom Lärm blieb ich stehen und wartete, bis meine Augen sich eingewöhnt hatten. Ein halbes Dutzend Männer saß um den einzigen runden Tisch, jeder mit einem Humpen aus Steingut im Arm.
    Vier Öllampen in den Ecken und ein niedriges Feuer gaben Licht. Irgendwo hatte Fett Feuer gefangen, das zusammen mit dem grünen Holz im Kamin beißenden Rauch verströmte. Hinzu kamen der säuerliche Geruch vergossenen Weins und billigen Biers, der Schweiß der arbeitenden Männer. Alles zusammen machte den typischen Geruch der Zapfquelle aus. Ich zog den Stall vor.
    Doch jetzt schob ich mich an einen kleinen Ecktisch, der leer war, weil er auf dem unebenen Boden gefährlich wackelte.
    »Wein oder Bier?« Die schlanke Schankmaid hatte zerzauste schwarze Haare, ein schmales Gesicht und von der rechten Mundecke zum Ohr eine rote Narbe.
    »Habt ihr Rotbeerensaft?«
    »Kostet einen Kupferling, genau wie Bier.«
    »Rotbeerensaft. Brot und Käse?«
    »Für einen Kupferling bekommst du zwei Scheiben Brot und einen kleinen Keil gelben Käse. Für zwei Kupferlinge vier Scheiben und einen Keil vom Weißen.«
    »Zwei Scheiben und den Gelben.« Ich legte zwei Kupfermünzen auf den Tisch und bedeckte sie mit der Hand.
    Sie nickte und ging fort. »Rotbeerensaft und einmal Brot und Käse klein.«
    Ein weiterer Mann gesellte sich zu den sechs Männern am runden Tisch.
    »Rasten! Immer der letzte. Musste dein neuer Lehrling für den Leim den Gaul schlachten?«
    »Für den Mann einen doppelten Wein.«
    Peng! Roter Saft schwappte auf meine Hand. Als ich aufblickte, tändelte die Schankmaid mit Rasten. Ihm schien es nicht unangenehm zu sein.
    An einem Tisch in der Nähe unterhielt sich ein Paar, nicht viel älter als ich, ziemlich laut, um von der Gruppe am Stammtisch gehört zu werden.
    »… denkst du von Destrin? Diese Tochter …«
    »… eigentlich ist sie nett …«
    »… keine Zukunft hier …«
    Ich gab der Schankmaid meine Münzen. »Wer ist Perlot?« fragte ich sie.
    Mit dem Daumen deutete sie auf einen der sieben Männer. »Der Dünne mit dem Silberhaar, neben dem an der Tür. Noch was?«
    »Im Augenblick nicht.«
    Sie tändelte weiter mit Rasten herum.
    Das Brot war weder frisch noch altbacken, sondern irgendwie in der Mitte. Doch der Käse war scharf und besser, als ich erwartet hatte.
    »… Bänke für die Gruben … und sie wollen schwarze Eiche für den Preis. Kannst du das glauben?«
    »… wieder treibt sich ein Magier in den Osthörnern herum … ist geradewegs durch eine Mauer gegangen …«
    »… bloß eine Ausrede, weil der Kerl abgehauen ist, ohne zu zahlen. Das ist alles …«
    Das Paar neben mir stand auf und ging. Niemand nahm den Platz ein.
    Ich saß in der Ecke, trank langsam einen Rotbeerensaft, dann noch einen und hörte den Gesprächen im Schankraum zu.
    »… Lehrling? Mit seiner Tochter? Das ist ein Gefängnis …«
    »… die goldenen Ketten würden ihm schon zusagen, was, Sander? Stimmt’s?«
    »… du kannst mich mal!«
    »… einige der alten Wachen des Herzogs wollen ihre eigenen Häuser bauen …«
    »… Nordkyphros …«
    »… Wildnis …«
    »… der Autarch wird’s ihnen zeigen …«
    »… stiegst du nicht auch gern mit ihr ins Bett?«
    »Noch ’ne Runde!«
    »Wer zahlt?«
    Wegen des Qualms aus der Küche, des Gestanks nach schalem Bier und Wein und des beißenden Rauchs aus dem Kamin brannten mir die Augen. Trotzdem spitzte ich weiterhin die Ohren und scheuchte die dünne Schankmaid mit der roten Narbe fort, nippte an meinem Rotbeerensaft und hielt die Augen offen …
    Perlot schob seinen Stuhl zurück. Ich wollte aufstehen, blieb dann aber sitzen. Einen Handwerksmeister in einer Schenke ansprechen hieß Ärger suchen. Daher wartete ich, bis er hinausgegangen war, ehe ich den Stall aufsuchte.
    Obgleich die Luft im Stall sauberer und Weitaus wärmer als bei den Osthörnern war, schlief ich ruhelos, als würde der Donner des plötzlichen Schneesturms in Certis immer noch in meinem Kopf dröhnen.

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