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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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»Ich muss mir das Arbeitszeug anziehen.«
    »Ich möchte wetten, dass du vorher den Brief liest«, meint Reisa grinsend.
    Dorrin errötet.
    »Immer noch verliebt?«
    Die Röte vertieft sich noch, als er zu seiner Kammer geht.
    Auch nachdem er Fenster und Fensterläden geöffnet hat, bleibt die Luft im Raum drückend. Er bricht das Siegel und liest:
     
    Dorrin,
     
    Die Rückfahrt nach Jellico hat lange gedauert, weil der Kapitän des Küstenschiffes es nicht riskieren wollte, Tyrhavven anzulaufen, und sich andererseits die Gebühren in Lydiar nicht leisten konnte. So sind wir dann in Pyrdya gelandet, einem traurigen Hafen, wenn er überhaupt diesen Namen verdient hat. Ich bin mit meinen Gäulen nach Renklaar geritten und dann mit einem Flußboot stromauf nach Hydolar gefahren. Gegen den Strom hat es zwei Achttage gedauert, aber ich musste für den anschließenden Weg durch die Hügel die Pferde schonen.
    Dein Spielzeug habe ich in Hydolar verkauft, aber das Geld werde ich behalten, bis jemand, dem ich trauen kann, in Deine Richtung fährt. Ich hoffe, Du bekommst diesen Brief, aber da ich nicht sicher bin, schicke ich das Geld nicht mit.
    Das Lagerhaus war ein einziges Durcheinander. Freidr war außer sich, weil ich nicht da war. Der Vicomte hat alle Lagerhäuser inspiziert. Angeblich war der Grund, dass jemand etwas gestohlen hätte, das den Weißen Magiern gehörte, aber niemand hat genau gesagt, was für Waren es sein sollten. Bei uns war die Inspektion so gründlich, dass eine Menge Waren, die sich bei meiner Abreise im Lager befunden haben, nicht mehr da waren, als ich zurückgekehrt bin.
    Der Frühling war fast schon vorbei, als ich daheim ankam, und die Hitze des Sommers drückt uns nieder. Es ist möglich, dass ich ein paar Münzen verdienen kann, wenn ich mich still und leise auf den Weg nach Sligo nordöstlich von Tyrhavven mache. Aber vorläufig werde ich noch nicht aufbrechen können, weil ich mich zuerst um das Lagerhaus kümmern muss.
    Ich vermisse Dich. Ich vermisse das Lachen und sogar den Schnee im Gesicht, und mit Dir in der Kälte zu sitzen und zu reden. Manchmal denke ich, ich hätte bleiben sollen, aber wie wären wir zurechtgekommen? Ich bin eine mittellose Händlerin, und Du bist ein armer junger Schmied. Und außerdem, wie wäre Freidr dann zurechtgekommen? Aber ich vermisse Dich, mein Liebster.
     
    Liedral
     
    Dorrin schürzt die Lippen. Nichts an dem Brief ist seltsam oder ungewöhnlich. Warum sollte sich ein Weißer Magier für den Briefwechsel zweier verliebter junger Menschen interessieren? Und welcher Weiße Magier war es überhaupt, der sich dafür interessierte? Derjenige, dessen Blick er auf der Straße außerhalb von Fairhaven spüren konnte, hat sie ziehen lassen. Ob Freidr, überlegt Dorrin, mit den Weißen unter einer Decke steckt? Liedrals Bruder ist selbst gewiss kein Weißer, das hätte Dorrin auf den ersten Blick gesehen.
    Er faltet den Brief wieder zusammen und steckt ihn in die Holzkiste. Er vermisst Liedral, und das gebrochene Siegel macht ihm Sorgen.
    Er zieht das braune Hemd aus, dem man das Alter inzwischen deutlich ansieht, und streift die zerlumpten Sachen über, die er gewöhnlich in der Schmiede trägt. Nägel … wahrscheinlich wird er schon wieder Nägel machen müssen – oder etwas ähnlich Anspruchsvolles.

 
LXXXIII
     
    B rede verscheucht eine Stechfliege, die über Kadara herfallen wollte, und trinkt einen großen Schluck vom kalten Rotbeerensaft. »Wie schafft ihr es nur, ihn so gut zu kühlen?«
    »Wir legen die Flaschen in den Brunnen«, erklärt Petra. »Dorrin sagt, das Wasser käme von den Westhörnern.«
    Kadara wedelt die Fliege weg und blickt zum Ziegenpferch. »Ist das die Ziege, die ihr gerettet habt?«
    »Zilda? Der weiße Schrecken?« antwortet Dorrin lachend. »Sie frisst alles an, und deshalb sperren wir sie jetzt meist ein.«
    »Besonders wenn wir Gäste haben.« Reisa holt einen Stuhl aus der Küche und stellt ihn direkt neben der Tür der Schmiede in die Ecke.
    Dorrin betrachtet die langen Schatten und das rötliche Licht der untergehenden Sonne. Er rutscht ein wenig auf dem Hocker hin und her und freut sich, dass er endlich einmal sitzen und sich ausruhen kann.
    »Das Abendessen war wirklich gut, vielen Dank dafür«, meint Kadara.
    »Wirklich sehr gut«, stimmt Brede zu. »Und gut gewürzt.«
    »Dafür müsst ihr euch bei Dorrin bedanken. Seit dem letzten Jahr kümmert er sich um die Gewürze, und wir konnten sogar Pfeffer, Senf und

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