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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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er.«
    Der Mann mustert Dorrin, ohne Erlanna und Merga auch nur eines Blickes zu würdigen. »Ser Dorrin?«
    »Ich bin Dorrin.«
    »Ich bin Fanken, und ich arbeite für Kaufmann Fyntal. Seine Gemahlin ist schwer krank, sie hat Fieber und den Bauchfluß, und der Kaufmann bittet Euch, sofort zu ihr zu kommen.« Die Worte sind höflich, aber steif, als wäre der Mann streng angewiesen worden, zuvorkommend zu sein.
    Rylla, die hinter Fanken steht, nickt und deutet auf die Geldbörse am Gürtel.
    »Ich brauche noch einen Augenblick, bis ich hier fertig bin, und dann muss ich einige Dinge holen, die mir bei der Behandlung der gnädigen Frau von Nutzen sein könnten. Ihr könnt hier warten oder …«
    »Ich werde an der Türe warten.«
    Dorrin wendet sich an Merga und Frisa.
    »Kann ich das Pferdchen sehen?«
    Dorrin schluckt, sein Mund ist trocken. »Ich habe gehört, dass … dass Ihr einen schweren Schicksalsschlag … es tut mir wirklich leid …«
    »Ihr habt getan, was Ihr für das Beste gehalten habt, Meister Dorrin. Der Sommer war gut, und wir haben gehofft …« Merga drängt die Tränen zurück und schüttelt den Kopf.
    »Ich könnte eine Köchin und ein Dienstmädchen gebrauchen … aber viel mehr als ein Bett und die Verpflegung kann ich nicht anbieten … so wohlhabend bin ich nicht.«
    Mergas gerötete Augen sehen Dorrin an. »Um meinetwillen würde ich solch eine Barmherzigkeit nicht annehmen … aber …« Sie sieht kurz zu ihrer Tochter.
    »Es muss keine Barmherzigkeit sein. Es kommt nur … etwas eher, als ich es selbst geplant habe.«
    Das Schweigen dehnt sich. Fanken hüstelt, Erlanna beginnt wieder zu husten.
    »Sie kann noch eine Weile hier bleiben, Dorrin«, bietet Rylla an. »Du musst jetzt Fyntals Boten begleiten.« Sie beugt sich zu ihm und flüstert ihm ins Ohr: »Heiler haben nur selten Gelegenheit, echte Goldstücke zu verdienen.«
    »Da hast du wohl recht.« Er blickt zur Tür, wo der düstere Fanken wartet. »Aber wenn Merga hier bleiben könnte, bis ich im Lagerraum ein Zimmer abgeteilt habe, wäre es sogar noch besser.« Dorrin schüttelt den Kopf. Er hat nur noch ein paar Goldstücke übrig, und nicht einmal Kiefernbretter sind zurzeit billig zu bekommen. Vielleicht ist Fyntals Frau gar nicht ernstlich erkrankt. Er nickt Merga zu und geht zu den Kräuterregalen in der Küche.
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, meint Rylla gelassen, »wenn du jemandem einen Fluch auferlegst, fällt es irgendwie auf dich zurück.«
    »Es war kein Fluch. Wie kann es ein Fluch sein, wenn man einen Mann davon abhält, seine Frau zu schlagen?«
    Fanken beugt sich mit hartem Gesichtsausdruck vor, als wolle er ja kein Wort verpassen.
    »Nimm den kleinen Beutel dort mit«, schlägt Rylla vor. »Du brauchst Brinn, Astra, Weidenrinde …«
    Der jüngere Heiler nickt und packt die nötigen Sachen zusammen. Er nimmt noch einige Fingerspitzen anderer Kräuter mit, die er in zusammengefalteten Tüchern verstaut, und eine kleine, verkorkte Flasche mit Weidenrindenessenz.
    »Nicht vergessen«, ermahnt Rylla ihn noch einmal leise, als er fertig ist, »Kaufleute können mit Gold bezahlen.«
    Dorrin muss daran denken, dass er sich verpflichtet hat, eine Frau in Dienst zu nehmen, die er eigentlich nicht braucht – und das nur, weil er dafür gesorgt hat, dass sie nicht mehr geschlagen wurde. Als er an Erlanna vorbeikommt, beginnt die Frau wieder zu husten, und er richtet seine Wahrnehmung auf sie. Wie so viele andere hat sie trotz ihres Gewichts nicht genug zu essen bekommen, und die Krankheit kann sich besonders schnell ausbreiten, weil die Frau geschwächt ist. Wie viele werden einfach nur deshalb sterben, weil sie nicht die Kraft haben, sich gegen die Krankheiten zu wehren? Wenn der Winter zu lange dauert, wird Fairhaven keinen Gegner mehr haben, gegen den es kämpfen kann.
    Draußen vor der Hütte der Heilerin steht Fankens dürrer grauer Gaul. Der Helfer des Kaufmanns blickt zwischen dem dünnen Pferd und Dorrin hin und her.
    »Ich bin gleich soweit. Ich muss nur rasch mein Pferd satteln.« Dorrin deutet zur Scheune.
    Fanken grunzt nur.
    Der Wind ist schärfer als früher am Morgen, und die Wolken sind dunkler geworden. Auch ohne sich besondere Mühe zu geben, kann Dorrin die schweren Schneefälle spüren, die unmittelbar bevorstehen, und so holt er sich noch die dicke Jacke aus dem Haus, bevor er in den Stall geht. Er sattelt rasch Meriwhen und schließt zu Fanken auf.
    »Schönes Pferd.«
    »Sie hat mir treu gedient.«

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