Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
wahrzunehmen.
    »Unsere Tochter Noriah«, erklärt Fyntal flüsternd.
    Dorrin begrüßt die junge Frau mit einem knappen Nicken, stellt den Beutel ab und tritt an das Bett. Er legt die Fingerspitzen leicht auf das Handgelenk der Kranken, dann fühlt er ihre Stirn. Er bemüht sich, nicht die Stirn zu runzeln, als er das Knäuel aus weißem Chaos unter dem Magen spürt und die Fäden aus weißem Feuer bemerkt, die sie einzuhüllen scheinen.
    Wenn er nur das kleine kranke Organ herausschneiden könnte … er muss beinahe lachen. Selbst wenn er wüsste, wie man so etwas anfängt, hat er weder die Instrumente noch die Fähigkeiten, einen so tiefen Eingriff durchzuführen. Was sonst kann er tun? Er tritt zurück.
    »So krank … muss ich sterben?«
    Dorrin zwingt sich zu einem Lächeln. »Nicht, wenn ich es verhindern kann, gnädige Frau.«
    »Ich bin keine gnädige Frau, einfach nur Lera … so warm …« Mit glasigem Blick starrt sie ins Leere und atmet schwer.
    Noriah richtet sich auf ihrem Hocker unwillkürlich auf.
    »Könnt Ihr nicht etwas tun?« fleht Fyntal.
    »Ich könnte eine Menge tun, aber ich ziehe es vor, das Richtige zu tun.« Dorrin sieht den älteren Mann an, der unwillkürlich einen Schritt zurückweicht. Noriah will etwas sagen, doch sie schließt den Mund wieder, ohne ein Wort gesprochen zu haben.
    Die vom Chaos durchflutete Region in Leretias Bauch ist offensichtlich die Ursache des Problems. Dorrin holt tief Luft und knüpft ein Schild der Ordnung um das kleine Organ, aber das Chaos oder die Infektion scheint sich zu wehren. Er wischt sich die Stirn, dann lässt er seine Wahrnehmung wieder durch ihren Körper wandern. Vielleicht gibt es doch einen Weg.
    Er wendet sich an Fyntal. »Ich brauche noch einige Dinge. Wir müssen darüber reden.« Er geht in den Flur hinaus und wartet, dass der Kaufmann ihm folgt und die Tür hinter sich schließt.
    »Ich bin nicht der erste, den Ihr gerufen habt, nicht wahr?«
    »Nein. Sustro … er sagte, sie müsse sterben, und nur ein Wunder könne mir helfen. Ich dachte … an Euch.«
    »Es ist immer noch möglich, dass sie stirbt. Aber ich will etwas versuchen.«
    »Ihr wollt sie doch nicht aufschneiden?« Fyntals Stimme verwandelt sich von einem Flüstern in ein heiseres Krächzen. »Das würde sie gewiss umbringen.«
    »Meine Fähigkeiten liegen nicht auf dieser Ebene. Ich brauche einen großen Korb mit sauberen weißen Tüchern und eine Flasche Alkohol, beispielsweise einen klaren Branntwein.«
    »Das klingt aber ganz nach den Dingen, die ein Chirurg brauchen würde.«
    »Ich werde sie nicht mit einem scharfen Gegenstand anrühren«, faucht Dorrin. »Das kann ich überhaupt nicht. Soll ich jetzt versuchen, für Euch ein Wunder zu wirken, oder …«
    »Ich hole die Tücher«, willigt Fyntal seufzend ein.
    Dorrin öffnet die Tür und kehrt ins Krankenzimmer zur stöhnenden Leretia zurück. Sie öffnet kurz die Augen, schließt sie aber sofort wieder.
    »Ruhig …«, sagt er. Wieder berührt er ihr Handgelenk, baut ein Geflecht der Ordnung auf und formt daraus eine gekrümmte Röhre, die aus dem Zentrum des Chaos bis zur Haut verläuft. Dann hält er inne und wendet sich an die jüngere Frau, die ihm als Leretias Tochter vorgestellt wurde. »Könnt Ihr mir helfen?«
    Sie tritt ans Bett. »Was kann ich tun?«
    Dorrin deutet einen quadratischen Bereich in Höhe des Magens der Kranken an. »Wir müssen an dieser Stelle ihr Nachthemd öffnen, damit frische Luft heran kann.«
    Noriah runzelt die Stirn. »Ihr werdet doch nicht …«
    »Ich werde nicht schneiden. Das kann ich nicht. Aber hier sitzt eine Infektion, und wenn ich Erfolg habe, wird sie hier an dieser Stelle herausbrechen. Ich kann es ein wenig steuern, aber es wird viel leichter, wenn … wenn die Ausscheidungen nicht das Nachthemd verschmutzen.«
    »Ich kümmere mich um Mutter. Wenn Ihr …«
    Dorrin dreht sich um und sieht aus dem Fenster. In der Ferne kann er die weißen Kämme auf den Wellen des Nordmeeres sehen. Sein Blick fällt auf das Paar Öllampen, die mit blitzblank geputzten Glaskolben links und rechts neben dem Fenster hängen.
    »Oh … solche Schmerzen … so heiß …«
    »Ruhig, Mutter … bald wird es dir wieder besser gehen.«
    Die Tür wird geöffnet, und Fyntal kommt mit einem Korb weicher, zusammengefalteter Tücher herein, gefolgt von einem kleinen Mann, der eine verkorkte Flasche trägt. Dorrin nimmt die Flasche, zieht den Korken ab und holt ein Tuch aus dem Korb, den Fyntal neben dem Bett

Weitere Kostenlose Bücher