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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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nicht deine Schuld.« Liedral berührt ihn leicht an der Wange.
    »Ich wünschte, ich könnte es glauben. Sie haben dich geschnappt, weil du mich liebst.«
    »Ich liebe dich immer noch, du unmöglicher Kerl.« Sie drückt sein Handgelenk. »Ich wünschte, du könntest die Bäume auf dem Hügel sehen. Mit dem Tau auf den Blättern glänzen sie im Morgenlicht wie Silber.«
    »Ich wünschte auch, ich könnte es sehen.«
    Sie essen schweigend.
    »Kadara schläft immer noch. Ist das gut?«
    »Wenn wir dafür sorgen können, dass sie genug trinkt und die Arzneien einnimmt, ist es gut. Sie braucht auf jeden Fall eine Menge Flüssigkeit.«
    »Willst du noch Brot oder Käse?«
    »Ist denn genug da?«
    »Merga hat mir alles eingepackt, was sie entbehren konnte. Wir haben immer noch vier Laibe übrig – altbacken zwar, aber wir werden auf dem Rückweg ganz bestimmt keinen Hunger leiden.«
    Dorrin isst noch einen halben Laib Brot und etwas Käse. Liedral steht auf, während er noch isst, und er denkt wieder über die Ordnung nach.
    Manche glauben an die Ordnung, als wäre sie ein Gott, aber die Ordnung muss etwas viel Mechanischeres sein. Wie sonst wäre es möglich, dass gute Menschen wegen der Mittel, die sie einsetzen, bestraft werden? Er trinkt einen Schluck. Oder verrat man seine Ziele, wenn man die falschen Mittel einsetzt? Und ist dies immer so?
    Er denkt an Fairhaven. Obwohl in dieser Stadt die Herren des Chaos leben, herrscht dort Ordnung, und es gibt kaum Verbrechen und offenbar weniger Armut als in Spidlar. Liegt dies daran, dass Fairhaven aufgrund seiner Eroberungen reich geworden ist?
    »Dorrin, wenn wir nach Diev zurück wollen, ohne … ohne überrascht zu werden …«
    Dorrin versteht, was sie meint. Nicht mehr lange, und alle möglichen Leute werden auf der Straße unterwegs sein. Er geht langsam in den Wald, um sich gewissen Bedürfnissen zu widmen. Als er zurückkehrt, kniet Liedral neben Kadara und flößt ihr mit dem Löffel Astra und Beragin ein.
    »… bäh …« Kadara schluckt und hustet, aber der größte Teil der Mischung bleibt drinnen, und Liedral gibt ihr Wasser zum Nachspülen.
    Während Liedral sich um Kadara kümmert, schafft Dorrin es, Meriwhen ohne Hilfe zu satteln, auch wenn er sich dabei an der Schnalle eines Gürtels einen Stich am Finger zuzieht. Er murmelt verdrossen über seine Ungeschicklichkeit, lässt sich aber nicht davon abhalten, das Pferd für die Weiterreise vorzubereiten.
    Einen kurzen Augenblick kann er wieder sehen, als er das schwarze Holz des Stabes berührt. Auf dem Gras funkelt der Tau, im frühen Morgenlicht stehen dunkelgrün die Bäume. Dann senkt sich wieder die Schwärze über seine Augen. Er dreht sich zu Meriwhen herum und kehrt Liedral den Rücken, damit sie seine verzweifelten Tränen nicht sieht.
    Ordnung! Warum ist die Ordnung nur so ungerecht? Die reine Ordnung scheint nicht imstande, das Chaos aufzuhalten, und wann immer er versucht, die Ordnung gegen das Chaos ins Feld zu führen, wird er bestraft, genau wie die Weißen und die Händler Spidlars in gewisser Weise gemeinsam Brede bestraft haben, weil er begabt war und sich auf die Werkzeuge der Ordnung verlassen hat.
    Während er den Stab in den Lanzenköcher steckt, versucht er, die Zusammenhänge zu durchschauen. Liegt es daran, dass der Tod die letzte Form des Chaos ist, gewissermaßen die endgültige Zerstörung der menschlichen Ordnung? Abgesehen von gewissen Klagen seiner Angehörigen und von Lortren hatte er bisher nicht darunter zu leiden, dass er die Ordnung benutzt hat, um seine Modelle und Maschinen herzustellen. Er wurde auch nicht dafür bestraft, dass er die Werkzeuge der Zerstörung hergestellt hat – nur dafür, dass er sie einsetzte.
    »Kannst du mir helfen, Kadara wieder auf den Wagen zu legen?«
    Dorrin wischt sich mit dem Ärmel das Gesicht ab und dreht sich zum Wagen herum. Als er Kadara hochhebt, zuckt seine Schulter ein wenig.
    »… tut weh … lass mich nicht allein …«
    »Du bist bei uns«, sagt Dorrin leise. Er bemüht sich, ruhig zu klingen und sich seine Verzweiflung und den Zorn nicht anmerken zu lassen. Seine Sinne verraten ihm, dass es ihr etwas besser geht, aber sie hat immer noch Fieber und ist geschwächt, und es wird sehr lange dauern, bis sie den rechten Arm wieder wird gebrauchen können.
    In den kleinen Eichen zwitschern Vögel, aber Dorrin ist alles andere als fröhlich.

 
CLI
     
    D er Karren holpert, als Liedral auf der Hügelkuppe, von der aus sie das Flusstal

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