Magisches Erbe
gefüllt sowie mit Brownies und mit »und so«. In dem ganzen Laden waren wir die einzigen Leute unter sechzig.
Wir bestellten unsere Kuchen und setzten uns an einen Ecktisch. Ich nahm Pfirsich, Adrian entschied sich für Schokoladencremekuchen französischer Art, und Ms Terwilliger wählte Pekannuss. Und natürlich ließen wir die Kellnerin Kaffee bringen, sobald wir Platz genommen hatten, da wir ihm wegen der Magie hatten qualvoll entsagen müssen. Ich nahm einen Schluck und fühlte mich gleich besser.
Adrian aß sein Stück in einem vernünftigen Tempo, wie ein normaler Mensch, aber Ms Terwilliger und ich hauten rein, als hätten wir seit einem Monat nichts mehr gegessen. Unterhaltung war irrelevant. Nur Kuchen zählte. Adrian betrachtete uns beide wohlgefällig und versuchte nicht, uns zu unterbrechen, bis wir praktisch die Teller abgeleckt hatten.
Er nickte mit dem Kopf zu meinem Teller hin. »Noch ein Stück?«
»Ich nehme noch Kaffee.« Ich beäugte den glänzenden Teller und konnte nicht umhin zu bemerken, dass die innere Stimme, die mir wegen Kalorien in den Ohren lag, in diesen Tagen still war. Sie schien überhaupt nicht mehr da zu sein. Ich war wegen Adrians »Essensintervention« wütend gewesen, aber seine Worte hatten einen größeren Eindruck hinterlassen, als ich erwartet hatte. Nicht dass es irgendetwas mit ihm persönlich zu tun hätte. Die Lockerung meiner strengen Diät war bloß eine vernünftige Idee. Das war alles. »Ich fühle mich jetzt ziemlich gut.«
»Ich hol dir noch eine Tasse«, sagte er zu mir. Als er zurückkehrte, hatte er sogar eine für Ms Terwilliger mitgebracht. »Ich dachte, du würdest auch einen wollen.«
Sie lächelte dankbar. »Vielen Dank. Du bist sehr scharfsinnig.« Während sie trank, fiel mir auf, dass sie immer noch müde wirkte, obwohl wir den Zuckerhaushalt doch gerade ausgeglichen hatten. Zwar schien keine Gefahr mehr zu bestehen, dass sie ohnmächtig wurde, aber klar war auch, dass sie sich nicht so schnell erholte wie ich.
»Sind Sie sicher, dass Sie okay sind?«, fragte ich sie.
»Keine Sorge, mir geht es bald wieder gut.« Gedankenverloren nippte sie an ihrem Kaffee. »Es ist Jahre her, seit ich den Schildzauber gewirkt habe. Ich hatte ganz vergessen, wie sehr er mich anstrengt.«
Einmal mehr wurde mir klar, wie viel Mühe sie sich meinetwegen gab. Seit sie eine potenzielle Magiebenutzerin in mir erkannt hatte, hatte ich nichts anderes getan, als mich gegen sie zu wehren und sogar feindselig zu sein.
»Danke«, erwiderte ich. »Für alles … ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, wie ich es wiedergutmachen könnte.«
Sie stellte ihre Tasse ab und rührte noch mehr Zucker hinein. »Ich tue das gern. Eine Bezahlung ist nicht notwendig. Obwohl … sobald diese Sache vorbei ist, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie meinen Zirkel kennenlernten. Ich bitte Sie nicht, dem Zirkel beizutreten«, fügte sie hastig hinzu. »Ich bitte Sie nur darum zu sprechen. Ich glaube, Sie würden die Stelle sehr interessant finden.«
»Stelle«, wiederholte ich. Sie hatte sie noch nie zuvor beim Namen genannt. »Die Sterne.«
Ms Terwilliger nickte. »Ja. Wir kommen ursprünglich aus Italien, obwohl die Magie, die wir benutzen, aus einer ganzen Reihe von Kulturen stammt, wie Sie gesehen haben.«
Ich war sprachlos. Sie hatte sich wegen mir so viel Mühe gemacht … da war es doch sicher keine große Sache, nur mit den anderen Hexen zu reden, oder? Aber wenn es so eine Kleinigkeit sein sollte, warum hatte ich dann Angst? Die Antwort kam mir einen Moment später. Mit anderen zu reden, die größere Organisation zu sehen, würde meine Beteiligung an Magie auf die nächste Ebene heben. Ich hatte lange gebraucht, um mich mit der Magie anzufreunden, die ich bereits benutzte. Ich hatte viele meiner Ängste überwunden, aber ein Teil von mir behandelte die Magie immer noch als eine Nebenbeschäftigung. Wie ein Hobby. Die Begegnung mit anderen Hexen würde alles verändern. Ich würde akzeptieren müssen, dass ich ein Teil von etwas war, das viel größer sein mochte als nur gelegentliche Freizeitzauberei. Die Begegnung mit einem Zirkel hatte etwas Offizielles. Und ich wusste nicht, ob ich bereit war, als Hexe betrachtet zu werden.
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte ich schließlich. Ich hätte mir gewünscht, ihr Genaueres sagen zu können, aber mein Schutzinstinkt hatte mich gepackt.
»Ich werde nehmen, was ich kriegen kann«, antwortete sie mit einem kleinen
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