Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
geschrieben, doch die beiden Amerikaner waren hellwach.
    »Warum haben Sie die Maschinen gestoppt?«, fragte Ella Jordan.
    »Wir scheinen in eine Warmwasserzelle geraten zu sein«, er deutete auf die Messinstrumente. »Ich kann mir das nicht erklären …«
    Wieder wurde die
Shinkai
von einer heftigen Turbulenz erschüttert. Wären die Wissenschaftler nicht angeschnallt gewesen, sie wären wie Erbsen in einem Sieb durcheinandergeflogen.
    Ella löste ihren Gurt. Trotz der fortwährenden Erschütterungen rutschte sie mit einer geschmeidigen Bewegung von ihrem Stuhl, stützte sich an der stählernen Wand der Kugel ab und blickte durch ihr Bullauge nach unten. »Oh mein Gott«, hauchte sie. »Sehen Sie sich das an.«
    Yamagata löste ebenfalls seinen Gurt und eilte zu seinem Fenster. Was er in der Tiefe sah, verschlug ihm den Atem. Von unten drang ein rotes Leuchten zu ihnen herauf. Es hatte fast den Anschein, als würde der Meeresboden brennen.
    Es wurde still in der Druckkugel. Alle blickten wie gebannt auf den Meeresgrund, die Nasen an die Scheiben gepresst. Es war ein Anblick, so unglaublich und so unerwartet, dass nicht mal ein besonnener Wissenschaftler wie Toshio Yamagata Worte fand für das, was er dort sah.
    Ella Jordan war die Erste, die sich fing: »Leute, ich glaube, wir haben ein Problem.«
    »Der Meeresboden ist aufgebrochen«, sagte Esteban. »Dem Leuchten nach zu urteilen müssen es mehrere Spalten sein, durch die flüssige Magma nach oben dringt.«
    »Nicht möglich«, murmelte Yamagata. »Das Meereswasser würde sie sofort abkühlen. Es käme zu einer Krustenbildung, die den Bruch in Minutenschnelle versiegeln würde.«
    »Nicht, wenn der Magmastrom ein bestimmtes Maß überschreitet«, sagte Ella. »Wir müssen es hier mit einer sehr starken Eruption zu tun haben.«
    Yamagata spürte, dass die Geologin Recht hatte. Eine weitere schwere Turbulenz erschütterte das Tauchboot. Yamagata klammerte sich zwar im letzten Augenblick fest, konnte aber nicht verhindern, dass er mit dem Kopf gegen den Sicherungskasten prallte. Sternchen flimmerten vor seinen Augen. Er spürte, wie es warm von seiner Stirn tropfte. Taumelnd und mit letzter Kraft ließ er sich zurück auf seinen Sitz fallen. Er schloss die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, sah er ein Gesicht über sich. Es war die Geologin. Sie tupfte ihm das Gesicht mit einem Papiertuch, das verdächtig rot gefärbt war.
    »Was ist geschehen?«, flüsterte er. »Ich kann mich nicht erinnern …«
    »Ein klassischer Knockout, würde ich sagen«, sagte sie. »Vielleicht hätten Sie Ihren Helm nicht abnehmen sollen.« Sie lächelte und drückte einen Wattebausch, getränkt mit einer braunen Flüssigkeit, auf seine Stirn. Es brannte bestialisch.
    »So, nur noch ein Pflaster, dann sind Sie wiederhergestellt. Möchten Sie etwas zu trinken haben?«
    Yamagata nickte. Die Luft innerhalb der Druckkammer war furchtbar warm und stickig geworden. »Stell verdammt noch mal die Heizung ab«, sagte er in Richtung seines Copiloten. »Man kommt sich ja vor wie in der Sauna.« Er löste die beiden obersten Knöpfe seines Overalls. Er war schweißgebadet. Mühsam und mit einem wattigen Gefühl im Kopf richtete er sich auf. Alle blickten ihn erwartungsvoll an. »Welchen Status haben wir?«, murmelte er.
    »Unverändert«, entgegnete Esteban. »Wir schweben knapp unterhalb der Zehntausendermarke. Alle Maschinen stehen auf Stopp.«
    »Und die Temperatur?«
    »Unverändert zwölf Grad. Die Turbulenzen haben uns ein Stück weit nach oben in eine ruhigere Zone befördert. Was machen wir jetzt?«
    Yamagata ordnete seine Gedanken. »Zuerst müssen wir die
Yokosuka
kontaktieren und ihr einen Bericht von unserer derzeitigen Situation geben …«
    »Haben wir schon versucht«, sagte Jordan. »Leider ohne Ergebnis. Die starke Ionisation des Wassers unterbindet jeglichen Funkverkehr. Alles, was wir empfangen, ist ein statisches Rauschen.«
    »Ionisation?«
    Der Bordingenieur antwortete: »Die starke Bewegung der Erdschichten in Verbindung mit den Eruptionen hat die Wassermoleküle elektrisch aufgeladen.« Er zuckte die Schultern. »Ich habe alle Frequenzbereiche abgesucht, es ist aussichtslos.«
    »Verdammt.« Yamagata musste mit einem Mal an die
Kaiko
denken. Der kleine ROV hätte sie rechtzeitig über die Verhältnisse hier unten informieren können. Der Kommandant presste die Lippen aufeinander. Die Luft schmeckt mit einem Mal schal, als käme sie aus einer Konservendose. Die alles

Weitere Kostenlose Bücher