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Magnolia Haven 01 - Morgendammerung

Magnolia Haven 01 - Morgendammerung

Titel: Magnolia Haven 01 - Morgendammerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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auch wenn ihre leidenschaftliche Reaktion ihn immer weiter vorangetrieben hatte. Schließlich war er der Erwachsene, der wissen musste, was er da tat, und sie war ein unschuldiges Kind.
    Nein, korrigierte er sich sofort, sie war keinesfalls ein Kind, weder von ihrer körperlichen noch von ihrer geistige Reife. Sie war eine Frau – die Frau, die er über alle Maßen begehrte und für die er viel tiefer empfand, als er durfte.
    Ihm war bewusst, dass sie auf ihn wartete, und ihm war bewusst, dass er eigentlich mit ihr reden müsste.
    Doch das konnte er nicht, er traute sich selbst nicht mehr über den Weg, er wusste genau, was passieren würde, wenn er jetzt die Küche betrat.
    Mit schweren Schritten schleppte er sich in sein Zimmer und sackte dort aufs Bett. Morgen würden sie nach Hause fahren. Gleich nach dem Frühstück. Er würde keine Minute länger hierbleiben als nötig, und er würde die ganze Strecke durchfahren, er würde sich nicht durch eine Übernachtung in einem Motel erneut in Versuchung führen lassen.
    Wenn sie erst einmal in Magnolia Haven waren, würde er kein Problem haben, ihr aus dem Weg zu gehen.
    Als hätte sie es geahnt, stand Joanna am anderen Morgen bereits abreisefertig im Wohnraum, als er nach unten kam.
    Sie saß mit gesenktem Kopf am Tisch und schaute auch nicht auf, als er ihr leise einen guten Morgen wünschte, erwiderte nur kaum hörbar seinen Gruß. Er war froh darüber, denn er hätte es jetzt nicht ertragen können, ihr in die Augen zu sehen.
    Schweigend nahmen sie ihr Frühstück ein, wobei sie beide lediglich eine Tasse Kaffee tranken und das Essen nicht anrührten.
    Anschließend räumte Joanna das Geschirr weg, während er die Koffer in den Wagen brachte, und nachdem sie die Fensterläden geschlossen und die Tür abgesperrt hatten, fuhren sie los.
    Die Stimmung war bis zum Zerreißen gespannt, daran änderte auch die Musik aus dem Autoradio nichts. Jake konzentrierte sich verbissen auf die Straße und verbot es sich, den Kopf zu drehen und sie anzusehen. Joanna starrte krampfhaft aus dem Fenster und hatte alle Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    Nachdem sie acht Stunden gefahren waren, und Joanna feststellte, dass Jake offenbar die Absicht hatte, die gesamte Strecke an einem Stück durchzufahren, fühlte sie sich noch elender. Zwar hatte sie nicht damit gerechnet, dass er sich ihr erneut nähern würde, aber sie hatte zumindest gehofft, dass sie miteinander reden würden, dass sie sich aussprechen würden, über das, was geschehen war, und das, was sie beide bewegte.
    Irgendwann bemerkte sie, dass er sich müde den Nacken rieb, und sie fing an, sich Sorgen zu machen. Sie würden mindestens sieben weitere Stunden unterwegs sein, und wenn er schon nicht schlafen wollte, so war es doch wenigstens sinnvoll, dass er sich die Beine vertrat und vielleicht eine Tasse Kaffee zu sich nahm.
    Er schien ihre Gedanken gelesen zu haben, denn kurz darauf verließ er die Interstate 81 und hielt an einer Raststätte an.
    »Wir machen eine kleine Pause«, erklärte er und sie nickte nur.
    Sie nutzte die Gelegenheit, um schnell zur Toilette zu gehen und sich im Waschraum ein wenig frisch zu machen. Als sie zum Wagen zurückkam, hatte Jake zwei Becher Kaffee in der Hand und reichte ihr einen davon. Ihre Finger berührten sich, und ein Stromschlag zuckte durch sie hindurch. Sekundenlang verschmolzen ihre Blicke miteinander, und die Hilflosigkeit und Verzweiflung, die sie in seinen Augen sah, trafen sie bis ins Mark.
    Am ganzen Körper zitternd ließ sie sich auf den Beifahrersitz fallen, während er eine Weile auf und ab lief. Als er schließlich einstieg, schien er sich beruhigt zu haben, denn er startete wortlos den Motor und fuhr wieder los.
    In den frühen Morgenstunden erreichten sie Magnolia Haven. Jake parkte den Wagen, und als Joanna aussteigen wollte, hielt er sie plötzlich am Arm fest.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Bitte sei mir nicht böse.«
    Sie schaute ihn an, sah, wie sehr er litt, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Mühsam widerstand sie der Versuchung, ihm über die Wange zu streicheln und schüttelte nur leicht den Kopf.
    »Ich bin dir nicht böse, und es muss dir auch nicht leidtun – wir können beide nichts dafür.«

16
    »Meine Güte, jetzt mach nicht so ein Drama daraus.« Kopfschüttelnd schaute Tom seinen Bruder an. »Michael ist nun mal in einem Alter, wo er anfängt, sich für diese Dinge zu interessieren und er wollte eben ein bisschen

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