Magnolia Haven 03 - Abendrot
Schwangerschaft noch nichts anzusehen war. Der Ausschnitt war zwischen den Brüsten gerafft und mit einer Brosche aus Strasssteinen verziert, die den Blick dezent auf ihr Dekolleté lenkte. Dazu trug sie ein paar hochhackige Pumps und schwarze Seidenstrümpfe. Ihre Haare hatte sie im Nacken zu einem lockeren Knoten geschlungen, und sie hatte ein wenig Make-up aufgelegt, um ihre Blässe zu kaschieren.
Jake war extra nach Millington gefahren, um Joanna abzuholen, und als sie jetzt aus dem Schlafzimmer kam, leuchteten seine Augen auf.
»Du bist wunderschön«, sagte er bewundernd. Er neigte seinen Kopf zu ihr und fügte flüsternd hinzu: »Und sehr sexy. Am liebsten würde ich schauen, was du unter diesem Kleid trägst, aber ich fürchte, dann wird das Abendessen ausfallen.«
Sie lächelte und hob den Saum ein wenig an, bis die spitzenbesetzten Enden ihrer Strümpfe zu sehen waren. »Wie wäre es mit einem kleinen Vorgeschmack auf den Nachttisch.«
Mit einem hörbaren Zischen sog er die Luft ein. »Jo, du weißt schon, dass du ein gemeines Frauenzimmer bist, ja? Ich werde den ganzen Abend an nichts anderes denken können, vielen Dank.«
Lachend und sich neckend verließen sie die Wohnung, und als sie eine halbe Stunde später auf Magnolia Haven eintrafen, war Joanna einigermaßen entspannt. Sie schauten oben kurz nach Benjamin, der in seinem Bettchen lag und schlief, und gingen anschließend hinunter ins Esszimmer.
Phillip war ebenfalls bereits anwesend, er unterhielt sich mit Samuel, und nachdem sie sich kurz begrüßt hatten, stellte Jake Joanna seinem Vater vor.
»Jo, das ist mein Vater, Samuel Prescott. – Vater, das ist Joanna Shepherd, Benjamins Mutter und meine zukünftige Frau.«
»Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Mr. Prescott«, sagte Joanna höflich und reichte Samuel die Hand.
Formvollendet deutete er einen Handkuss an. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, herzlich willkommen in der Familie.«
Mit keiner Regung ließ er sich anmerken, dass dies nicht ihr erstes Zusammentreffen war, und auch Phillip hatte eine unbeteiligte Miene aufgesetzt.
Bevor sich eine Unterhaltung entspinnen konnte, betrat Olivia den Raum. Sofort hatte Joanna das Gefühl, die Temperatur im Zimmer wäre um mindestens zehn Grad gesunken.
Würdevoll stolzierte Olivia auf die kleine Gruppe zu, begrüßte Phillip, lächelte Samuel an und bedachte Joanna lediglich mit einem kühlen Nicken.
»Wollen wir dann essen?«, fragte sie liebenswürdig und legte Jake vertraulich eine Hand auf den Arm.
Wortlos machte er sich von ihr los, schlang Joanna einen Arm um die Taille und schob sie zum Tisch. Olivias Augen verengten sich kurz zu zwei wütenden Schlitzen, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und hakte sich bei Phillip ein.
Samuel nahm am Kopfende der Tafel Platz, Jake saß rechts von ihm, Joanna an Jakes Seite. Olivia hatte sich links von Samuel platziert, Phillip neben ihr.
Der Tisch war festlich gedeckt, ein feines weißes Damasttischtuch war aufgelegt, in der Mitte prangte ein ausladendes Blumengesteck. Mehrere Kerzen in silbernen Haltern ließen die edlen Kristallgläser funkeln, die Gedecke bestanden aus kostbarem Porzellangeschirr und schwerem Silberbesteck. Man hatte sich offenbar Mühe gegeben, eine feierliche Atmosphäre zu erzeugen, doch Joanna nahm das überhaupt nicht war. Sie spürte Olivias feindselige Blicke auf sich, und wäre am liebsten aufgesprungen und gegangen.
Martha trug die Vorspeise auf, einen Meeresfrüchte-Eintopf, und eine ganze Weile löffelten alle schweigend ihre Suppe in sich hinein. Als Jake Joanna Wein eingießen wollte, lehnte sie ab und bat stattdessen um Wasser.
»Sie sollten ihn kosten, es ist ein 2007er Sauvignon Blanc aus dem Napa Valley, er schmeckt wirklich gut«, versuchte Samuel sie zu überzeugen.
»Vielen Dank, aber ich trinke normalerweise keinen Alkohol«, erklärte sie zurückhaltend.
Ein spöttisches Lächeln spielte um Olivias Mundwinkel. »Sie ist doch erst neunzehn«, kommentierte sie süßlich, als wäre Joanna gar nicht anwesend.
Jake warf ihr einen finsteren Blick zu, und Phillip, in der Absicht, die Situation durch einen Scherz zu entschärfen, sagte augenzwinkernd: »Vielleicht gibt es ja auch einen anderen Grund.«
Er hatte noch nicht richtig ausgesprochen, als Joanna bereits feuerrot wurde.
»Jo«, entfuhr es Jake ungläubig, »bist du etwa …?«
Sekundenlang überlegte sie, ob sie es abstreiten sollte. Es war mit Sicherheit weder der passende Ort
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