Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
lange genug neben dir her durch das Camp gelaufen«, maulte sie. »Und du hast ihn doch jetzt endlich gefunden, außerdem will ich noch Zumba üben. Dafür habe ich mir extra Rasseln ausgeliehen, die ich morgen wieder zurückgeben muss.«
»Hey, wer sagt, dass du mich begleiten musst?«, fragte Magnolia gereizt.
»Dann ist ja gut.« Jörna winkte ihr zum Abschied und lief schnell den Hügel ins Lager hinunter. Dort gingen bereits die Lampions an und auf einmal hätte Magnolia heulen können, weil alles so schön aussah und sie sich ein bisschen einsam fühlte. Und auch weil sie nicht wusste, ob sie Leander ansprechen sollte, falls sie sich über den Weg liefen, oder lieber nicht. Jetzt hätte sie Tante Linette gebraucht, aber die war ja von ihrem Ausflug nach Salem noch immer nicht zurück.
Elftes Kapitel
Böse Überraschungen
Magnolia konnte nicht wissen, dass ihre Tante genau in diesem Moment vor der hohen Dornenhecke stand, die das Schlosshotel umgab, und mit spitzen Fingern einen aufgeweichten, nach Fisch stinkenden Brief in die Höhe hielt.
»Er ist eindeutig an uns adressiert«, stellte sie verwundert fest.
»Dann mach ihn auf!«, verlangte Runa ungeduldig.
»Dafür ist er zu nass. Er würde auf der Stelle zerreißen. Wir müssen ihn im Hotel trockenföhnen.«
Runa verdrehte ungeduldig die Augen. »Dann los, worauf warten wir noch?« Energisch klopfte sie dreimal mit der flachen Hand auf den Stein. Die Dornenhecke glitt zurück und die zwei Wächter traten heraus. »Passwort!«, verlangten sie.
»Jellyfish«, antwortete Runa und der Weg war frei. Die beiden Hexen eilten den Hügel hinauf in ihr Hotel. »Hoffentlich ist es das, was ich glaube, das es ist«, sagte Linette und Runa nickte grimmig.
Vor ihrem Hotelzimmer zog Runa den goldenen Zimmerschlüssel aus ihrer Rocktasche und schloss auf.
Schnell trat Linette ein. Doch auf einmal wurden ihre Bewegungen langsamer. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie sog die Luft ein. Es roch nach Gefahr!
»Geht es vielleicht noch etwas langsamer?«, drängelte Runa vor der Tür.
Linette schaltete das Licht an und warf einen Blick in den Spiegel ander Garderobe. Ihre Hexensinne hatten sie nicht getäuscht. Es war dieser eine kurze Blick, der sie vor einem schrecklichen Schicksal bewahrte, denn im Wohnzimmer saßen zwei Frauen und sahen den Ankömmlingen erwartungsvoll entgegen. In ihren Augen blitzte ein dämonisches Feuer und auf ihrem Kopf ringelten sich schwarze, züngelnde Schlangen.
Runa drängte hinter Linette in den Flur, als die plötzlich die Hand hob. Sofort blieb die Watthexe stehen. Jetzt spürte auch sie die Gefahr.
»Gorgonen«, formten Linettes Lippen. Runa schloss sofort die Augen. Ein direkter Blick auf das Schlangenhaupt oder in ihre Augen genügte, um in Sekundenschnelle zu Stein zu erstarren. Der Blick durch den Spiegel war jedoch ungefährlich.
»Wir kennen das Bote, ihr Hexen«, hauchte eine rauchige Stimme.
»Du meinst, wir kannten den Boten«, stellte die zweite Stimme böse lächelnd fest.
»Welchen Boten?« Linette widerstand dem Impuls herumzufahren, um den Gorgonen direkt gegenüberzutreten. »Ich weiß nicht, wovon ihr sprecht.«
Die Gorgonen lachten heiser. »Von der magischen Brille und von dem süßen kleinen Klabauter, der mit euch in Kontakt treten wollte, wovon sonst?«
Linette ballte die Fäuste. »Nun, ganz offensichtlich hat es euch nichts genützt!«, sagte sie mit gepresster Stimme.
»Woher willst du das wissen?«
»Ihr wärt sonst nicht hier. So einfach ist das!«
Das war der wunde Punkt. Die Gorgonen erhoben sich synchron aus ihren Sesseln.
»Gib uns den Brief«, zischten sie.
Linette blieb keine Zeit. »Depulsio nunc!«, schrie sie und deutete, ohne die Gorgonen anzusehen, mit ihrem Zauberstab in deren Richtung. Ein singender Ton breitete sich im ganzen Raum aus und ließ das Hotel erbeben. Die Schlangenhäuptigen pressten die Hände aufdie Ohren, doch der entsetzliche Ton schwoll an und wurde lauter und lauter. Schließlich hielten die Gorgonen es nicht länger aus. Sie drehten um, nahmen Anlauf und sprangen durch das geschlossene Fenster.
Runa stürzte auf den Balkon. »Sie verlassen das Grundstück!!«, rief sie aufgeregt.
Sekunden später stand auch schon Mr Woodpecker, der Hotelmanager, vor der Tür.
»Was ist passiert?«, fragte er mit tiefer sonorer Stimme. Er war ein gestandener Magier und so etwas war in seinem Hotel noch nie vorgekommen. Immer mehr Hexen und Magier kamen auf dem Flur zusammen.
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