Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
küsste er sie, ganz vorsichtig und sanft.
Magnolia schmolz dahin. So hatte sie sich ihren ersten Kuss immer vorgestellt. Quatsch, so hatte sie sich ihren ersten Kuss nie und nimmer vorgestellt.
Ihre Angst, etwas falsch zu machen, war wie weggeblasen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie gern noch ein paar Stunden so weitermachen können. Doch da wurde der Gesang der Sirenen schon wieder lauter und lauter. Das Partyvolk hatte den See einmal umrundet und kam ihnen nun unbarmherzig entgegen.
Schnell trennten sich Magnolia und Leander. Da tauchte auch Jörna aus der Menge auf.
»Wo warst du?«, fragte sie misstrauisch. Dann fiel ihr Blick auf Leander. »Verstehe«, flüsterte sie.
Navario und Elon verstanden nicht. Johlend packten sie Leander und zerrten ihn mit. Doch der machte sich los und nahm Magnolia an die Hand. Ängstlich sah Magnolia auf Jörnas Uhr.
»Wie spät ist es?«, fragte Leander.
»Gleich zwölf. Dahinten kommt meine Tante.« Magnolia liebte Linette sehr, aber genau in diesem Moment hätte sie sie auf den Mond schießen können. Was fiel ihr ein, drei Minuten zu früh zu kommen?
»Gibst du mir noch einmal deine Handynummer?«, fragte Leander.
»Klar, ich schreib sie dir auf.« Magnolia fingerte nach einem Bleistiftstummel in ihrer Hosentasche und suchte den Boden nach einem Schnipsel Papier ab. Doch Leander kam ihr zuvor. Er zog einen dicken schwarzen Edding aus seiner Jacke und hielt ihr seinen linken Unterarm hin.
»Hier rauf!«, sagte er. Magnolia zögerte einen Moment. Dann hielt sie seinen Arm fest, schrieb ihre Nummer darauf und malte ein dickes kleines Herz daneben. »Im Regenfass haben wir keinen Empfang, aber in der Schule …«
»O.k.«, unterbrach sie Leander. »Ich weiß auch nicht, ob ich in Neuseeland telefonieren kann. Die Elfen leben hoch in den Bergen.«
»Kinder!! Kommt ihr?« Tante Linette zeigte auf ihre nicht vorhandene Uhr.
»Wir müssen noch packen!«, versuchte es Jörna, die Magnolias verzweifelten Blick bemerkt hatte.
»Nicht nötig, wir haben euer Gepäck schon dabei. Liebe Grüße auch von den Kalifornierinnen.«
Oje, die Kalifornierinnen! Ein kalter Schauer lief Magnolia über den Rücken.
»Wie lange bleibst du noch hier?« Sie musste es unbedingt wissen.
Leander lachte sie an. »Vier Tage«, sagte er. Magnolia schluckte.
»Wir verlassen das Camp durch den Schmugglertunnel. Jeppe wartet dort mit unserem Gepäck«, sagte Tante Linette, die bereits zielstrebig losmarschierte.
Tja, was gab es da zu sagen? Enttäuscht und traurig trotteten Magnolia und Jörna hinter den beiden Hexen her.
Die Elfen und Su-Li folgten ihnen.
Am Pavillon wurden sie bereits von Jeppe und Sir Archibald erwartet. Tante Linette wedelte einmal mit ihrem Zauberstab und der Steinquader, der den Eingang zum Tunnel verschloss, glitt beinah geräuschlos zur Seite.
Dann hieß es endgültig Abschied nehmen. Magnolia hatte mit Su-Li bereits Adresse und Handynummer ausgetauscht. Trotzdem drückte sie die Yuki-Onna noch einmal ganz fest an sich.
»Danke für alles. Auch für das Kleid«, murmelte sie mit belegter Stimme. Su-Li lächelte.
»Ich muss danke sagen!«, versicherte sie. »Das Kirschblütenkleid ist das schönste Kleid, das ich besitze.«
Elon und Navario nahmen Magnolia kurz in den Arm, dann war Leander an der Reihe. Magnolia fühlte, wie ein dicker Kloß ihre Kehle verschloss.
»Bleibst du wirklich eineinhalb Jahre in Neuseeland?«
Leander nickte. »Das ist der Plan«, sagte er leise.
»O.k. Dann bis in eineinhalb Jahren.« Magnolia hob hilflos die Hand. Tränen traten in ihre Augen.
»Vergesst die Handynummern nicht!«, erinnerte Jörna.
»Schon geschehen«, antwortete Leander. »Obwohl wir vermutlich nicht telefonieren können. Ich bin dort ziemlich weitab vom Schuss.«
Bedauernd sah Jörna Magnolia an. Die zuckte mit den Schultern. »Nützt ja nichts. Das Regenfass hat auch keinen Empfang.«
»Können wir jetzt los?« Runa drängte sich ungeduldig an ihr vorbei und stieg die Stufen in den Tunnel hinab. Linette folgte ihr.
Leander nahm Magnolia noch einmal in die Arme. Und Magnolia legte ihren Kopf an seine Schulter. Sie konnte seinen Herzschlag hören. Vorsichtig sog sie seinen Geruch ein. Er duftete so unglaublich gut, genau wie sie es in Erinnerung hatte. Nein! Sie wollte nicht in diesen muffigen Tunnel. Sie wollte hierbleiben. Hier und nirgendwo anders.
»Mach’s gut, Zauberin!«, murmelte Leander und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Dann
Weitere Kostenlose Bücher