Magnolia Steel – Hexennebel
schüttelte den Kopf. »Schon gut, es tut bloß verdammt weh.«
»Also habe ich dich doch verletzt?« Magnolia war ernsthaft erschrocken. »Das wollte ich nicht … Ich meine … ich wusste zwar, dass ich eine ganz passable Linke habe, aber … das eben sollte nur ein kleiner Knuff sein …«
»Es ist nicht deine Schuld!«, sagte Leander.
Aber Magnolia war nicht mehr zu bremsen. »Ich bin ein Schläger!«,rief sie fassungslos. »So ein Leberhaken ist unverzeihlich!« Sie sah ihn völlig zerknirscht an.
Leander versuchte ein Lachen. »Beruhige dich. Das hier war ganz sicher nicht deine Linke!« Er hob sein Hemd ein Stück hoch, und Magnolia schnappte nach Luft. »Autsch!« Sie sah ihn mitleidig an.
Ein langer Schnitt lief quer über Leanders Bauch.
»War das ein Schwert?«
Leander nickte. »Ein Kurzschwert.«
Magnolias Gedanken gingen drunter und drüber. »Wer hat das getan?«
Leander zuckte die Schultern. »Vermutlich ein Schwarzalb. Es war Nacht, und ich habe ihn kaum gesehen.«
»Er hätte dich töten können!«, stellte Magnolia fest und musste ihre Gedanken erst einmal sortieren.
Leander grinste. »Stimmt. Aber dank guter Reflexe und meinem unglaublichen Talent, drei Meter aus dem Stand zu springen, ist es noch mal gut gegangen.« Dann wurde er ernst. »Aber weißt du, was das Schlimmste daran war?«, fragte er.
Magnolia schüttelte den Kopf.
»Das Schlimmste war, dass ich für einen Moment geglaubt habe, ich würde dich nicht wiedersehen. Dich nicht und Rauschwald nicht …«
Magnolia versuchte, betreten dreinzublicken, aber es wollte nicht gelingen. Ihr Herz quoll über vor lauter Glück. Konnte es eine schönere Liebeserklärung geben? Gut, das mit Rauschwald hätte er weglassen können. Aber der Rest?!
»Du tust mir furchtbar leid«, flüsterte sie, und schon stahl sich wieder dieses dumme, absolut unpassende Lächeln auf ihr Gesicht.
»Wirklich?«, fragte Leander und musste ebenfalls grinsen. Dann zog er Magnolia zu sich heran und küsste sie ganz kurz auf die Nase.
»He!«, rief sie. »Was soll das werden?«
Leander hielt sie so fest, dass sie seinen Herzschlag spüren konnte.
»Keine Ahnung …«, murmelte er und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. »Heißt es nicht, Hexenküsse heilen alle Wunden?«
»Ganz sicher nicht! Das verwechselst du mit Blutegeln, mein Junge!«, peitschte da eine Stimme durch die Luft.
»Runa!!!« Magnolia zuckte innerlich zusammen und stieß Leander beinah grob von sich.
»Wie gut, dass ich dich hier zufällig treffe«, sagte die Watthexe mit einem hämischen Lächeln. »Deine Tante möchte dich dringend sprechen. Sie wartet am Feuer auf dich.« Breit und schadenfroh grinsend verschwand Runa hinter ihnen im dichten Wald.
Magnolia glühten die Ohren. Es war außerordentlich peinlich, von der eigenen Lehrerin beim Knutschen erwischt zu werden.
»Ich sollte zu meiner Tante gehen, bevor sie mich holen kommt«, sagte sie zerknirscht und stand vom Holzstapel auf. »Kommst du mit?«
Leander hielt noch immer ihre Hand und stand nur sehr widerwillig auf. »Wenn das die einzige Möglichkeit ist, in deiner Nähe zu bleiben.«
Nebeneinander schlenderten sie zum Festplatz zurück. »Du wolltest mich sprechen?«, fragte Magnolia nicht gerade freundlich, nachdem sie ihre Tante ausfindig gemacht hatten.
Die saß zusammen mit der Oberhexe und den drei Spinnerinnen am Hexenfeuer und ließ sich den Rücken wärmen.
Verdutzt sah Linette ihre Nichte an. »Sprechen?«, wiederholte sie und forschte in ihrem Gedächtnis. »Wie kommst du denn darauf?«
Verwirrt sah Magnolia sie an, dann ballte sie die Fäuste. »Verdammt, Runa!«, zischte sie. »Sie hat mich also ohne Grund zu dir geschickt?«
Auf Tante Linettes Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
»Die Gute!«, zwitscherte sie. »Ich nehme an, sie wollte verhindern, dass da irgendetwas aus dem Ruder läuft.«
Auch die anderen Hexen lachten, und Magnolia bekam vor lauter Verlegenheit rote Wangen. »Was sollte denn aus dem Ruder laufen?«, blaffte sie.
Jetzt kicherten die Hexen sogar unüberhörbar, und Magnolia hätte ihnen am liebsten die Nasen umgedreht.
»Hast du uns etwa belauscht?«, fragte Magnolia. Angriff war schließlich die beste Verteidigung.
»Manche Dinge muss man nicht belauschen, um zu wissen, was los ist«, mischte sich jetzt Pestilla ins Gespräch und zwinkerte der Runde auffällig zu. Magnolia hatte genug. Energisch zog sie Leander mit sich fort.
»Wir waren doch alle einmal
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