Magnolia Steel – Hexennebel
unwürdig.«
Er ist genauso größenwahnsinnig wie damals, schoss es Magnolia durch den Kopf.
»Hüte deine Gedanken, Hexlein!« Jetzt war es endgültig der Graf, der aus Meister Schnuck sprach. »Du zwingst mich sonst, dir eine Lektion zu erteilen.«
Magnolia fühlte den scheußlichen Zwang, sich selbst zu verletzen. Sie fasste sich in die Haare und riss so fest daran, bis sie ein Büschel in der Hand hielt. Es tat weh, aber ihr kam kein Laut über die Lippen.
»Was soll das?«, fragte sie gepresst. Der Graf sollte nicht merken, wie sehr ihr nach Heulen zumute war.
»Das war lustig!«, meinte der Graf zufrieden. »Du merkst dir dieses Gefühl hoffentlich und stellst mich nicht noch einmal auf die Probe.«
Die Kälte floss wie Eiswasser durch ihren Körper. »Sie wollen mich umbringen.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Graf Raptus schnippte sich beiläufig einen Brotkrümel vom Revers. »Später!«, sagte er. »Doch vorher gibt es noch einiges, das du für mich erledigen kannst. Wie gesagt. Ich will meinen Körper zurück, und du kannst mir dabei helfen. Wenn ich richtig verstanden habe, bist du heute Nachmittag mit einem Elfen verabredet. Für meine Genesung …«
Magnolia wurde übel. So übel, dass sie sich auf der Stelle übergab. »Nein!«, keuchte sie.
»Goldemar, wisch das auf«, verlangte der Graf, und an Magnolia gewandt: »Weshalb regst du dich so auf? Du weiß doch, wie wertvoll magisches Blut ist.«
»Wenn … wenn Sie Rache wollen, dann nehmen Sie mich. Ich bin bereit, alles zu tun …«
Der Graf sah sie kalt an. »Da bin ich ganz sicher. Nimm noch etwas Parfüm, dann beruhigst …«
»Niemals!«, schrie Magnolia und schleuderte den Flakon quer durch den Raum.
Der Graf lachte. »Wie dumm du bist. Ich brauche das Parfüm nicht. Es hat seinen Zweck längst erfüllt und mir die Pforte zu deinem Inneren geöffnet. Aber dich wird es innerlich zerreißen, wenn du darauf verzichtest. Entscheide selbst. Du kannst den leichten oder den schweren Weg gehen.«
Magnolia hatte das Gefühl zu ersticken.
»Goldemar, hol ein neues Fläschchen!«
Der Gnom tippelte auf seinen kurzen dünnen Beinen los und kehrte augenblicklich mit einem neuen Flakon zurück. Ohne zu fragen, bespritzte er Magnolia von Kopf bis Fuß mit dem Parfüm und steckte die Flasche dann in ihren Rucksack.
Der Graf war mit der Entwicklung der Dinge mehr als zufrieden. »Schön, schön«, summte er. »Dann geh jetzt nach Hause. – Ach ja, aus deiner Verabredung mit deinem Elfen in Hackpüffel wird nichts. Sag ihm, du erwartest ihn stattdessen am Teufelsberg.«
Magnolia schüttelte den Kopf. Der Graf beachtete diese Geste nicht weiter. »Du wirst dich wundern, wie schnell du Übung im Lügen bekommst«, versicherte er. »Und jetzt ruf ihn an!«
Magnolia fühlte sich leer. Sie griff nach ihrem Handy und wählte mit zitternden Fingern Leanders Nummer.
Einundzwanzigstes Kapitel
Der dunkelste Tag im Leben
Magnolia wollte sich das Handy vom Ohr reißen. Es zertreten oder in einer der brodelnden Chemikalien versenken. Aber sie rührte keinen Finger. Wie erstarrt presste sie es gegen ihr Ohr und lauschte dem Klingeln.
»Bitte geh nicht ran, bitte geh nicht ran, bitte geh nicht ran«, flüsterte sie lautlos.
»Hallo!« Leander klang atemlos.
Magnolia sah ihn deutlich vor sich. So klang er, wenn er gerannt war. Überlaut nahm sie jedes Geräusch wahr. Sie hörte, wie sich ihre Lungen mit Luft füllten, bevor sie anfing zu sprechen. Sie spürte das Zittern in ihrer Stimme.
»Magnolia?«, fragte Leander am anderen Ende.
»Ja, hi!« Ihre Stimme klang unbefangen und fröhlich. »Ich wollte dir nur kurz sagen, dass ich heute nicht nach Hackpüffel kommen kann. Aus unserem Treffen wird nichts. Tut mir leid.«
»Oh …« Sie hörte die Enttäuschung in seiner Stimme.
»Ich muss eine Bestellung in Wurmstadt ausliefern und bin erst spät wieder zurück. Das Training der Rotmützen werde ich ganz sicher verpassen.«
»Okay«, sagte Leander. »Aber vielleicht können wir uns danach noch sehen.«
Magnolia tat, als würde sie überlegen. »Vielleicht, wenn du mir ein Stück entgegenkommst?«
Es war unerträglich, denn jetzt klang ihre Stimme sogar hoffnungsvoll. »Wir könnten uns am Teufelsberg treffen? Wenn das für dich in Ordnung ist.«
»Am Teufelsberg?«, wunderte sich Leander. »Ja klar … gerne, ich warte dann am Kreuzweg auf dich.«
»Super, ich freue mich, bis nachher.« Magnolia fiel das Handy
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