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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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konnte. Magnolia versteckte sich hinter dem breiten Rücken ihrer Tante. Eine nette Gesellschaft, in der sie sich hier befanden. Als sie es wagte, ihre Nase wieder herauszustrecken, bemerkte sie, dass ihr Besen direkt auf eine Schlechtwetterfront mit Blitz und Hagel zuflog.
    »Wir fliegen direkt in ein Unwetter«, rief sie ihrer Tante zu.
    »Dahinter versteckt sich der Brocken«, gab ihre Tante in der gleichen Lautstärke zurück und senkte die Flughöhe.
    Bleischwere Regenwolken hüllten die Spitze des Berges in grauen Nebel und entluden ihre nasse Fracht unbarmherzig über den Köpfen der menschlichen Hexen und Teufel, die sich eine vergnügte Nacht auf seinem Gipfel machen wollten. Von oben sah Magnolia ganze Gruppen kehrtmachen und mit hängenden Köpfen, bis auf die Knochen durchnässt, ins Tal zurückmarschieren.
    Jetzt tauchten auch Linette und Magnolia in den grauen Vorhang aus Wasser. Wie ein nasser Lappen schlug ihnen der Regen ins Gesicht, doch im nächsten Moment war es schon wieder vorbei. Verblüfft klappte Magnolia die Krempe ihres Hutes nach oben. Blaues Licht lag über dem Berg und ein gigantisches Hexenfeuer schickte knisternde Funkenbündel in die Nacht. Von einem Unwetter keine Spur. Tante Linette umkreiste dreimal das Feuer, bevor sie ganz in seiner Nähe zwischen zwei großen Felsbrocken landeten.
    »Man nennt sie Teufelskanzel und Hexenaltar«, sagte Tante Linette.
    Mit steifen Beinen stieg Magnolia vom Besen und sah sich um. Es mussten Hunderte von Hexen sein, die nach und nach auf dem Brocken eintrafen. Abseits des Feuers waren Marktstände und bunteBuden aufgestellt. Ganz in ihrer Nähe brach ein Streit zwischen zwei Hexen mit schimmelgrünen Haaren aus. Offenbar ging es um einen silbernen Armreif, den beide gleichzeitig im Gras entdeckt hatten, und dessen Besitz nun jede für sich beanspruchte.
    Sie kreischten, spuckten, zogen sich an den Haaren und prügelten mit ihren Besen aufeinander ein. Niemand schenkte ihnen Beachtung.
    »Sumpfhexen, ein unfeines Volk.« Tante Linette rümpfte die Nase. »Wir haben noch Zeit. Hast du Lust über den Markt zu schlendern?« Natürlich hatte Magnolia Lust. Sie liebte Märkte jeglicher Art und auf diesen war sie wirklich neugierig.
    Linette und Magnolia waren nicht die Einzigen, die sich auf diese Weise die Zeit vertrieben. Zwischen den Ständen herrschte dichtes Gedränge und Magnolia kam nicht umhin festzustellen, dass die eine oder andere Hexe wirklich übel roch.
    Die meisten nutzten den Markt, um seltene Waren zu tauschen oder zu kaufen.
    »Es ist wirklich praktisch, die Milchzähne der Venusfalle einfach zu kaufen und sie nicht selber ziehen zu müssen«, schwärmte eine junge Hexe und rasselte mit einer Kette voll grüner Zähne.
    Magnolia gingen die Augen über. Unauffällig kniff sie sich in den Arm. Hier gab es die aberwitzigsten Dinge zu kaufen.
    »Sturmwachsperlen für Rennbesen« stand auf einem Schild. Gürtel aus getrockneten Fledermausohren, Wichtelmützen, Wolfsmilchextrakte, magische Dreieckstücher und Marmeladengläser voll sich windender Tatzelwürmer waren die harmlosesten Dinge.
    Richtig ekelige Sachen wie Drachenglupschaugen in Aspik, waren die andere Abteilung.
    Ein Stück weiter spielte eine bayerische Musikkapelle auf einem hölzernen Podest volkstümliche Lieder. Ihre Musiker guckten dabei so verwirrt aus der Wäsche, als könnten sie selber nicht glauben, was sie hier gerade taten.
    »Morgen früh haben sie alles wieder vergessen«, beruhigte Tante Linette, als sie den skeptischen Blick ihrer Nichte bemerkte.
    »Wurden sie entführt?«, fragte Magnolia.
    »Entliehen«, sagte Tante Linette und kaufte einen abgehackten Hühnerkopf an einem Stand für Schwarze Magie.
    Die Luft bebte, als ein goldener Schlitten von tausend Fledermäusen gezogen über den Festplatz donnerte und auf der Teufelskanzel landete.
    »Ah, Pestilla ist angekommen«, sagte Tante Linette.
    »Heißa Pestilla, Hüterin der Weisheit, Gefährtin des Mondes!!«, lärmten die Hexen und warfen vor Freude ihre Hüte in die Luft.
    Eine dicke, ganz in schwarzen Samt gekleidete Hexe stieg huldvoll winkend aus dem Schlitten. Ihr Gesicht kam Magnolia merkwürdig bekannt vor, bis sie feststellte, dass es sie lediglich an einen Barsch erinnerte, den sie einmal auf dem Hamburger Fischmarkt gesehen hatte. Pestilla hatte dieselben wulstigen Lippen und das gleiche kleine Bärtchen, was ihrem Gesicht einen verdrießlichen Ausdruck gab. Trotz alledem war sie eine eindrucksvolle

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