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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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hatte.
    Sie stiegen aus dem Becken und gingen zu einer kalten Dusche, danach brausten sie sich warm ab.
    Als sie sich in der Umkleidekabine anzogen, schaute Árni auf sein Handy. »Ein Anruf von Baldur«, sagte er mit Blick auf das Display. Er drückte auf mehrere Tasten und hielt sich den Apparat ans Ohr.
    Inspector Baldur Jakobsson war der Leiter der Abteilung Gewaltverbrechen. Ein guter, konservativer isländischer Polizist, der Magnus und seinen Großstadtmethoden mit Argwohn begegnete. Magnus konnte das verstehen, hielt Baldur aber dennoch für eine Nervensäge.
    Es sah aus, als stände der große Durchbruch bei den Papageien kurz bevor. Während Árni lauschte, hoben sich seine Augenbrauen, sein Adamsapfel trat hervor. Vor Aufregung bekam er rote Wangen.
    »Ja«, sagte er. »Ja … ja. Ja, sofort.«
    Magnus’ Interesse war geweckt.
    »Was ist?«, fragte er, kaum dass Árni aufgelegt hatte.
    »Ich muss zurück ins Präsidium«, sagte Árni. »Kennst du Óskar Gunnarsson?«

    »Ich glaub, ja«, erwiderte Magnus. »Ist das nicht ein Banker?« Das war Magnus’ Problem. Auch wenn er sein Isländisch wieder so gut aufgefrischt hatte, dass er es fließend und fast ohne Akzent sprach, war er aufgeschmissen, wenn es um Personen ging. Reykjavík war und blieb eine Kleinstadt, in der jeder jeden kannte. Nur Magnus nicht.
    Árni beeilte sich mit dem Anziehen. »Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Ódinsbanki. Wurde vor einem Jahr gefeuert. Die Abteilung Finanzkriminalität und der Sonderstaatsanwalt ermitteln gegen ihn. Er wurde gestern Abend in London erschossen.«
    »Hat das was mit Island zu tun?«
    »Die britischen Kollegen haben noch keinen Hinweis gefunden, aber Baldur will, dass wir uns alle an die Arbeit machen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Du solltest uns dabei unterstützen«, sagte Árni und zog sich seine Jacke über. »Mit deinem Blick von außen.«
    »Das würde Baldur nicht gefallen«, entgegnete Magnus.
    »Seit wann hält dich das auf?«, fragte Árni, griff zu seiner Tasche und stürzte aus der Umkleidekabine.

    Magnus schloss die Tür des kleinen Hauses im zentralen Postleitzahlbezirk 101 auf. Von außen war es aus cremefarbenem Beton, und wie die meisten isländischen Häuser hatte es ein Dach aus bunt gestrichenem Wellblech, in diesem Fall limettengrün. Das Haus gehörte Árni und seiner Schwester, doch nur Katrín wohnte auch dort. Magnus zahlte eine sehr moderate Miete.
    Er stieg die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Dort holte er ein Viking-Bier aus dem Kühlschrank, ließ sich in einen Sessel sinken und öffnete die Dose. Seinetwegen konnten Isländer unter der Woche auf Alkohol verzichten und sich für heldenhafte Saufgelage am Wochenende aufsparen, aber er war zu sehr amerikanischer Cop, so dass er bei Dienstende ein Bier brauchte.

    Nach dem Schwimmen kribbelte Magnus’ Körper. Das Zimmer war klein, aber groß genug für ihn, denn er besaß nicht viele Sachen. Bevor er nach Island gekommen war, hatte er sich eine Wohnung mit seiner ehemaligen Freundin Colby geteilt, aber sich dort immer wie ein Fremder gefühlt. Seine Bücher stapelten sich auf dem Boden vor dem Regal. Inmitten dieses Chaos standen in einer ordentlichen Reihe seine geliebten isländischen Sagas, von denen viele schon sein Vater vor etlichen Jahren gekauft hatte. Die Seiten waren zerfleddert vom vielen Lesen.
    Mit einem Seufzer trank Magnus die prickelnde kalte Flüssigkeit. Das tat gut.
    In Boston gab es in fast jeder Schicht eine Leiche. Zur Aufklärung der Verbrechen mussten zahlreiche Gespräche geführt werden: mit Menschen, deren Leben gerade durch den Verlust einer ihnen nahestehenden Person erschüttert worden war, mit Menschen, deren Leben bereits von der Hölle ihrer alltäglichen Existenz zerstört war, mit Zeugen, die reden wollten, und anderen, die den Mund nicht aufmachten. Den größten Teil der Zeit verwandten die Cops darauf, sicherzustellen, dass die Anklage hieb- und stichfest war, dass Zeugenaussagen korrekt protokolliert wurden, die Beweismittel ordentlich archiviert waren und die Beweiskette ohne Unterbrechung blieb.
    Das alles bedeutete Überstunden, mühsame, frustrierende, deprimierende Arbeit, und dennoch konnte Magnus nie genug davon bekommen. Die Opfer hatten Angehörige, und Magnus tat immer sein Bestes für diese Menschen.
    Natürlich war ihm bewusst, dass er es ebenso sehr für sich selbst tat. Sein eigener Vater war in einer Kleinstadt außerhalb von Boston umgebracht worden, als

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