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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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den Eindruck, dass Páll mit seinem Anruf gerechnet hatte. Der Kollege war ein guter Polizist; Magnus war sicher, dass er ihm die Verhaftung anvertrauen konnte.
    Er hatte Schwierigkeiten, seine Ungeduld im Zaum zu halten. Vigdís schaute kurz herein und sagte, sie hätten Sindri in seiner Wohnung vorgefunden, er sei widerstandslos mitgekommen. Dann tauchte Baldur vor Magnus’ Schreibtisch auf.
    »Árni hat sich gemeldet. Harpa ist nicht in der Bäckerei. Sie ist gestern Nachmittag mit Björn verschwunden und heute nicht zur Arbeit gekommen. Bei ihr zu Hause war niemand, und ihr Handy ist abgestellt.«

    »Was machte sie für einen Eindruck, als Björn sie abholte?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Baldur. »Árni guckt jetzt bei ihr zu Hause nach.«
    »Sie hat einen kleinen Sohn«, erklärte Magnus. »Drei Jahre alt, glaub ich. Árni soll das Kind suchen. Derjenige, der darauf aufpasst, weiß vielleicht, wo Harpa ist.«
    Baldur schluckte seinen Frust hinunter. Es lag auf der Hand, dass er nicht gern Anweisungen von dem jüngeren Kollegen erteilt bekam. Aber in der Sache hatte Magnus recht.
    Erneut rief er Páll an.
    »Páll, hier ist Magnus. Offensichtlich war Björn gestern Nachmittag mit Harpa in Reykjavík. Sie sind zusammen weggefahren.«
    »Gut«, sagte Páll. »Zu Hause ist er nicht, das habe ich überprüft. Ich spreche gerade mit der Nachbarin. Sie hat anscheinend etwas gesehen. Ich rufe dich gleich zurück.«
    Magnus trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Sein Blick fiel auf den Obduktionsbericht von Benedikt Jóhannesson. Den würde er sich später ansehen, wenn er sich darauf konzentrieren konnte.
    Es dauerte nur fünf Minuten, bis Páll zurückrief, auch wenn es Magnus viel länger erschien.
    »Die Nachbarin hat gestern Abend gesehen, dass Björn nach Hause kam. So gegen sechs. Er war mit dem Pick-up unterwegs gewesen. Sie stieg gerade selbst aus ihrem Wagen. Sie kann sich daran erinnern, weil seine Freundin auf dem Beifahrersitz saß und fest schlief.«
    »Sie schlief?«
    »Hat die Nachbarin behauptet.«
    »Und sie hat Harpa erkannt?«
    »Ja. Dunkle Locken. Sie hat sie schon öfter gesehen. Ihr Küchenfenster zeigt direkt auf Björns Einfahrt, deshalb bekam sie mit, dass er Sachen in seinen Pick-up lud. Ungefähr eine Viertelstunde später fuhr er wieder los.«
    »Was für Sachen?«

    »Lebensmittel. Einen Schlafsack. Die Nachbarin nahm an, sie wollten zusammen zelten gehen. Ein Zelt selbst hat sie zwar nicht gesehen, aber sie hat auch nicht jede Bewegung von Björn verfolgt.«
    »Danken wir Gott für neugierige Nachbarn.« Schnell überlegte Magnus. »Gut, schau mal, ob du ihn finden kannst. Du bist Stykkishólmur zugeordnet, oder?«
    »Ja.«
    »Ich sorge dafür, dass unsere Leute hier mit deinem Vorgesetzten reden.«
    Magnus dachte nach. Die Tatenlosigkeit machte ihm zu schaffen. Am liebsten hätte er es selbst mit Sindri versucht, doch er wusste, dass es äußerst frustrierend wäre, neben Baldur die zweite Geige zu spielen. Oder die dritte. Möglicherweise würde man ihn nicht mal in den Vernehmungsraum lassen.
    Und wenn Sindri nur ein bisschen Verstand besaß, würde er kein Wort sagen, besonders dann nicht, wenn es noch ein weiteres Opfer geben sollte. Harpa war die Einzige, die reden würde. Und die war bei Björn.
    Magnus’ Instinkt riet ihm, nach Grundarfjörður zu fahren.
    »Páll, in zwei Stunden bin ich bei dir.«
    Kurz zögerte er, dann nahm er die Benedikt-Jóhannesson-Akte und ging zur Tür.

    Árni fuhr über die schmale Straße namens Bakkavör hinauf, eine der feinsten von Reykjavík. Die Häuser hier waren längst nicht so großartig wie die der Reichen in Amerika, für den amerikanischen Geschmack wären sie nicht mal etwas Besonderes gewesen, doch in Reykjavík, einer Stadt mit kleinen, bescheidenen, windgepeitschten Behausungen, machten sie durchaus Eindruck.
    Die beiden Straßenseiten unterschieden sich voneinander. Auf der einen Seite standen größere Häuser, dort hatte man den besseren Blick aufs Meer. Gegenüber fanden sich etwas bescheidenere Gebäude, deren Blick aufs Meer teilweise verbaut war. In vielen wohnten die sogenannten Quotenkönige, jene Fischer, die das
Glück gehabt hatten, ihren Beruf in den frühen Achtzigern auszuüben, als die Fangquoten vergeben wurden.
    Árni blieb vor einem dieser Häuser stehen und drückte auf die Klingel.
    Eine ältere, molligere Version von Harpa öffnete die Tür.
    »Guten Morgen«, sagte Árni. »Ich heiße Árni und komme von der

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