Magnus Jonson 02 - Wut
schaute kurz drauf: Sharon Piper.
»Hi, Sharon.«
»Die Sache nimmt Fahrt auf. Gerade rief mich ein Student vom LSE an, ein Freund von Ísak. Er hat im Sommer als wissenschaftliche Hilfskraft für eine Staatssekretärin im Finanzministerium gearbeitet. Ísak hat sich bei ihm erkundigt, ob er wisse, wo Julian Lister Urlaub macht. Der Student fand die Frage damals etwas sonderbar, erzählte aber von dem Ferienhaus in der Normandie.«
»Treffer! Nehmt ihr Ísak fest?«
»Davon gehe ich aus. SO 15 habe ich noch nicht verständigt, ich
dachte, ich gebe dir ein bisschen Vorsprung. Eure Leute werden am Rad drehen. Ach, und jetzt hat die Französin endlich Ísak auf dem Foto identifiziert. Er hat sich bei ihr nach Óskars Adresse erkundigt.«
»Große Überraschung! Dank dir, Sharon. Ach, noch etwas: Ich hab nachgedacht. Mir kommt es vor, als hätten Ísak und Björn alles für jemand anders ausbaldowert. Für denjenigen, der letztlich abdrückte. Ísak machte die Vorarbeit in Kensington, Björn in der Normandie.«
»Und wer soll das sein?«
»Keine Ahnung. Aber ich wette, er ist Isländer. Und zwar einer, der kein Englisch spricht.«
»Interessanter Gedanke. Ich muss jetzt los, Magnus.«
Er legte auf und lief in das Gebäude, in dem sich das Büro des Polizeichefs befand. Es wurde von einer Sekretärin bewacht. Sie griff zum Telefon, um Magnus anzukündigen, doch er rauschte an ihr vorbei und platzte, gefolgt von Vigdís, ins Zimmer.
Vier Personen befanden sich in dem Büro: Baldur, Þorkell, der Polizeichef und ein grauhaariger Mann, in dem Magnus den Sonderstaatsanwalt erkannte.
Snorri Guðmundsson funkelte Magnus böse an. »Was glaubst du eigentlich, was du da tust?«
»Ich hatte gerade einen Anruf aus London. Björn Helgason wurde einen Tag vor den Schüssen auf Julian Lister in der Normandie gesehen. Und Ísak Samúelsson erkundigte sich bei einer Hilfskraft im englischen Finanzministerium nach Listers Urlaubsplänen. Tut mir leid, dass ich hier so reinplatze, aber ich dachte, ihr solltet Bescheid wissen, bevor die britische Polizei anruft. Oder die französische.«
Snorri atmete tief durch. Dachte kurz nach. »Ist Björn eindeutig identifiziert?«
»Noch nicht. Aber das passiert, sobald wir ein Foto geschickt haben.«
»Das kannst du nicht genau wissen«, warf Baldur ein.
Snorri hob die Hand, um den Inspector zum Schweigen zu bringen.
»Das ändert alles. Baldur, ich möchte, dass Björn und Sindri auf der Stelle verhaftet werden. Harpa Einarsdóttir ebenso.«
»Aufgrund welcher Beschuldigung?«, fragte Baldur.
»Zuerst mal wegen des Mordes an Gabríel Örn«, sagte Snorri. »Wenn sie in Gewahrsam sind, werden wir sehen, ob wir die Anklage auf die anderen beiden Fälle ausdehnen können. Ich muss auf dem neuesten Stand sein, wenn die Briten anrufen. Magnús, du bleibst hier.«
Magnus blieb, während Baldur mit Vigdís verschwand. Er nahm Baldurs Stuhl. Þorkell und der Staatsanwalt hörten ihm aufmerksam zu.
»Gut, Magnús. Falls es eine Verschwörung gab, Óskar und Lister zu erschießen, und ich lege Wert auf das Wörtchen falls , wie sähe die dann aus?«
»Wenn Frikkis Geschichte stimmt, trafen sich fünf Personen bei der Demonstration im Januar. Das waren Sindri, Björn, Harpa, Ísak und Frikki. Damals kannten sie sich nicht untereinander, aber alle waren sauer auf die Verantwortlichen der kreppa . Sie betranken sich, Harpa lockte ihren Exfreund Gabríel Örn vor die Tür, sie schlugen ihn zusammen und töteten ihn. Wohl ohne Absicht, aber das müssen wir noch genau untersuchen. Sie vertuschten das Ganze, damit der Tod wie ein Selbstmord aussah. Das funktionierte.«
Snorri hörte aufmerksam zu.
»Irgendwann später, wir wissen nicht, wann das war, trafen sich einige von ihnen wieder und beschlossen, einen Schritt weiter zu gehen. Sie hatten schon einmal getötet und wollten es erneut tun, und zwar Menschen, die sie für verantwortlich hielten. Óskar Gunnarsson. Und Julian Lister.«
»Wer war zu dem Zeitpunkt noch beteiligt?«
»Von den anfänglichen fünf wohl nur Björn, Sindri und Ísak, der in London wohnte. Aber ich bin überzeugt, dass sich ein Vierter zu ihnen gesellte. Derjenige, der letztlich den Abzug betätigte.«
»Und wer ist das?«
»Wir haben keine Ahnung. Ich gehe davon aus, dass es ein Isländer
ist, der keine Fremdsprachen beherrscht, aber das ist nur eine Vermutung. Ísak spricht Englisch, es würde mich nicht wundern, wenn Björn es auch kann. Meiner Meinung nach
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