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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sich, keine Waffe zu haben; ohne fühlte er sich nackt. Er bezweifelte zwar, dass Björn bewaffnet war, aber möglich war es. In London hatten die Attentäter eine Handfeuerwaffe benutzt, in der Normandie ein Gewehr – warum also sollten sie nicht auch in Island über Waffen verfügen? Ohne Pistole war man kein richtiger Polizist, das war Magnus’ Auffassung.
    Nach einigen Kilometern gerader Fahrt kam eine Kurve schneller als erwartet auf ihn zugerast, und der Range Rover überschlug sich beinahe.

    Magnus nahm den Fuß vom Gaspedal.
    Sein Telefon klingelte. Ehe er sich meldete, schaute er aufs Display.
    »Hallo, Sharon!«
    »Ísak ist verschwunden.«
    »Was?«
    »Wir wollten ihn eben abholen. Seine Freundin sagte, er hätte gestern das Land verlassen. Hätte dringend zurück nach Island gemusst, um seine kranke Mutter zu besuchen. Es geht ihr wohl schlechter, zumindest hat er das seiner Freundin erzählt.«
    »Aha.«
    »Die Freundin hat dann allerdings seine Mutter in Island angerufen, die behauptete, es ginge ihr gut.«
    »Hatte die Mutter Ísak denn gesehen?«
    »Nur kurz. Er kam an und fuhr sofort wieder weiter. Scheinbar ist er allein zelten gefahren. Um einen freien Kopf zu bekommen.«
    »Wohin?«
    »Hat die Mutter nicht gesagt. Vielleicht organisierst du jemanden, der sie danach fragt.«
    »Machen wir. Danke, Sharon.«

    Ísak saß ein wenig in der Klemme. Er hatte beide Pässe überprüft, die nach Grundarfjörður führten, aber nicht die geringste Spur von Björns Pick-up gesehen. Es war viel Fahrerei gewesen, jetzt war er wieder in Grundarfjörður und wusste nicht, wie er weiter vorgehen sollte. Auf der Landkarte waren südlich der Stadt keine weiteren Bergpässe eingezeichnet. Grundarfjörður selbst lag in einer hufeisenförmigen Bucht, umgeben von grünen Hängen, die sanft zu den Klippen anstiegen. Viele Wasserfälle, aber nichts, was auch nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Pass hatte. Es gab andere Möglichkeiten, die weiter entfernt waren, aber welche von denen sollte er ausprobieren?
    Langsam fuhr Ísak durch den kleinen Fischerort. Obwohl sein Tank noch halb voll war, hielt er an einer Tankstelle.

    Der Kassierer las ein Buch. Er war ungefähr so alt wie Ísak, vielleicht ein, zwei Jahre jünger. Ein bisschen dicklich wirkte er, hatte langes helles, dünnes Haar und eine teigige Haut. Ísak konnte sich nicht vorstellen, wie solche Typen es ihr Leben lang mitten im Nichts aushielten. Er würde hier verrückt werden; sobald er sich den Busfahrschein nach Reykjavík leisten könnte, wäre er weg.
    Er zahlte sein Benzin. »Kannst du mir helfen?«, fragte er den Kassierer. »Ich suche einen Bergpass hier in der Nähe. Ein Freund von mir meinte, da stände eine alte Hütte, die ich mir mal anschauen sollte.«
    »Hier in Grundarfjörður gibt es keine Pässe«, sagte der Junge hinter der Theke. »Da musst du schon nach Ólafsvík fahren oder rüber nach Stykkishólmur.«
    »Da war ich eben«, sagte Ísak. »Aber eine alte Hütte habe ich nicht gesehen.«
    »Tut mir leid.« Der Typ wandte sich wieder seinem Buch zu. John Steinbecks Früchte des Zorns .
    Ísak steuerte auf den Ausgang zu.
    »Moment mal«, sagte der Kassierer. »Es gibt natürlich den Kerlingin-Pass. Wo die Kerlingin steht.«
    »Die Kerlingin?«
    »Ja, hast du noch nie von der gehört?« Der Junge machte ein verächtliches Geräusch, erstaunt über die Ahnungslosigkeit der Leute aus Reykjavík. »Ist direkt östlich der neuen Straße nach Stykkishólmur. Da steht eine alte Hütte, meine ich.«

    Björn saß draußen vor der Hütte und lauschte auf Harpa. Ihre Rufe wurden zu Schluchzern, und irgendwann herrschte Ruhe.
    Ihre Reaktion hatte ihn bestürzt. Er hatte gehofft, dass sie seinen Standpunkt wenigstens verstehen könnte. Vielleicht würde sie das noch, im Laufe der Zeit. Er wusste, wie wichtig er für sie war, wie sehr sie ihm vertraute.
    Nach ungefähr vierzig Minuten ging er wieder hinein.

    Harpa hatte sich durch den Raum bis an die Wand geschoben und lehnte sich dagegen.
    Björn band sie los. »Setz dich doch auf den Stuhl«, sagte er. Es war eher ein Vorschlag denn ein Befehl.
    Harpa ignorierte ihn. Daher hockte er sich neben sie vor die Wand.
    »Kann ich dich hier so lassen?«, fragte er. »Du kannst eigentlich nirgends hin. Die Hauptstraße ist mehrere Kilometer entfernt.«
    Harpa nickte. Björn wartete.
    Irgendwann sagte sie schließlich doch etwas, wie er die ganze Zeit gehofft hatte. »Wie ist das denn nun gelaufen? Habt

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