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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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öffnete. Dann stürzte Harpa den Hügel hinunter zum Flüsschen unten im Tal.
    Sie floh! Ísak verfiel in einen Trab. Noch hatte sie ihn nicht gesehen. Er versuchte, leise zu laufen, um Harpa nicht zu erschrecken. Je näher er ihr kam, desto besser. Dann fehlte nur noch ein kurzer Sprint.
    Doch Harpa lief bereits, so schnell sie konnte. Sie preschte den Hügel hinunter, überquerte den Weg und watete durch das Flüsschen, rutschte ab, fiel ins Wasser und stieß einen spitzen Schrei aus. Sie kletterte heraus, drehte sich um und erblickte Ísak.
    Er zögerte. Wenn er ihr keine Angst einjagte, würde sie in ihm vielleicht ihren Retter sehen. Sie hatten sich nur einmal getroffen, damals im Januar, möglicherweise erkannte sie ihn aus der Entfernung nicht wieder.
    Er wurde langsamer, verfiel in ein gemächliches Gehen. »Alles in Ordnung?«, rief er.
    Harpa zögerte. »Wer bist du?«
    »Ich bin über den Pass gewandert, da sah ich dich laufen«, rief Ísak. »Ist alles in Ordnung?«
    Harpa näherte sich ihm vorsichtig. Ísak hatte jetzt fast den Fluss erreicht. Er umklammerte das Messer in seiner Jackentasche.
    »Ísak! Du bist doch Ísak, oder?«, rief Harpa. Sie machte einige Schritte rückwärts und lief den Hang hinauf.
    Ísak sprang ins Wasser. Es war eiskalt und hatte eine stärkere Strömung, als er erwartet hatte. Er rutschte auf einem Stein aus, stürzte und prallte mit dem Kopf gegen einen Felsblock. Das kalte Wasser war ein so großer Schock für seinen Körper, dass es die
Luft aus der Lunge zu drücken schien. Panik stieg in ihm auf. Die schnellen Gebirgsflüsse in Island waren viel gefährlicher, als sie aussahen. Ísak schnappte nach Luft und zog sich an einem Stein hoch.
    Harpa hetzte einige Meter vor ihm den felsigen Hang des Tals hinauf, den tief hängenden Wolken entgegen.
    Da hörte Ísak ein Fahrzeug hinter sich.

    Björn dachte an Harpa, als er sich dem Nebel oben auf dem Pass näherte. Ihre Ruhe verunsicherte ihn. Normalerweise war sie immer durcheinander, verwirrt. Diese Zielstrebigkeit war etwas Neues. Sie ließ darauf schließen, dass sie es sich anders überlegt hatte und nicht den Mund halten würde, wenn er sie laufenließ.
    Was sollte er in dem Fall mit ihr tun?
    Er sah auf sein Telefon herunter. Einige Balken waren zu sehen. Vielleicht hatte er hier schon Empfang und musste gar nicht bis zur Spitze des Passes fahren. Er hielt an. Er befand sich genau an der Stelle, wo die Straße hinter einem Felsvorsprung verschwand. Die Hütte hinter sich konnte er jedoch wegen des Nebels nicht mehr sehen. Zwei Balken flackerten auf und verschwanden. Björn stieg aus, schritt über den schwarzen vulkanischen Boden entlang des Wegs und versuchte, so einen besseren Empfang zu bekommen, doch ergebnislos.
    Auf drei Seiten war er von dichtem Nebel umgeben, nur vor sich sah er den blauen Himmel hinter einem dünnen weißen Schleier.
    Er begab sich zurück zu seinem Pick-up.
    Da entdeckte er ihn: einen Fußabdruck im Boden, wenige Meter von der Spur entfernt, die er selbst hinterlassen hatte. Er setzte seinen Fuß daneben: kleiner, es war auf jeden Fall nicht sein Schuh gewesen.
    Björn folgte der Spur in den Nebel. Die Erde war verwischt worden. Er sah den Teilabdruck eines Reifens.

    In gut zwanzig Meter Entfernung erhob sich ein kleiner konischer Felsbrocken. Björn schaute dahinter: ein Auto. Dasselbe, das zuvor versuchte hatte, den Pass zu erklimmen.
    Wer war das, zum Teufel noch mal? Ein fremder Wanderer, der aus unerfindlichen Gründen seinen Wagen versteckte, bevor er sich auf den Weg machte? Björn bezweifelte es.
    Konnte es die Polizei sein? Der kleine Honda sah nicht gerade nach einem Streifenwagen aus, außerdem war im Kofferraum Campingausrüstung zu erkennen.
    Es konnte Ísak sein. Der zu Harpa wollte.
    Björn stürzte zurück zu seinem Pick-up, wendete und raste den Weg hinunter ins Tal.
    Er ließ die Wolken hinter sich, und vor ihm bot sich die Talsohle dar. Er sah, dass die Tür der Hütte offen stand. Björn ließ den Blick durch die Gegend schweifen und entdeckte eine Gestalt, die aus dem Flüsschen kletterte und auf der anderen Seite den Hang hinauf wollte. Ísak.
    Weiter oben konnte er Harpa erkennen, nur wenige Meter unterhalb der Wolken.
    Björn bog mit dem Wagen von der Spur ab und fuhr hinunter zum Fluss. Innerhalb von Sekunden kam der Pick-up scheppernd zum Stehen. Björn stieß die Tür auf und sprang hinaus. Er sah, wie Ísak sich nach ihm umdrehte und dann weiterkletterte.
    Björn

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