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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sagte Guðmund seufzend. »Die meisten faulen Kredite, die die Bank abgeschlossen hat, kamen aus seiner Abteilung.«
    »Was ist mit Harpa Einarsdóttir?«, fragte Árni.
    »Die kannte ich nicht gut; sie verließ die Bank kurz nach meinem Eintritt«, erwiderte Guðmund. »Sie hat mit Gabríel Örn zusammengearbeitet. Ich glaube, sie war seine Freundin. Im Unternehmen hatte sie einen guten Ruf, aber sie war zu jung. Zu optimistisch. Kein Gespür für die Gefahren und Risiken.«
    »Gab es eine Verbindung zwischen den beiden und Óskar?«, fragte Árni.
    »Nun ja, sicher. Gabríel Örn war Leiter der Gruppe für fremdkapitalfinanzierte Übernahmen, einer sehr wichtigen Abteilung. Ich bin mir sicher, dass Óskar und er sich gut kannten. Wie die Beziehung zwischen Harpa und Óskar aussah, kann ich nicht beurteilen, aber noch einmal: Sie war eine ziemlich hochrangige Angestellte. Und Óskar pflegte auch privat Kontakt zu seinen Leuten. Ihr habt doch in der Zeitung bestimmt von den ganzen Partys gelesen.«
    Selbst Magnus war aufgefallen, wie sich die isländische Presse an der Beschreibung der Banker-Exzesse ergötzte, Óskar dabei in vorderster Front: die Partys, die Privatjets, die Wohnungen in New York und London. Für Magnus’ Geschmack war das Verhalten nicht schlimmer als das übliche Treiben von amerikanischen Geschäftsleuten. Vielleicht gab es in Island eine andere Tradition, aber an der Wall Street war das durchaus normal.
    »Was war das denn eben?«, fragte Magnus Árni, als sie das Büro des Geschäftsführers verlassen hatten. »Wer ist Gabríel Örn?«
    »Ein Banker, der sich im Januar umgebracht hat, einige Monate bevor du nach Island kamst. Harpa war seine Exfreundin, die vorher für ihn gearbeitet hatte. Ich habe sie anschließend befragt.«
    »Warum hat er sich umgebracht?«

    »Das wissen wir nicht genau. Er hat nur eine kurze SMS als Nachricht hinterlassen. Aber er war verantwortlich für den Bankrott der Bank. Hatte mehr als ein paar schlechte Tage auf der Arbeit.«
    »Und du glaubst, dass es eine Verbindung zum Mord an Óskar gibt?«
    »Hm, eher nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    Árni wartete, bis sich die Fahrstuhltüren hinter ihnen schlossen. Sie fuhren nach unten in die Lobby.
    »Nein, wirklich nicht«, sagte er.
    Magnus beobachtete ihn genau. Er glaubte Árni nicht.

6
    Emilía Gunnarsdóttir hatte Stil. Sie war Mitte dreißig, schlank und hatte das schwarze Haar zurückgebunden. Sie trug einen eleganten schwarzen Hosenanzug und unauffälligen, aber teuren Goldschmuck in den Ohren und um den Hals.
    Die Büroräume von OBG Investments nahmen eine komplette Etage des fünfstöckigen Gebäudes ein, das hundert Meter von der Zentrale der Ódinsbanki entfernt auf der Bogartún lag. Der Tafel in der Lobby entnahm Magnus, dass ansonsten Anwaltskanzleien und Steuerberater im Haus saßen, dazu das eine oder andere rätselhafte Finanzunternehmen wie OBG selbst. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, präsentierte sich die Firma stolz: Der Empfangsbereich wurde von einer lebensgroßen Bronzeskulptur eines Wikingers beherrscht, der in voller Kriegsausrüstung auf einer Harley-Davidson fuhr.
    Emilía führte Magnus und Árni in ihr Büro: schwerer weißer Teppich, schwarze Ledersessel und ein Sofa, ein breiter schwarzer Schreibtisch, unbehelligt von Papieren, auf dem ein kostspieliger Monitor stand. Der Gegensatz zu Guðmunds Büro war augenfällig. »Das mit deinem Bruder tut mir sehr leid«, begann Magnus.
    Einen kurzen Moment bröckelte ihre stolze Haltung. Dann fasste Emilía sich wieder. »Danke« war alles, was sie sagte. »Setzt euch. Ich hoffe, es stört euch nicht, wenn ihr ein paar Minuten warten müsst. Ich habe meine Anwältin dazugebeten. Sie arbeitet hier im Haus, es dürfte also nicht lange dauern.«
    Magnus war verwundert. »Ich glaube nicht, dass ein Anwalt vonnöten ist, Emilía. Du bist keine Verdächtige.« Zumindest noch nicht, fügte er in Gedanken hinzu. So früh in den Ermittlungen
einen Anwalt hinzuzuziehen, brachte seine Alarmglocken zum Läuten.
    »Vielleicht nicht für dieses Verbrechen. Aber vergiss nicht, dass gegen unsere Firma ermittelt wird.«
    »Ich interessiere mich nicht für den Fall des Sonderstaatsanwalts«, sagte Magnus. »Ich möchte nur gern mehr über deinen Bruder herausfinden.«
    »Wobei ich dir auch helfe, sobald meine Anwältin hier ist. Möchtet ihr einen Kaffee?«
    In dem Moment öffnete sich die Tür, und eine Frau kam herein.
    Magnus kannte sie. Er konnte nicht

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