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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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verhindern, dass man ihm die Überraschung ansah. Die Anwältin selbst schien genauso verwundert zu sein.
    »Das ist Sigurbjörg Vilhjálmsdóttir, meine Anwältin«, erklärte Emilía. »Aber ihr scheint euch ja bereits zu kennen.«
    Es gab eine kurze Pause, weil sowohl Magnus als auch Sigurbjörg überlegten, was sie sagen sollten. »Ja«, bemerkte Magnus schließlich und räusperte sich. »Wir kennen uns. Sigurbjörg ist meine Cousine.« Zögernd trat er vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Aha, verstehe«, sagte Emilía, ohne sich über diese Verbindung zu wundern. Schließlich waren sie in Reykjavík. Doch ihr war sicherlich nicht entgangen, dass eine gewisse Anspannung zwischen den beiden herrschte, obwohl Emilía natürlich nicht den Hintergrund kannte. »Gibt es irgendeinen Grund, Sigurbjörg, warum du mich in dieser Sache nicht vertreten solltest?«
    »Nein«, sagte Sigurbjörg. »Nein, es gibt keine Probleme.«
    »Wir stehen uns nicht sehr nahe«, sagte Magnus und bereute es sofort. Es war zwar die Wahrheit, klang aber unnötig grob.
    »Gut«, sagte Emilía. »In Ordnung. Fangen wir an, ja?«
    »Kannst du mir etwas über Óskar erzählen?«, fragte Magnus. Árni zog seinen Notizblock hervor und setzte einen unglaublich konzentrierten Gesichtsausdruck auf, um sich für weiteres finanzielles Fachchinesisch zu wappnen.
    »Er war ein ganz besonderer Mensch.« Emilía zögerte. Diese
schlichte Frage drohte Gefühle bei ihr auszulösen. Genau das war Magnus’ Absicht gewesen. Doch nach einem Augenblick hatte sie ihre Fassung zurückgewonnen. »Sehr klug. Voller Energie. Unterhaltsam. Die Leute mochten ihn. Sie liebten ihn. Besonders diejenigen, die für ihn arbeiteten.«
    »Was ist mit seinen Feinden?«
    »Er hatte keine Feinde.«
    »Ach, ich bitte dich, Emilía. Wie soll jemand wie er keine Feinde haben?«
    Verärgerung flackerte in ihren Augen auf. Es gefiel ihr nicht, wenn man ihr widersprach.
    »Nun, sicherlich gab es geschäftliche Konkurrenten. Aber die hassten ihn nicht. Die Presse hat gern über ihn berichtet, er war gut für die Auflage. Bei den Demonstrationen forderten einige Redner seinen Kopf, aber die kannten ihn ja nicht persönlich.«
    »Was ist mit Bankkunden? Depotinhabern? Aktionären? Viele Menschen müssen Geld verloren haben, als die Ódinsbanki verstaatlicht wurde.«
    »Ja, das stimmt. Aber ich glaube, die meisten haben nicht meinem Bruder die Schuld gegeben. Schließlich brachen alle isländischen Banken ein, bei der Ódinsbanki verlief es wahrscheinlich noch am glimpflichsten.«
    »Was ist mit seinem Privatleben? Mit seiner Frau? Oder besser Exfrau?«
    »Kamilla? Die Trennung erschütterte sie zutiefst. Er hatte eine Affäre, was sie herausfand. Aber das ist schon fünf Jahre her. Oder länger. Seitdem kamen sie ganz gut miteinander aus. Óskar sah die Kinder regelmäßig, zumindest bis zu diesem Jahr, als er sich in London verkroch.«
    »Er hatte eine russische Freundin? Tanja Prochorowa, ein russisches Model?«
    Emilía schüttelte sich. »Auch wenn sie als Model arbeitete, sie war alles andere als dumm. Óskar war völlig vernarrt in sie. Sie trieb ihre Spielchen mit ihm. Ich habe sie nie gemocht. Und als sie
merkte, dass er nicht ganz so reich war, wie sie vermutet hatte, ließ sie ihn natürlich sitzen. Mit Claudia war er deutlich besser dran.«
    »Der Venezuelanerin?«
    »Ja. Die ist ihm viel ähnlicher. Sie hat Geld durch ihre eigene Scheidung. Ist sogar ein Jahr älter als er, auch wenn sie nicht will, dass das jemand erfährt. In ihrer Gegenwart war Óskar deutlich entspannter. Ich habe sie nur zweimal in London gesehen, aber sie tat ihm gut.«
    »Kannte er viele Russen? Abgesehen von Tanja?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Emilía. »Wahrscheinlich hatte er gesellschaftlichen Umgang mit ihren Bekannten.«
    »Was ist mit Kunden der Bank?«
    Sigurbjörg, die Anwältin, hustete.
    Emilía warf ihr einen Blick zu. »Ich kann leider nichts zu den Kunden der Bank sagen.«
    »Gab es russische Kunden, mit denen Óskar persönlich zu tun hatte?«
    Emilía antwortete nicht.
    Magnus ließ nicht locker. »Was ist mit Geldwäsche? Russische Geschäftsleute, die durch die Ódinsbanki Geld verloren?«
    Sigurbjörg schaltete sich ein: »Das sind sensible Themen. Der Sonderstaatsanwalt prüft die Akten aller Bankkunden. Emilía möchte dieser Untersuchung nicht vorgreifen.«
    Magnus ignorierte seine Cousine. »Dein Bruder ist tot, Emilía. Er wurde ermordet. Ich möchte der britischen

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