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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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beziehungsweise ihr Anteil daran in ihr festgesetzt. Ein paar Monate lang hatte die Erinnerung auf den rechten Augenblick gewartet, jetzt wucherte sie wie ein gruseliger exotischer Parasit und fraß Harpa von innen auf.
    Am Abend war sie nicht in der Lage gewesen, Markús in die Augen zu sehen. Diese großen, vertrauensvollen, ehrlichen braunen Augen. Wie sollte sie ihm sagen, dass seine Mutter eine Lügnerin war? Schlimmer noch: eine Mörderin?
    Wie sollte sie weiterleben, wenn sie nicht mehr fähig war, ihrem Sohn in die Augen zu sehen?
    Sie wollte den Küchenstuhl nach hinten stoßen und schreien. Aber sie rührte sich nicht. Bewegte keinen Muskel. Führte nicht einmal die Kaffeetasse an die Lippen.
    Wo blieb Björn nur?
    Sie sah hinaus in die zunehmende Dunkelheit, hinab auf Gabríel Örn, der auf dem Parkplatz an der Hverfisgata lag, und das Blut aus seinem Schädel vermischte sich mit dem Schneematsch.

    Sie konnte ihre eigenen Schreie hören.
    »Psst, Harpa, leise.« Björns Stimme war ruhig und bestimmend. Harpa hörte auf zu schreien. Sie schluchzte.
    Björn hockte sich neben Gabríel.
    »Ist er tot?«, flüsterte Harpa.
    Björn runzelte die Stirn. An der Art, wie er die Finger auf verschiedene Stellen an Gabríels Hals legte, erkannte Harpa, dass er keinen Puls fand.
    Sie zog ihr Handy hervor. »Ich rufe einen Krankenwagen.«
    »Nein!«, widersprach Björn mit fester Stimme. »Nein. Er ist tot.
Es ist sinnlos, einen Krankenwagen für einen Toten zu rufen. Wir landen alle im Knast.«
    »Los, weg hier!«, sagte Frikki.
    »Nein, wartet! Ich muss in Ruhe nachdenken«, sagte Björn. »Wir brauchen eine einleuchtende Erklärung.«
    »Es weiß doch keiner, dass wir es waren«, sagte Sindri. »Los, gehen wir!«
    »Sie werden herausfinden, dass Harpa ihn angerufen hat, kurz bevor er losging«, sagte Björn. »Anruflisten. Die Polizei wird sie befragen. Vielleicht war jemand bei Gabríel Örn zu Hause, dem er erzählt hat, dass er Harpa treffen wollte.«
    »Sag denen nichts, Harpa«, riet Frikki.
    »O Gott!«, stöhnte Harpa. Sie wusste, dass sie bei der Polizei alles gestehen würde.
    »Schluss!«, befahl Björn. »Wir müssen uns beruhigen. Wir brauchen eine Erklärung. Ein Alibi für jeden. Zuerst müssen wir ihn aus dem Weg schaffen. Und achtet darauf, dass ihr kein Blut an die Kleidung bekommt.«
    Sindri, Frikki und Björn zogen Gabríel auf den kleinen Parkplatz und legten ihn zwischen zwei Wagen ab.
    »Harpa muss ins B5 gehen«, sagte Ísak. Die anderen sahen ihn fragend an. »Sie muss jetzt sofort ins B5. Da muss sie irgendeinen Aufstand machen, damit man sich später an sie erinnert. Sich mit jemandem streiten oder so. Vielleicht mit mir. Zwischen uns gibt es keine Verbindung, die Polizei wird sich nichts dabei denken.«
    »Aber wo ist sie bis jetzt gewesen?«, fragte Sindri.
    »Bei mir«, erklärte Björn. »Wir haben uns auf der Demo kennengelernt. Sie ist mit mir zur Wohnung meines Bruders gegangen. Die Sache ging schief, sie rief ihren alten Freund an und wollte ihn sehen.«
    »In der Kneipe wartet sie auf ihn, aber er kommt nicht«, spann Ísak den Faden weiter.
    »Was machen wir mit der Leiche?«, fragte Sindri.

    »Ich kann ihn mitnehmen«, sagte Björn.
    »Täusch einen Selbstmord vor«, sagte Ísak. »Keine Ahnung, einen Sturz? Oder sollten wir ihn irgendwo aufhängen?«
    »Das ist furchtbar«, sagte Harpa. »Ich glaube, mir wird gleich schlecht.«
    »Ich gehe mit ihm runter ans Meer«, sagte Björn. »Sindri, du kannst mir helfen. Harpa, du gibst mir deine Telefonnummer. Du gehst mit Ísak ins B5, aber achtet darauf, dass ihr getrennt reingeht. Streitet euch, aber passt auf, dass Harpa nicht rausgeworfen wird; sie muss so lange wie möglich bleiben. Ich bringe jetzt die Leiche weg und melde mich in ein, zwei Stunden. Dann kannst du mit mir zur Wohnung meines Bruders kommen. Wir können die Geschichte dann noch mal ganz in Ruhe durchgehen.«
    Harpa nickte. Sie riss sich zusammen und brach zur Kneipe auf der Bankastræti auf. Isák folgte ihr über eine andere Route.

    Obwohl sie den Plan aus dem Handgelenk geschüttelt hatten und er so einige Löcher aufwies, kamen sie damit durch. Allein hätte Harpa das niemals geschafft. Es brauchte Ísaks Köpfchen und Björns Ruhe.
    Die Befragung bei der Polizei hatte Harpa gut überstanden. Wenn Björn nicht gewesen wäre, hätte sie ausgepackt. Er gab ihr Kraft und die Entschlossenheit, bei ihrer Geschichte zu bleiben. Und jetzt würde sie das alles noch

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