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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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oder Verletzten. Das bedeutet aber wahrscheinlich nur, dass die Waffe aus zweiter Hand ist. Ich habe eine Liste mit isländischen Staatsangehörigen dabei, von denen wir wissen, dass Gunnarsson in London Kontakt zu ihnen hatte. Können wir die durchgehen?«
    »Klar. Ich habe auch einen Termin mit dem Sonderstaatsanwalt für Finanzkriminalität gemacht. Da bekommen Sie vielleicht eine bessere Vorstellung, wie Óskar und die Ódinsbanki in die Ermittlungen bezüglich der Bankenkrise im letzten Jahr einzuordnen sind.«
    »Gut. Danke. Haben Sie irgendwas gefunden?«
    »Nichts bezüglich der Russen«, sagte Magnus. Er überlegte, ob er Piper von Harpa erzählen sollte, doch Baldur hatte es ihm ausdrücklich verboten. Dass Harpa vor rund vier Jahren mal mit Óskar
ins Bett gegangen war, stellte noch keine triftige Verbindung dar. Reykjavík war keine große Stadt. Auch wenn es nicht unbedingt hieß, dass hier jeder mit jedem schlief, konnte so ein Zufall doch nicht ausgeschlossen werden.
    Vier Jahre? Harpa hatte einen dreijährigen Sohn. Interessant.
    »Magnus?«
    Er schüttelte den Kopf. »’tschuldigung. Es ist nichts.«

12
    »Willkommen in Island, Sharon«, sagte der Chief Superintendent. »Ich heiße Þorkell. Und das ist Inspector Baldur, der hier bei uns die Ermittlungen leitet.«
    Þorkell strahlte Piper an, die sofort von ihm eingenommen war. Sie befanden sich im Büro des Chefs im obersten Stock des Polizeipräsidiums. Es bot einen Blick auf die windgepeitschte Bucht und den Berg Esja, der sich stur und ungerührt den Böen entgegenstemmte. Þorkells rundes Gesicht bestand nur noch aus rosa Wangen. Baldur beäugte Piper misstrauisch.
    »Danke«, sagte sie.
    »Wie lange wollen Sie bei uns bleiben?«, fragte Þorkell.
    »Das habe ich offen gelassen«, erwiderte Piper. »Wahrscheinlich nur einen Tag oder so, aber ich kann verlängern, falls notwendig.«
    »Das wird wohl nicht nötig sein«, sagte Þorkell. »Wir haben in dem Fall keine Verbindung nach Island gefunden, nicht wahr, Magnus?«
    Magnus wusste, welche Antwort von ihm erwartet wurde. »Nein«, sagte er.
    »Gibt’s bei Ihnen einen Durchbruch?«
    »Noch nicht«, sagte Piper. »Aber wir können nicht ausschließen, dass Gunnarsson von einem Isländer erschossen wurde.«
    »Ihr Julian Lister hat unrecht. Wir sind nicht alle Terroristen«, sagte Baldur in unsicherem Englisch. Julian Lister war der britische Schatzkanzler.
    »Ich hätte gar nicht gedacht, dass es überhaupt Terroristen in Island gibt«, bemerkte Piper. »Ich habe keine Ahnung, was das
Motiv für den Mord an Óskar Gunnarsson war, aber Hinweise auf Terrorismus liegen uns nicht vor.«
    »Gut, gut«, sagte Þorkell. »Sharon, ich möchte gern, dass Sie mich zu Óskar Gunnarssons Familie begleiten. Er war ein wichtiger Mann hier in Island, und es wäre gut, wenn seine Angehörigen sehen würden, was für die Ergreifung seines Mörders getan wird.«
    »Selbstverständlich«, sagte Piper.
    »Was sollte dieser ganze Kram mit den Terroristen?«, fragte Piper, als sie Þorkells Büro verlassen hatten.
    »Tja, Sie werden feststellen, dass die Isländer momentan in dieser Hinsicht etwas sensibel sind«, sagte Magnus. »Als die Banken im letzten Jahr Pleite machten, brachten die Briten ihr Antiterrorismusgesetz zur Anwendung und beschlagnahmten die Einlagen ihrer Landsleute bei einer isländischen Bank. Manche Isländer sind der Ansicht, dass die zwei größten Banken dadurch zahlungsunfähig wurden. Die britische Regierung gab eine schwarze Liste mit terroristischen Organisationen heraus, auf der die isländischen Banken direkt hinter al-Qaida, den Taliban und Nordkorea rangierten. Darüber regten sich viele Isländer sehr auf. Sie richteten im Internet eine Petition mit Bildern von Normalbürgern ein, die versicherten, keine Terroristen zu sein. Hier herrscht immer noch große Wut auf euren Premier und Julian Lister.«
    »Kann ich keinem zum Vorwurf machen«, sagte Piper. »Lister wurde den Sommer über rausgeekelt, aber der Premier sitzt immer noch im Sattel.«
    »Egal, werfen wir mal einen Blick auf Ihre Liste.«
    Zurück in der Abteilung Gewaltverbrechen, stellte Magnus die Kollegin aus England Árni und Vigdís vor. Vigdís ließ sich dazu herab, Good afternoon zu sagen.
    »Und, Sharon, wie gefällt Ihnen Island?«, wollte Árni mit einem Gesichtsausdruck gespannter Vorfreude wissen.
    »Ist ziemlich windig hier«, sagte Piper. »Ich habe noch nicht viel gesehen. Ich hätte nichts gegen einen Baum

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