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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Bankern die Schuld geben. Wir Isländer insgesamt müssen uns fragen, wieso wir uns Geld liehen, das wir niemals würden zurückzahlen können. Und uns bleibt keine andere Wahl, als alles zurückzuzahlen.«

    Magnus lehnte sich nach hinten, um Abstand zum angeregten Geplauder rund um den Tisch zu bekommen. Er fühlte sich angenehm beschwipst. Sie waren seit Stunden in der Kneipe und tranken. Angefangen hatten sie mit einigen Flaschen Wein bei Ingileif, dann waren sie etwas essen gegangen und weiter in eine Kneipe auf der Laugavegur gezogen. Der Abend würde ihn ein kleines Vermögen kosten, aber er hatte das Gefühl, die Kollegin aus England ausführen zu müssen, zumal an einem Freitagabend. Bei den aktuellen Kürzungen war es allerdings undenkbar, die Abteilung um Erstattung seiner Auslagen zu bitten.

    Am Nachmittag hatte er mit Þorkell und Sharon Piper Óskars Eltern in ihrem Haus in Garðabær besucht. Es berührte ihn, wie normal sie waren. Während Emilía durchaus wie die wohlhabende Schwester eines modernen Wikingers ausgesehen hatte, waren die Eltern ein ehrbares, bescheidenes Ehepaar. Óskars Vater arbeitete noch immer als Bauingenieur für eine Behörde der Regierung, seine Mutter war pensionierte Sachbearbeiterin im Finanzamt. Beide waren völlig erschüttert. Schnell war klar, dass ihr Sohn ihnen alles bedeutet hatte, dass sie ihn schon angebetet hatten, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, und ihm das nötige Selbstbewusstsein für den Erfolg vermittelt hatten.
    Sie freuten sich über den Besuch der Kriminalbeamtin aus London. Sharon hatte ihnen glaubhaft versichert, dass die britische Polizei die Ermittlungen mit allen Kräften vorantrieb. Außerdem gelang es ihr, einige Fragen einzustreuen: ob Óskar private Probleme oder irgendwelche Feinde gehabt hätte. Doch es gab keine neuen Informationen. Die Eltern hatte beide Freundinnen kennengelernt: Die Russin hatte sie schwer beeindruckt, die Venezuelanerin fanden sie unglaublich exotisch. Sie waren erkennbar stolz, aber auch ein wenig besorgt über das Jetset-Leben ihres Sohnes. Die Sorge bereitete ihnen Schuldgefühle: Wenn sie ihren geliebten Óskar in Island gehalten hätten, wäre er vielleicht noch am Leben.
    Es war frustrierend. Magnus spürte, wie er persönlich in die Ermittlung hineingezogen wurde. Er wollte Óskars Mörder finden, den Menschen, der den Eltern ihren Sohn genommen hatte. Am liebsten wäre er mit Sharon nach London geflogen, um die Vorgänge aus erster Hand zu verfolgen, aber er wusste, dass Þorkell und der Polizeipräsident das niemals genehmigen würden. Warum sollten sie auch?
    Er wünschte sich eine Verbindung zu Island, damit er sich richtig in den Fall reinknien konnte. Vielleicht war Harpa diese Verbindung. Sein Gefühl sagte ihm, dass Harpa, Gabríel Örn und Óskar Gunnarsson mehr verband als ein gemeinsamer Arbeitgeber
und eine vier Jahre zurückliegende Nacht der Leidenschaft. Aber vielleicht redete er sich das auch nur ein.
    Wie ärgerlich, dass er nicht mit Sharon darüber sprechen konnte.
    Sie saßen zu fünft am Tisch in der überfüllten Kneipe: Magnus, Sharon Piper, Ingileif, Árni und Vigdís. Ingileif hatte die Party ihrer schicken Kunden verlassen und sich zu ihnen gesellt, was Magnus zu schätzen wusste, auch wenn er vermutete, dass sie es aus Neugier getan hatte.
    Wie immer waren die Isländer deutlich besser gekleidet als die Ausländer, und wenn es um Stil ging, war Magnus eindeutig kein Einheimischer. Árni im schwarzen Sweatshirt unter dem Leinensakko sah cool aus, irgendwie lässig. Vigdís und Ingileif trugen zwar beide Jeans, machten aber Eindruck mit ihrem zarten Make-up und dem unauffälligen Schmuck, während Sharon die graue Hose und rosa Bluse anhatte, mit der sie schon angekommen war. Magnus trug ein kariertes Hemd über einem T-Shirt, dazu eine alte Jeans.
    Das Gespräch am Tisch war lebhaft, wurde aber immer schwerer zu verstehen. Árni und Magnus waren zu Whisky übergegangen, die Frauen tranken den ganzen Abend über Wein. Wie viele Flaschen es gewesen waren, hatte Magnus nicht mitgezählt. Vigdís quetschte Sharon aus, wollte wissen, wie es sei, als Frau bei der Londoner Polizei zu arbeiten, während Árni wie ein Wahnsinniger übersetzte, allerdings fehlerhaft.
    »Es ist schön, mal ein, zwei Abende weg zu sein«, sagte Sharon.
    »Hast du Kinder?«, fragte Ingileif.
    »Zwei. Meine Tochter geht zur Uni, mein Sohn ist gerade mit der Schule fertig geworden. Aber er hat noch keine

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