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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Gras.«
    »Glauben Sie nicht, dass die Menschheit die Erde in den nächsten tausend Jahren zugrunde richten wird?«
    »Ähm, nein«, sagte Magnus. Eine Grüne. Das war mal was Neues, auch wenn er annahm, dass es in Island mehr von der Sorte gab.
    »So lange liegt dieser Ausbruch schon zurück? Sieht eher aus, als wäre er zehn Jahre her. Oder ein Jahr. Wie kann man hier leben?«
    »Die Isländer sind ein zäher Menschenschlag. Im achtzehnten Jahrhundert brach irgendwann einer der Vulkane aus. Mehrere Jahre schwebte eine Aschewolke über der Insel. Die Ernte fiel aus, Tiere starben, die Bevölkerung schrumpfte auf unter dreißigtausend. Damals überlegten die Menschen, ob sie gehen sollten, aber sie blieben.«
    »Sie?«, sagte Piper. »Das klingt distanziert.«
    Magnus lächelte. »Sie haben recht. Ich meinte wohl ›wir‹. Ich fühle mich in meiner Heimat immer noch ein wenig fremd.«
    »Wo haben Sie in den Staaten gelebt?«
    »In Boston. Dort war ich bei der Mordkommission. Habe dasselbe gemacht wie Sie. Nur mit mehr Waffen, vermute ich.«
    »Kann sein«, sagte Piper. »Obwohl es inzwischen in London jede Menge Waffen gibt.«
    »Fühlen Sie sich angreifbar, weil Sie keine dabeihaben?«, fragte Magnus. Das hatte er schon immer von den britischen Kollegen wissen wollen.
    »Normalerweise nicht«, entgegnete Piper. »Wir haben immer mehr Beamte mit Schusswaffenausbildung. Ich bin noch nicht mit einer Pistole bedroht worden. Sie?«
    »Ein paarmal«, sagte Magnus. »Das gehört zu den Dingen, die ich hier schwierig finde. Polizisten tragen keine Waffe.«

    »Und die Verbrecher? Das ist ja wohl die entscheidende Frage.«
    »Bis ich hier auftauchte, nicht«, sagte Magnus. Er war nicht besonders stolz darauf, dass er einen dominikanischen Auftragsmörder von Boston nach Reykjavík gelockt hatte, der dann auf Árni geschossen hatte. Das eigentliche Problem mit Waffen begann, wenn man irgendwann einen von den Bösen erschoss. Das hatte Magnus zweimal getan, einmal zu Beginn seines Berufslebens als uniformierter Streifenbeamter, zum zweiten Mal Anfang dieses Jahres, als zwei Kerle versucht hatten, ihn umzubringen.
    Er träumte immer noch davon. Von dem fetten Glatzkopf auf der Straße in Roxbury, der behauptete, er hätte Informationen über einen Mordfall, in dem Magnus ermittelte. Dass er dem Mann gedankenlos in eine Gasse gefolgt war. Zu spät gemerkt hatte, dass der Jugendliche an der Ecke eine Tätowierung trug, die nicht zu den Gangs der Gegend passte. Magnus hatte sich geduckt, umgedreht, geschossen. Der Jugendliche war hingefallen. Magnus war herumgewirbelt und hatte dem Dicken in den kahlen Schädel geschossen. Und Nacht für Nacht sah er diesen Film in seinen Träumen.
    Ohne eine Waffe fühlte sich Magnus immer noch nackt.
    Eine Windböe wollte den Lastwagen vor ihnen von der Straße drücken. Er schwankte.
    »Mein Gott!« Piper erstarrte und wollte sich am Armaturenbrett festhalten.
    Magnus umklammerte das Lenkrad des Range Rover noch fester. Weiße Gischt sprühte von den Wellenkämmen des Meeres links von ihnen.
    »Gibt’s was Neues über die Ermittlung?«, fragte Magnus.
    »Noch kein Durchbruch«, sagte Piper. »Wir untersuchen die russische Spur, auch wenn die immer unwahrscheinlicher wird. Ein Graphologe hat sich die Schrift auf dem gelben Zettel angesehen, den wir vor Óskar Gunnarssons Haus fanden. Er meint, der Verfasser sei kein russischer Muttersprachler.«
    »Sie meinen, das war eine falsche Fährte?«

    »Sieht so aus.«
    »Haben Sie Ihrer Zeugin jemanden mit isländischem Akzent vorgestellt?«
    »Ja. Wir waren mit ihr bei der isländischen Botschaft, und sie hat sich die Leute da angehört. Sie meint, dass der Kurier einen isländischen Akzent gehabt haben könnte. Aber er sprach sehr gut Englisch.«
    »Interessant.«
    »Tja. Natürlich kann es ein Kurier von Gunnarssons isländischen Bekannten in London gewesen sein, aber wir haben niemanden gefunden, der versucht hätte, ihm etwas nach Hause liefern zu lassen.«
    »Was ist mit dem Mörder selbst? Sprach der Isländisch?«
    »Wir haben es mit der Freundin und den Isländern von der Botschaft versucht. Sie meinte, die Sprache, die sie hörte, könnte Isländisch gewesen sein, aber sie war sich nicht sicher. Endgültig konnte sie es nicht sagen.«
    »Und die Motorräder?«
    »Nichts. Aber die Waffe konnten wir identifizieren: Sie wurde vor zwei Monaten bei einer Schießerei zwischen zwei Banden in Lewisham benutzt – das ist in Südlondon. Keine Toten

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