Magyria 01 - Das Herz des Schattens
Seite, in die zarte, empfindliche Haut, kam der Schmerz wie eine Erlösung über sie. Das Mädchen lachte leise.
Ein anderes Lachen antwortete ihr, ein höhnisches Lachen, wild und böse.
Dort, an der Tür, stand Kunun.
Hanna setzte sich rasch auf und rückte ihren Pullover zurecht. Mattim flüsterte: »Wir hätten das Haus doch durchsuchen sollen.« Laut sagte er: »Was willst du?«
Der Schattenprinz kam durch das weiße Zimmer auf die beiden zu. »Wie immer hast du schon getan, was ich will. Und jetzt kommst du mit mir. Sofort und ohne Fragen zu stellen.«
»Wohin? Was hast du vor?«
»Ich sagte, stell keine Fragen. Komm einfach.«
Durch die Tür glitt Atschorek herein. Sie setzte sich neben Hanna, die immer noch etwas benommen dreinblickte, und legte den Arm um ihre Schulter. »Geh, Mattim. Ich passe so lange auf deine Freundin auf.«
Der junge Prinz sah verwirrt von einem zum anderen. »Was ist hier eigentlich los? Ich lasse Hanna bestimmt nicht allein hier zurück!«
»Geh und gehorche«, sagte Atschorek. Mit ihren langen, schlanken Fingern strich sie über Hannas dunkles Haar.
Mattim blickte von einem zum anderen. Was würden sie
tun, wenn er die Hand des Mädchens ergriff und einfach zur Tür hinausspazierte?
»Ich habe zehn Schatten im Haus«, sagte Kunun. »Fünf werden hierbleiben, fünf kommen mit uns. Ich kann sie gerne hereinbitten, aber ich möchte ungern deinem Ansehen schaden, kleiner Bruder. Es ist für alle Beteiligten besser, wenn du mich einfach begleitest.«
Mattim schluckte. Er wollte kämpfen, aber er war nicht darauf vorbereitet. Womit sollte er auf Kunun losgehen, mit bloßen Händen? Und was würde Atschorek dann tun, die Hand zärtlich an Hannas Wange? Sie brauchten keine zehn Vampire, um ihn zu bezwingen. Er hatte ihnen nichts entgegenzusetzen. Trotzdem bohrte er die Füße in den Marmorboden und blickte Kunun trotzig an.
»Nicht ohne Hanna. Sie bleibt nicht alleine hier. Ich will sehen, wie ihr sie zu Hause absetzt. Dann komme ich mit dir.«
Kunun wechselte mit seiner Schwester einen Blick.
»Vielleicht wäre es gar nicht so verkehrt, sie dabeizuhaben«, sagte die Vampirin und lächelte, als sei ihr gerade ein wundervoller Einfall gekommen.
Kunun nickte. »Das Mädchen fährt mit dir, Atschorek. Ebenso ihr drei.« Er wählte die Schatten aus, die sie begleiten sollten. »Du bleibst bei mir, Mattim.«
Kunun legte die Hand auf den Nacken des jungen Prinzen und schob ihn zur Tür.
Auf der Zufahrt, hinter Atschoreks schwarzem BMW, wartete der R8. Sie hätten halb um das Haus herumgehen müssen, um ihn zu sehen. Weder Mattim noch Hanna waren vorsichtig genug gewesen, um das zu tun.
Der Junge blieb an der Beifahrertür stehen. »Ich möchte mit Hanna in einem Auto sitzen.«
Kunun lächelte nur kühl. »Du musst mit dem zufrieden sein, was wir dir geben. Setz dich.«
Mattim gehorchte, als er beobachtete, wie Atschorek Hanna aus dem Haus führte. Hinter ihnen kamen die Schatten, die Kunun angekündigt hatte; bis jetzt hatte Mattim noch darauf hoffen können, dass er nur bluffte. Lauf, Hanna, wollte er rufen, lauf! Auch wenn er wusste, dass sie keine Chance hatte. Ihre Blicke trafen sich, und er versuchte, alle Zuversicht in den seinen zu legen. Es wird nichts Schlimmes passieren. Wir bleiben zusammen.
Sie nickte leicht, und ein zaghaftes Lächeln glitt über ihr Gesicht.
Kunun fuhr auf die Straße, ohne auf den anderen Wagen zu warten, aber wenig später sah Mattim, dass das große dunkle Auto ihnen folgte.
»Warum dieser ganze Aufwand?«, fragte er. »Wenn du etwas von mir willst, wieso fragst du mich nicht einfach? Es gibt Familien, in denen wird das so gehandhabt.«
»Manchmal bin ich dein Bruder«, sagte Kunun, »und manchmal bin ich einfach nur dein König.« Konzentriert blickte er nach vorne.
»Wohin bringst du mich? Aus der Stadt heraus?« Mattim erwartete keine Antwort und erhielt auch keine. Der Ältere fuhr schnell und rücksichtslos, mehr als einmal entging er einem Krach nur um Haaresbreite. Der Junge verspürte keine Angst. Merkwürdigerweise fühlte er gar nichts, nichts außer Zorn. »Wenn ihr Hanna irgendetwas antut, werde ich dich töten«, sagte er. »Ich finde einen Weg, glaub mir.«
Der Schattenprinz lächelte in sich hinein. Am liebsten hätte Mattim ihn gefragt, ob er ihr Eindringen in die Hotelsuite bemerkt hatte und ob er sich jetzt auf irgendeine perfide Weise rächen wollte, aber vielleicht hatte das eine gar nichts mit dem anderen zu
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