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Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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anstellt.«
    »Könnte es irgendein richtig gefährlicher Krankheitserreger sein?« Es muss so sein. Es muss einfach. Schließlich verbrennen wir Menschen …
    »Nein.« Ihre Stimme klang tonlos und bestimmt. »Nicht wir. Sie tun das.«
    Desjardins blinzelte. Habe ich das laut ausgesprochen? »Wir sind alle auf derselben Seite, Alice.«
    »Hm-hm.«
    »Alice …« Manchmal ging sie ihm wirklich auf den Geist. Wir stecken mitten in einem Krieg , wollte er brüllen. Und es geht nicht gegen die Firmenbosse und Bürokraten oder gegen dein eingebildetes böses Imperium. Wir kämpfen gegen ein gleichgültiges Universum, das über unseren Köpfen zusammenbricht. Und du machst mir Vorwürfe, weil wir an paar Verluste hinnehmen müssen?
    Aber Alice Jovellanos hatte einen blinden Fleck von der Größe der Antarktis. Manchmal konnte man mit ihr einfach nicht vernünftig reden. »Beantworte einfach nur die Frage, okay? Irgendjemand ist offenbar der Meinung, dass dieses Ding extrem gefährlich ist. Könnte es eine Art Krankheitserreger sein?«
    »Du meinst, ein Mittel zur biologischen Kriegsführung?« Überraschenderweise schüttelte sie jedoch den Kopf. »Unwahrscheinlich.«
    »Wieso nicht?«
    »Krankheitserreger sind einfach nur kleine Raubtiere, die dich von innen heraus auffressen. Wenn sie dazu geschaffen wurden, sich von deinen Molekülen zu ernähren, sollte ihr biochemischer Aufbau zumindest mit deinem kompatibel sein. Die D-Aminosäuren deuten darauf hin, dass das nicht der Fall ist.«
    »Aber sicher bist du dir nicht?«
    Jovellanos zuckte hob die Schultern. »Frosch im Mixer, erinnerst du dich? Ich will damit nur sagen, wenn A B fressen will, ohne alles wieder auszukotzen, muss der biochemische Aufbau von beiden zumindest ähnlich sein, ßehemoth ist dafür einfach ein wenig zu fremdartig. Ich könnte mich allerdings auch irren.«
    Aber was ist mit den Überträgern, den Schiffsbauern und Tauchern … »Könnte es in einem menschlichen Wirt überleben?«
    Sie schürzte die Lippen. »Alles ist möglich. Schau dir A-5 an.«
    »Was ist das?«
    »Eine Mikrobe, die Metall oxidieren lässt. Sie kommt normalerweise am Grund von tiefen Seen vor, aber ein paar Millionen davon leben auch in deinem Mund. Niemand weiß genau, wie sie dorthin gekommen sind, aber so ist es nun einmal.«
    Desjardins legte die Finger zu einer Pyramide zusammen. »Rowan hat von einem Bodenbakterium gesprochen«, murmelte er wie an sich selbst gewandt.
    »Sie würde es alles Mögliche nennen, wenn sie dadurch ihren Firmenarsch retten könnte.«
    »Verdammt, Alice.« Er schüttelte den Kopf. »Warum arbeitest du überhaupt hier, wenn du doch nur der Meinung bist, dass wir der bösen herrschenden Klasse dienen?«
    »Alles andere wäre noch schlimmer.«
    »Nun, ich glaube nicht, dass ßehemoth aus dem Labor einer Pharmafirma stammt. Ich denke, es stammt aus dem Ozean.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Die Feuer lassen sich mit Leuten in Beziehung setzen, die viel Zeit auf See verbracht haben.«
    »Der Ozean ist verdammt groß, Killjoy. Wenn es eine auf natürlichem Wege entstandene Mikrobe wäre, wäre sie doch bestimmt schon vor ein paar Millionen Jahren an Land gelangt.«
    »Ja.« Desjardins rief die Personalakten der möglichen Opfer auf und sprach im Geiste ein kurzes Dankesgebet dafür, dass er den Pakt mit dem Teufel eingegangen war und seinen freien Willen gegen eine unbeschränkte Sicherheitsfreigabe eingetauscht hatte. Dann begann er, das Feld einzugrenzen.
    »Obwohl, jetzt, wo du es sagst«, fuhr Jovellanos fort, »diese Enzyme mit ihren steifen Gelenken würden bei hohem Umgebungsdruck deutlich besser funktionieren.«
    Ein Menü, eine Reihe von getippten Befehlen: eine gewölbte Projektion des Nordpazifiks erschien auf der Anzeige.
    »Und wenn dieses kleine Mistvieh kein genetisches Konstrukt ist, dann muss es uralt sein. Älter noch als die Marsmikrobe – he, vielleicht ist es sogar hier auf der Erde entstanden. Das wäre doch was!«
    Desjardins legte ein GIS-Gitter über die Karte und ließ Daten hineinströmen. Leuchtende Punkte verteilten sich über die Anzeige wie radioaktive Kondensstreifen in einer Nebelkammer: sämtliche Aufträge aller Opfer, die etwas mit dem Meer zu tun hatten, im Pazifik, nach Orten sortiert.
    »He, Killjoy.«
    An bestimmten Schlüsselorten sammelten sich überdurchschnittlich viele Punkte – Meeresfarmen, Minenaußenposten, die kreuz und quer über den Ozean führenden Fäden der Schifffahrtswege. Das war nicht

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