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Maienfrost

Maienfrost

Titel: Maienfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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ganzes Stück weiter.«
    Als er die zunehmende Skepsis auf Almut Mierschs Zügen bemerkte, zog der Kommissar das ihm von Leona überlassene Tatortfoto aus der Innentasche seines Leinenblazers, um es ihr zu reichen. Dabei bemerkte er, dass Almuts Hand leicht zitterte, als sie nach der Aufnahme griff. All ihren Mut zusammen nehmend, warf die alte Frau einen Blick darauf. Betroffen registrierte der Kommissar, wie dabei der letzte Rest Farbe aus ihrem, von der Krankheit gezeichnetem Gesicht wich. »Oh mein Gott!«, stammelte sie tief betroffen.
    Aufgrund der von ihm hervorgerufenen Reaktion bekam Henning augenblicklich ein schlechtes Gewissen. »Es tut mir Leid«, entschuldigte er sich zerknirscht, »Ihnen diesen Anblick zumuten zu müssen. Aber angesichts Ihrer Skepsis erschien es mir erforderlich, Sie mit diesem polizeilichen Beweismittel zu konfrontieren. Sie müssen doch zugeben, dass etwas Geheimnisvolles von dieser Fotografie ausgeht. Nachdem ich sie sah, stand für mich fest, dass es irgendeine Beziehung zwischen den beiden geben musste. Gleichzeitig vermutete ich, dass ihrem Mörder diese Tatsache bekannt war. Sonst hätte er seine Opfer nicht so sorgfältig in Szene gesetzt. Ich gehe davon aus, dass er uns damit eine ganz bestimmte Nachricht übermitteln wollte. Es erschien mir wichtig, dass Sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen können.«
    Nachdenklich geworden, gab Almut Miersch dem Kommissar das Bild zurück. Ihr Kopf mit den grau gewordenen Resten einer einst wohl üppigen Haarfülle, wog bedächtig auf ihrem dünnen Hals hin und her. »Sie haben Recht«, gestand sie betroffen. »Von diesem Foto scheint irgendetwas Übersinnliches auszugehen. Die beiden liegen tatsächlich da wie ein Liebespaar. Bislang kannte ich diesen David Küster ja nur vom Hörensagen. Daher hatte ich auch keine Ahnung wie er aussah. Ich muss zugeben, dass die beiden unter normalen Umständen ein schönes Paar abgegeben hätten. Jetzt wo ich die Aufnahme gesehen habe, neige ich dazu, mich Ihrer Annahme anzuschließen …«
    »Noch ist nichts bewiesen«, schränkte Henning ein. »Zunächst einmal muss ich herausfinden, ob David und Carmen Ende der Achtzigerjahre schon einmal aufeinander getroffen sein könnten. Um das in Erfahrung zu bringen, werde ich wohl oder übel noch einmal bei den Kronstedts vorbeischauen müssen.«
    »Ihren Worten zufolge kennen Sie die beiden bereits?«, erkundigte sich Almut.
    Henning nickte: »Ich sprach heute morgen mit Frau Kronstedt.«
    »Haben Sie bei der Gelegenheit auch ihren Sohn angetroffen?«
    »Leider nein. Ich erfuhr lediglich, dass er verreist sei. Warum fragen Sie?«
    »Nur so. Es hätte mich interessiert, was Sie von dem Jungen halten. Ich bin nämlich nie so ganz schlau aus ihm geworden. Ich weiß noch, dass er schon bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit davor zurückscheute, einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Vielmehr zog er es vor, sich der Mehrheit anzuschließen. Und so viel ich weiß, hat sich daran bis heute nichts geändert. Für meine Begriffe war er charakterlos.«
    »Das klingt ja nicht gerade viel versprechend, was Sie da sagen«, resümierte Henning nachdenklich. »Halten Sie es für möglich, dass er etwas mit den Morden zu tun haben könnte?«
    »Ich weiß nicht, ob ihm so etwas zuzutrauen wäre. Schließlich war er mit Carmen befreundet, seit ich zurückdenken kann. Zu sehen, wie er ihr auf Schritt und Tritt folgte, ihr alles recht zu machen versuchte, grenzte für mich schon an Besessenheit. Ich fand sein Verhalten unterwürfig und es stieß mich ab. Von Carmen weiß ich, dass sie genauso empfand, es jedoch nicht übers Herz brachte, ihm das zu sagen. Sie war nicht der Typ, ihn wissentlich zu verletzen, da nahm sie lieber seine ständige Anwesenheit in Kauf. Eines jedoch muss ich dem Jungen zugute halten. Er kümmerte sich rührend um Carmen. Dass sie sich während ihres Liebeskummers nicht daheim vergrub, um Trübsal zu blasen, ist Micha zu verdanken.«
    »Wussten Sie, dass es für seine Mutter anscheinend schon beschlossene Sache war, dass die beiden eines Tages heiraten würden?«, warf Henning ein.
    Almut Miersch lachte unfroh auf. »So etwas zu sagen, ist typisch für diese Frau. In dieser Beziehung war die Mutter genauso unrealistisch wie der Sohn. Der nämlich hat sich tatsächlich Hoffnungen auf Carmen gemacht. Ich möchte nicht wissen, welcher Schock es für ihn gewesen sein muss, sie an einen anderen zu verlieren.«
    »Wäre es nicht denkbar, dass er in

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