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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sicher nicht alle darauf aus, eine Frau zu finden. Und es konnten auch nicht alle mit jemandem verabredet sein. Es waren sämtliche Rassen vertreten, sämtliche Altersstufen. Sie kamen abends aus ihren Löchern gekrochen wie die Ratten und wagten sich bis an die Grenze ihres Reviers vor.
    Das Neonschild des Grelots warf einen violetten Schein auf den Gehsteig, und schon vom Taxi aus hörte Maigret gedämpfte Musik, eigentlich mehr ein von dumpfem Stampfen begleitetes rhythmisches Geräusch. Unter einer Gaslaterne standen zwei uniformierte Schutzleute auf Posten, und vor dem Eingang des Lokals erblickte er einen Zwerg, der Luft zu schöpfen schien, der aber kaum, daß er Maigret aus dem Taxi steigen sah, auch schon im Lokal verschwand.
    Hier war das immer so. Maigret war noch nicht eingetreten, als er von zwei Männern beiseitegeschoben wurde, die herausstürzten und verschwanden.
    Andere, die an der Theke standen, wandten die Köpfe ab, als er vorbeiging, weil sie nicht erkannt werden wollten. Sowie er ihnen den Rücken gekehrt hatte, verschwanden auch sie.
    Der kleine, stämmige Wirt trat auf ihn zu:
    »Wenn Sie Pierrot suchen sollten, Herr Kommissar …«
    Er sprach absichtlich laut und betonte das Wort Kommissar so, daß jedermann im Saal Bescheid wußte. Auch hier war das Licht violett, und man konnte die Gäste an den Tischen und in den Boxen kaum unterscheiden. Nur die Tanzfläche war beleuchtet, und das Licht der Scheinwerfer verlieh den Gesichtern etwas Geisterhaftes.
    Die Musik spielte weiter, die Paare tanzten, aber die Gespräche waren verstummt, und aller Augen waren auf die massige Gestalt Maigrets gerichtet, der einen freien Tisch suchte.
    »Sie suchen einen Platz, Herr Kommissar?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Herr Kommissar …«
    Der Wirt benahm sich wie ein Ausrufer, der vor seiner Schaubude auf- und abstolziert.
    »Was darf es sein, Herr Kommissar? Sie sind natürlich mein Gast …«
    Maigret hatte das alles erwartet, als er das Lokal betreten hatte. Er war es gewöhnt.
    »Einen Marc.«
    »Einen Marc für den Herrn Kommissar, vom ältesten!«
    Die vier Musiker auf der Estrade trugen schwarze Hosen und dunkelrote Seidenhemden mit langen, bauschigen Ärmeln. Für Pierrot hatte man einen Ersatz gefunden: Einer der Männer spielte abwechselnd Akkordeon und Saxophon.
    »Sie wollten mich sprechen?«
    Maigret verneinte und deutete auf die Estrade.
    »Mit den Musikern also?«
    »Mit dem, der Pierrot am besten kennt.«
    »Das ist Louis, der Akkordeonspieler, der auch das Orchester dirigiert. In einer Viertelstunde machen wir Pause, und dann hat er einen Augenblick Zeit, sich mit Ihnen zu unterhalten. Ich nehme an, daß Sie es nicht allzu eilig haben?«
    Fünf oder sechs weitere Personen, darunter einer der Musiker, verspürten das Bedürfnis nach frischer Luft. Maigret beachtete sie nicht weiter, sondern sah sich gelassen um und betrachtete die Leute, deren Gespräche allmählich wieder in Gang kamen.
    Es waren auch einige Straßenmädchen da, aber keine von ihnen war hier, um einen Freier zu finden. Sie waren gekommen, um zu tanzen, und das taten sie jetzt alle. Die meisten tanzten mit ihren Auserwählten, wobei sie völlig im Tanz aufgingen, als sei er eine Art Ritus. Einige von ihnen hielten die Augen geschlossen, als seien sie in Ekstase, und andere wieder tanzten Wange an Wange mit ihrem Kavalier, ohne daß ihre Körper sich zu berühren suchten.
    Es waren auch ein paar Büromädchen und Verkäuferinnen da, und auch sie waren nur der Musik und des Tanzens wegen gekommen. Man sah keine Neugierigen, auch keine bummelnden Paare, die solche Lokale gern aufsuchen, um die Unterwelt aus nächster Nähe zu begaffen.
    In ganz Paris gab es nur noch zwei, drei Dancings dieser Art; sie waren nur den Eingeweihten bekannt, und es wurde hier viel mehr Limonade als Alkohol getrunken.
    Die Musiker sahen in aller Seelenruhe auf Maigret herunter; es war unmöglich, ihre Gedanken zu erraten. Der Akkordeonspieler war ein gutaussehender, etwa dreißigjähriger junger Mann, der wie ein Kinoheld aussah, dunkelhaarig, mit Koteletten wie ein Spanier.
    Ein Mann mit einer großen Tasche in seiner Schürze sammelte die Münzen für die Musiker ein.
    Einige Paare blieben auf der Tanzfläche stehen. Man spielte noch einen letzten Tanz, einen Tango; das Licht der Scheinwerfer wechselte von violett auf rot, die Hemden der Musiker verloren ihren Glanz, und die Schminke der Frauen verblaßte. Endlich setzten die Musiker

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