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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Kellner die Bestellung aufnahm, war er nicht mehr so zuvorkommend.
    »Ein Bier …«
    Dann hielt Maigret ihm den Stapel Fotos hin und sagte:
    »Schauen Sie doch bitte, ob Sie einen dieser Männer erkennen.«
    »Eigentlich habe ich jetzt keine Zeit …«
    »Es dauert ein paar Sekunden …«
    Bestimmt hatte ihn der Wirt ins Gebet genommen, nachdem der Kommissar beim letzten Mal so lang im Souterrain verschwunden gewesen war.
    Der Kellner zögerte, nahm aber dann die Bilder entgegen.
    »Ich verziehe mich lieber kurz, um sie mir anzuschauen …«
    Er kam fast augenblicklich wieder und streckte Maigret das Bündel hin.
    »Von denen kommt mir keiner bekannt vor«, sagte er, und es klang ehrlich.
    Dann brachte er das bestellte Bier. Maigret konnte also nach Hause gehen und zu Abend essen. Er trank in Ruhe sein Bier aus, stieg dann die Treppe zum Erdgeschoss empor und sah dort, genau ihm gegenüber, Lapointe allein an einem Tisch sitzen.
    Lapointe bemerkte ihn ebenfalls, tat aber, als würde er ihn nicht kennen. Émile Branchu musste irgendwo im Raum sein, und der Kommissar vermied allzu auffällige Blicke auf die Gäste.
    Es waren nur zweihundert Meter bis zu seiner Wohnung, in der ihm der Duft gebackener Makrelen entgegenschlug. Madame Maigret ließ sie bei geringer Hitze in Weißwein schmoren, mit reichlich Senf gewürzt.
    Sie sah sofort, dass er nicht zufrieden war über den Verlauf der Ermittlungen, und stellte keine Fragen.
    Als sie beim Essen saßen, fragte sie:
    »Willst du nicht den Fernseher anmachen?«
    Es war eine alte Gewohnheit, ein Tick fast.
    »Um sieben Uhr haben sie in den Nachrichten lange über Antoine Batille geredet. An der Sorbonne haben sie mehrere Studienkollegen interviewt.«
    »Und was sagen die?«
    »Dass er ein netter Kerl gewesen sei, eher unscheinbar und fast unglücklich darüber, dass er aus einer so berühmten Familie kam. Er war verrückt nach Aufnahmegeräten und wartete sehnlichst darauf, dass es diese winzig kleinen, die in eine hohle Hand passen sollen, auch bei uns gibt.«
    »Weiter nichts?«
    »Sie haben seine Schwester zu interviewen versucht, aber sie hat nur geantwortet:
    ›Ich habe nichts mitzuteilen.‹
    ›Wo waren Sie vergangene Nacht?‹
    ›In Saint-Germain-des-Pres.‹
    ›Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Bruder?‹
    ›Er hat sich nicht um mich gekümmert, und ich mich nicht um ihn.‹«
    Die Journalisten schnüffelten überall herum, in der Rue Popincourt, am Quai d’Anjou, an der Sorbonne. Auch Radio Luxembourg und Radio Monaco mischten mit. Und der Fall hatte einen Namen erhalten: Der Schlächter von der Rue Popincourt.
    Man hob die Zahl der Stiche hervor: sieben! Und zweimal hintereinander über das Opfer hergefallen! Als hätte er beim ersten Mal nicht genug bekommen!
     
    Legt das nicht den Gedanken an einen Racheakt nahe?, spekulierte ein Reporter. Wären die sieben Messerstiche Schlag auf Schlag erfolgt, könnte man an eine Wahnsinnstat denken, mit entsprechend verminderter Zurechnungsfähigkeit. Wenn ein Mörder sehr oft zusticht – was die Geschworenen immer sehr beeindruckt –, deutet das meistens darauf hin, dass er die Kontrolle über sich verloren hat. Batilles Mörder hingegen hat sozusagen eine Pause gemacht, ist weggegangen und seelenruhig wiedergekommen, um noch dreimal zuzustechen.
     
    Eine Zeitung schloss ihren Bericht folgendermaßen:
    Hat das Tonbandgerät bei dieser Bluttat eine Rolle gespielt?
    Wir haben Grund zu der Annahme, dass ihm die Polizei eine bestimmte Bedeutung beimisst, doch verweigert man am Quai des Orfèvres jeglichen Kommentar dazu.
     
    Um halb neun klingelte das Telefon.
    »Hier Neveu. Lucas hat mir gesagt, ich solle Sie auf dem Laufenden halten.«
    »Wo seid ihr?«
    »In dem kleinen Bistro gegenüber dem Rahmenmacher. Bevor wir angekommen sind, Lourtie und ich, hat Émile Branchu seinen Laden geschlossen und ist zur Place de la Bastille zum Aperitif gegangen. Dort hat er den Besitzer an der Kasse gegrüßt, und dieser hat wie bei einem Stammgast zurückgegrüßt.
    Branchu hat mit niemandem gesprochen; er hat die Zeitungen gelesen, die er mitgebracht hatte. Lapointe war …«
    »Ich habe ihn gesehen.«
    »Ach, so … Dann wissen Sie auch, dass er zum Abendessen in ein kleines, einfaches Restaurant gegangen ist, wo er eine Serviette im Fach hat und man ihn Monsieur Émile nennt?«
    »Das wusste ich noch nicht …«
    »Lapointe behauptet, er hätte dort sehr gut gegessen. Die Kalbsbratwurst soll …«
    »Und

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