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Maigret am Treffen der Neufundlandfahrer

Maigret am Treffen der Neufundlandfahrer

Titel: Maigret am Treffen der Neufundlandfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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wusch sich die Hände, eine Krankenschwester räumte die Instrumente auf.
    »Wir versuchen, ihn zu retten«, sagte der Arzt. »Der Darm ist an sieben Stellen durchlöchert. Eine Scheißwunde, wirklich! Wir haben ihn, so gut es ging, zusammengeflickt.«
    Und er deutete auf blutgefüllte Gefäße, Wattetupfer und Desinfektionsmittel.
    »Ich kann Ihnen sagen, es war ein verdammt hartes Stück Arbeit!«
    Die Ärzte, Assistenten und Krankenschwestern waren alle in bester Laune. Man hatte ihnen einen aufs Schlimmste verwundeten Mann vorgelegt, mit einem aufgerissenen Bauch und Brandwunden, wo sich schmutzige Kleiderfetzen im Fleisch verkrustet hatten.
    Ja, und jetzt strahlte dieser Körper, den man gerade vorbeigeschoben hatte, vor Sauberkeit. Und der Bauch war sorgfältig zugenäht worden.
    Das Übrige würde später kommen. Vielleicht würde Le Clinche das Bewußtsein wiedererlangen, vielleicht auch nicht. Im Krankenhaus interessierte man sich nicht dafür, wer er war.
    »Hat er wirklich eine Chance davonzukommen?«
    »Warum nicht? Im Krieg gab’s Schlimmeres als das.«
    Maigret hatte gleich darauf im Hotel angerufen, um Marie Léonnec zu beruhigen. Nun schloß sich das Portal des Krankenhauses lautlos (die Tür war gut geölt) hinter ihm. Er war allein. Es war dunkel, die Straße vor ihm war leer, links und rechts standen kleine, bürgerliche Häuser.
    Er hatte noch keine zehn Schritte gemacht, als sich ein Schatten von der Mauer löste, und im Schein einer Laterne erkannte er Adèle, die ihn mit gepreßter Stimme fragte:
    »Ist er tot?«
    Sie mußte stundenlang gewartet haben. Ihr Gesicht war verzerrt und die Schmachtlocken an ihren Schläfen hatten alle Form verloren.
    »Noch nicht!« antwortete Maigret in demselben Ton.
    »Wird er sterben?«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein.«
    »Glauben Sie, ich hätte es absichtlich gemacht?«
    »Ich glaube überhaupt nichts.«
    »Es stimmt nämlich nicht.«
    Der Kommissar war weitergegangen, und sie mußte sich anstrengen, mit ihm Schritt zu halten.
    »Sie müssen zugeben, daß es im Grunde seine Schuld ist …«
    Maigret tat, als hörte er ihr gar nicht zu, aber sie ließ nicht locker.
    »Sie wissen sehr gut, was ich meine … An Bord fehlte nicht viel, und er hätte um meine Hand angehalten. Dann, an Land …«
    Sie ließ sich nicht entmutigen. Sie schien das dringende Bedürfnis zu haben, sich alles von der Seele zu reden.
    »Wenn Sie glauben, daß ich ein schlechter Mensch bin, dann nur, weil Sie mich nicht kennen. Es gibt eben Augenblicke, da … Hören Sie, Herr Kommissar. Sie müssen mir trotz allem die Wahrheit sagen. Ich weiß, wie das ist, wenn einen eine Kugel erwischt. Vor allem, wenn sie aus nächster Nähe in den Bauch trifft. Man mußte ihm den Bauch öffnen, nicht wahr?«
    Ihrer Art zu reden war zu entnehmen, daß sie schon viel Zeit in Krankenhäusern verbracht und Arztgespräche verfolgt hatte. Und die vielen Kranken, die sie besucht hatte, lagen bestimmt nicht mit ihrer ersten Schußverletzung dort.
    »Ist die Operation geglückt? Man sagt, es käme bei solchen Fällen darauf an, was man vorher gegessen hat …«
    Sie schien sich nicht sonderlich um ihn zu ängstigen. Ihr Egoismus war durch nichts zu erschüttern.
    »Wollen Sie mir nicht antworten? … Dabei wissen Sie doch ganz genau, warum ich vorhin so unverschämt war. Gaston ist ein Lump. Ich habe ihn nie geliebt. Aber der andere …«
    »Es ist möglich, daß er mit dem Leben davonkommt«, sagte Maigret und blickte das Mädchen fest an. »Aber wenn das Drama auf der ›Océan‹ nicht aufgeklärt wird, hilft ihm das auch nicht weiter.«
    Er wartete darauf, daß sie etwas sagte, daß sie zu zittern begann, aber sie senkte nur den Kopf.
    »Sie glauben natürlich, ich wüßte etwas, weil die beiden Männer meine Liebhaber waren. Aber ich schwöre Ihnen, ich weiß nichts! Sie haben Kapitän Fallut nicht gekannt, Sie können es also nicht verstehen … Klar, er war in mich verliebt. Er kam mich in Le Havre besuchen. Aber diese heftige Leidenschaft – in seinem Alter – mußte ihn ein wenig durcheinandergebracht haben … Trotzdem war er in allem ein gewissenhafter und sehr selbstsicherer Mann und geradezu besessen von Ordnungsliebe. Ich frage mich heute noch, was ihn dazu bewog, mich an Bord zu verstecken. Aber ich weiß, daß er diesen Entschluß schon bereute, als wir auf offener See waren, und deshalb hat er mich zu hassen begonnen. Sein ganzes Wesen war mit einem Mal verändert.«
    »Aber der Funker

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