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Maigret am Treffen der Neufundlandfahrer

Maigret am Treffen der Neufundlandfahrer

Titel: Maigret am Treffen der Neufundlandfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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gezeichnet. Alle schweigen über gewisse Dinge. Alle sind unruhig.
    Weil ein Kapitän ein unerklärliches Verhalten an den Tag legte?
    Fallut geht an Land – allein. Er wird warten müssen, bis niemand mehr auf den Kais ist, ehe er Adèle vom Schiff holen kann.
    Er geht ein paar Schritte. Zwei Männer verbergen sich: Der Funker und Gaston Buzier, der Liebhaber des Mädchens.
    Trotzdem ist es ein Dritter, der über den Kapitän herfällt, ihn erwürgt, ihn ins Hafenbecken stößt.
     
    Und das geschah auf diesem Platz, wo die »Océan« jetzt auf dem schwarzen Wasser schaukelte. Der Körper verfing sich in der Ankerkette …
    Maigret rauchte mit ernstem Gesicht.
    Schon beim ersten Verhör lügt Le Clinche, spricht von einem Mann in gelben Schuhen, der Fallut getötet hat. Aber der Mann in den gelben Schuhen ist Buzier. Ihm gegenübergestellt, macht Le Clinche einen Rückzieher …
    Wieso diese Lüge, wenn er damit nicht den Dritten, das heißt den Mörder, decken will? Und wieso rückt Le Clinche nicht mit dessen Namen heraus?
    Statt dessen läßt er sich an seiner Stelle einsperren! Er verteidigt sich kaum, obwohl er damit rechnen muß, verurteilt zu werden!
    Er ist mürrisch wie ein von Gewissensbissen geplagter Mensch. Er wagt weder seiner Braut noch Maigret in die Augen zu sehen.
    Ein winziges Detail: Bevor er auf das Schiff zurückkehrt, begibt er sich ins Rendez-vous des Terre-Neuvas, geht hinauf in sein Zimmer, verbrennt Papiere.
    Man entläßt ihn aus dem Gefängnis, aber er zeigt keine Freude, obwohl Marie Léonnec da ist und ihm Mut macht. Und er findet einen Weg, sich einen Revolver zu beschaffen.
    Er hat Angst. Zögert. Er wartet lange, mit geschlossenen Augen, den Finger am Abzug.
    Und er schießt …
     
    Je weiter die Nacht fortschritt, desto kühler wurde die Luft und desto stärker roch der Wind nach Seetang und Jod.
    Der Fischdampfer hatte sich um mehrere Meter gehoben, und das Deck befand sich jetzt in gleicher Höhe mit dem Kai. Im Sog des steigenden Wassers wurde das Schiff immer wieder gegen die Kaimauer gedrückt, so daß der Landesteg quietschte und knarrte.
    Maigret hatte seine Müdigkeit vergessen. Der tote Punkt war überwunden. Bald würde der Morgen grauen.
    Er stellte Bilanz auf:
    Kapitän Fallut, den man tot aus der Ankerkette geholt hatte.
    Adèle und Gaston Buzier, die sich stritten, sich gegenseitig nicht mehr ertragen konnten und dennoch nicht voneinander loskamen.
    Le Clinche, den man unter weißen Tüchern auf dem Krankenbett aus dem Operationssaal gerollt hatte.
    Und Marie Léonnec.
    Und diese Männer im Rendez-vous des Terre-Neuvas, die selbst dann, wenn sie betrunken waren, irgendwie die Erinnerung an eine Angst behielten.
    »Der dritte Tag!« sprach Maigret laut mit sich. »Dort muß man suchen! Etwas Schrecklicheres als Eifersucht. Und dennoch etwas, das in direktem Zusammenhang mit Adèles Anwesenheit an Bord stand. «
    Er dachte so angestrengt nach, daß ihm fast der Kopf schmerzte. Das Schiff schwankte unmerklich.
    In der Back wurde Licht gemacht, die Matrosen standen auf.
    »Der dritte Tag …«
    Plötzlich zog sich ihm die Kehle zusammen. Er blickte zum Heck und dann auf den Kai, wo sich vorhin ein Mann zum Schiff hinuntergebeugt und die geballte Faust gezeigt hatte.
    Vielleicht lag es zum Teil an der Kälte, daß ihn ein Schauer überlief.
    Der dritte Tag … Der Schiffsjunge … Jean-Marie … Der sich wie rasend aufgeführt hatte, weil er nicht mitfahren wollte … Und der in der Nacht von einer Welle über Bord gespült wurde …
    Maigret musterte das ganze Deck, schien die Stelle zu suchen, an der sich die Katastrophe ereignet hatte.
    »Es gab nur zwei Zeugen: Kapitän Fallut und der Funker Pierre Le Clinche. Am nächsten oder übernächsten Tag wurde Le Clinche Adèles Geliebter.«
    Eine deutliche Veränderung ging mit Maigret vor. Keine Sekunde mehr wollte er verlieren. In der Back bewegte sich jemand. Ohne jedoch gesehen zu werden, überquerte Maigret den Steg, der Schiff und Kai verband.
    Die Hände in den Taschen, die Nase blau vor Kälte, ging er mit düsterer Miene ins Hôtel de la Plage zurück.
    Es war noch nicht Tag, aber es war auch nicht mehr Nacht, denn auf dem Meer zeichneten sich die Wellenkämme in hellem Weiß ab, und die Möwen bildeten helle Flecken am Himmel.
    Im Bahnhof pfiff ein Zug. Eine alte Frau, einen Korb auf dem Rücken und eine Hacke in der Hand, ging zu den Felsen hinaus, um Krabben zu fangen.
    10.
    Die Ereignisse des dritten Tages
    Als

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